Anzeige
BEZAHLMODELLE IN GEFAHR22. Dezember 2014

EU-Verordnung: Alternative und neue Bezahlmethoden in Gefahr – Banken verlieren 250 Mio. Euro

Mit Kredit- und Debitkarten verdienen Banken künftig kaum noch Geld. Nach dem Kompromiss der EU soll die Höchstgrenze für Gebühren, die bei Kreditkartenzahlungen erhoben werden dürfen, von 1,3 auf nur noch 0,3 Prozent des Umsatzes sinken. Bei Debitkarten sinkt sie von 0,3 auf 0,2 Prozent. Mehr als 250 Millionen Euro Umsatz geht den Banken dadurch pro Jahr allein in Deutschland verloren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Marktanalyse der Unternehmensberatung PPI.


Dr. Hubertus von Poser, Experte für Zahlungsverkehr bei PPIPPI
PPI

Mobile Payment ist ein unattraktives Geschäft, wenn die Institute nur als stiller Abwickler im Hintergrund bleiben. Entscheidend ist der Zugang zum Kunden.“


Dr. Hubertus von Poser, Experte für Zahlungsverkehr bei PPI

Die Pläne aus Brüssel bedrohen darüber hinaus ein wichtiges Zusatzgeschäft der Banken: gemeinsam mit Unternehmen herausgegebene Kreditkarten. „Durch Kooperationen sind viele Banken zum Beispiel an Loyalty-Programmen bei firmeneigenen Kreditkarten beteiligt“, sagt Dr. Hubertus von Poser, Experte für Zahlungsverkehr bei PPI. „Dieser Zugang ist nun gefährdet, nachdem sich gestern EU-Parlament, Kommission und Ministerrat geeinigt haben. Denn Rabatte und Gratisdienste von firmeneigenen Kreditkarten rechnen sich nur, wenn Unternehmen an den Gebühreneinnahmen der Banken beteiligt sind. Gebührenausfälle von mehr als 75 Prozent sprechen jedoch dafür, diese Kooperationen in Frage zu stellen.“

Alternative und neue Bezahlmethoden in Gefahr

Apple-Pay
Apple

Die neue EU-Verordnung unterdrückt zudem das Geschäft mit alternativen Bezahlmodellen, noch bevor es richtig begonnen hat. Apple Pay und Google Wallet nutzen in den USA etwa die Kreditkartensysteme von American Express und Mastercard zur Zahlungsabwicklung. In Europa dürften sich solche Kooperationen jedoch nun kaum noch rechnen. Der Grund: Apple verlangt von Kooperationspartnern in den USA 0,15 Prozent vom Umsatz. Im EU-Raum bedeutet das, jeden zweiten Gebührencent nach Cupertino zu überweisen. „Mobile Payment ist ein unattraktives Geschäft, wenn die Institute nur als stiller Abwickler im Hintergrund bleiben“, warnt von Poser. „Entscheidend ist der Zugang zum Kunden.“

Mehrwerte entscheiden den Payment-Krieg

Vor diesem Hintergrund müssen sich die Geldhäuser dringend überlegen, wie sie sich als strategische Partner dauerhaft im Zahlungsverkehr etablieren „Der Schlüssel zum Erfolg steckt in Mehrwerten und zusätzlichen Services für den Kunden“, so von Poser. „Fluggesellschaften, die Bonusmeilen für jeden Euro gewähren, sind das beste Beispiel für gute Kundenbindung. Die Attraktivität des Angebots zu erhöhen ist erfolgsentscheidend, um die Marke eines Unternehmens im Kartenmarkt zu etablieren und so attraktives Folgegeschäft auch für die beteiligten Banken zu generieren.

Institute müssen sich an die Spitze der Entwicklung setzen

Der Experte rät den Instituten, sich an die Spitze dieser Entwicklung zu setzen und auch gemeinsam IT-Lösungen oder Abwicklungseinheiten für das Kartengeschäft der Zukunft zu entwickeln. Dazu von Poser: „Wer zu spät aktiv wird, motiviert Unternehmen dazu, mit eigenen Lizenzen das Geschäft aufzumischen und die Institute komplett zu verdrängen.“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert