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STRATEGIE5. April 2016

Bitkom im Interview: FinTechs gehören in den Bitkom – aber warum sollten Banken beitreten?

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Steffen von Blumröder (Bereichsleiter Banking, Financial Services & FinTechs der Bitkom e.V.)Bitkom

Bitkom und BdB buhlen wechselweise um Banken bzw. um FinTechs als Mitglieder für ihre Organisationen. Der Bitkom ist der Digitalverband der deutschen Wirtschaft und damit natürlicher Partner der FinTechs. Und trotzdem will man nun auch verstärkt Banken aufnehmen. Wir haben bei Steffen von Blumröder (Bereichsleiter Banking, Financial Services & FinTechs der Bitkom e.V.) nachgefragt, welchen Sinn das macht.

Herr von Blumröder, dass der Bitkom für FinTechs da ist, lässt sich ja nachvollziehen. Aber Banken? Haben die nicht wesentlich geeignetere Interessenvertretungen wie die DK oder BdB – um nur zwei zu nennen?

Grundsätzlich geht es uns um die digitale Transformation in Deutschland. Das gilt für den Finanzsektor genauso wie für Automotive, Luftfahrt, Landwirtschaft oder Logistik. Wir glauben, dass es wichtig ist, alle Player der Wertschöpfung zusammenzubringen. Im speziellen geht es mir um die Digitalisierung des Finanzsektors, da spielen Banken genauso eine Rolle wie FinTechs und Technologieanbieter. Wir haben einen anderen Blick auf die Dinge. Wir arbeiten sehr gut mit der DK zusammen, haben da aber natürlich nicht immer die gleichen Interessen.

Und was können Sie besser als die klassischen Bankenverbände?

Bitkom will ja gar kein Bankenverband sein. Es gibt fachliche Themen, die überlassen wir gerne den klassischen Bankenverbänden, aber wenn es wie z.B. bei der Zahlungskontenrichtlinie darum geht, eine Online-Ermächtigung für einen schnellen Kontowechsel gegen den Willen einiger zu adressieren, dann ist das voll unser Thema.

Wir sehen uns als Enabler des digitalen Kanals. Uns geht es nicht darum, analoge Wege zu verbieten, sondern darum, die Gleichberechtigung von digitalen Lösungen voranzutreiben.”

Da gibt es aber noch einige Medienbrüche, die wir nach und nach angehen werden. Aktuell sind wir beim Thema digitale Transformation des Finanzsektors die Nachzügler. Ich möchte, dass wir zu Vorreitern der digitalen Revolution werden.

Nehmen Ihnen es die FinTechs nicht krumm, dass Sie jetzt auch mit Banken sprechen?

Wir betrachten das Thema immer ganzheitlich, unser Ansatz ist immer die digitale Finanzwirtschaft zu betrachten. Dazu gehören Banken, FinTechs und andere Player. Nur wenn das Gleichgewicht zwischen diesen Parteien stimmt, können wir in Deutschland nachhaltig erfolgreich sein.

Also Banken und FinTechs gehen nach Ihrem Gefühl tatsächlich aufeinander zu?

Jeder so wie er es braucht. Viele FinTechs sind ja gar nicht sichtbar und bieten ihre Lösung als Whitelabel-Produkt an, andere bieten Technologien für die Infrastruktur oder andere treten alleine am Markt an.

Banken helfen FinTechs, die Compliance-Anforderungen zu bewältigen, was aber nicht heißt, dass die jungen Wilden weniger reguliert sein wollen. Sie wollen genauso betrachtet werden wie alle Finanzinstitute, aber eben auch bezüglich ihrer Größe und Marktstellung.

Ein wichtiger Aspekt für die Zukunft ist es auch, die Möglichkeit eines europäischen Finanzbinnenmarktes zu schaffen und Regeln zu vereinheitlichen, damit Dienstleistungen einfacher Cross-Border angeboten werden können. Dazu gehört vor allem eine volle digitale Identifizierung und die Harmonisierung von Lizenz-Passporting.

Steffen von Blumröder
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Steffen von Blumröder (42) ist diplomier­ter Betriebs­wirt und hält ei­nen MBA in Un­ter­neh­mensführung und Wirt­schafts­ethik. Von Blumröder war bei den amerikani­schen Tech­no­logie Un­ternehmen Oracle & CSC tätig, bevor er im Juli 2012 beim Bitkom die Be­reichslei­tung Banking, Fi­nanci­al Services und FinTechs über­nahm. Er hat dort ei­ne Dia­logplatt­form für Banken und FinTechs auf­ge­baut und setzt sich für innovati­ons­freundli­che digi­tale Rah­menbedingun­gen ein. Er ist Speaker zur Digi­talisierung des Fi­nanzsek­tors und mehrfa­ches Jurymit­glied bei FinTech Pitch Wettbewer­ben. Von Blumröder ber­ät junge Un­ternehmen bei Themen wie Government Re­lati­ons, Regulati­on und stra­tegi­schen Partnerschaf­ten und verfügt über langjähr­ige Erfahrung im Be­reich Digi­talisierung von Dienst­leis­tungs­bran­chen.

Sind denn beide (Banken, FinTechs) bei Ihnen gleich stimmberechtigt?

Ja, alle sind Vollmitglieder und haben die gleichen Rechte – genauso wie die anderen Mitglieder auch.

Nun haben Sie gerade einen der wichtigsten FinTech-Influencer André Bajorat in den Hauptvorstand der Bitkom aufgenommen. Was erwarten Sie sich davon?

Wir sind immer auf der Suche nach Personen, die unsere Themen und Ziele verkörpern – frischen Wind reinbringen. Da passt er wunderbar rein. Ich gehe davon aus, dass wir in Zukunft weitere neue Player – wie auch Banken – im Hauptvorstand einbinden werden.

Und aus der Sicht des Bitkom: Welches ist die modernste – also digitalste – Bank?

Da könnte ich natürlich einige nennen, die Philosophien wie „mobile first“ oder „customer centricity“ schon stark verinnerlicht haben, aber da möchte ich gar nicht für eine Partei ergreifen. Wir versuchen, die Banken egal ob Onlinebank, API Bank oder Universalbank dahingehend zu unterstützen, damit sie in Zukunft erfolgreich digital unterwegs sind. Da kommt es nicht immer darauf an, komplett digital zu sein, sondern das zu ermöglichen, was meine Zielgruppe von mir möchte.

Herr von Blumröder – vielen herzlichen Dank!aj

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