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DIE SEPA-ZUKUNFT12. Mai 2015

Geldtransfer in Sekunden: Die Payment-Revolution kommt mit SEPA Instant Payment

Sashkin/wwwebmeister/bigstock.com/ITFM
Sashkin/wwwebmeister/bigstock.com/ITFM

Das wird am Geschäftsmodell einiger FinTechs rütteln: In der EU soll es in naher Zukunft Zahlungssysteme auf SEPA-Basis geben, die Transaktionen in Echtzeit (also sofort) übermitteln und dem Zahlungsempfänger ebenfalls sofort disponibel zur Verfügung stehen – Banken, Zahlungs- und IT-Dienstleister arbeiten an Modellen, die den Finanzsektor damit revolutionieren könnten – und werden.

Christian Fink, Head of Payments bei NTT DATA erläutert, was mit SEPA Instant Payment schon bald auf Banken und Verbraucher zukommt.

Christian Fink, Head of Payments bei NTT DATANTT DATA
Christian Fink, Head of Payments bei NTT DATANTT DATA
Ein Geldtransfer binnen Sekunden: So schnell wie T-Shirts, Bücher oder Geschenke im Netz gekauft werden, könnte bald auch deren Bezahlung funktionieren. Das Thema Instant Payments steht zunehmend im Fokus von Finanzexperten und soll in Europa innerhalb der nächsten ein bis drei Jahre realisiert werden. Europäischen Zentralbank (EZB) und das im Dezember 2013 gegründete European Retail Payments Board (ERPB) treiben die Entwicklung eines Echtzeitzahlungssystems auf Basis der SEPA-Formate und die Erarbeitung der damit verbundenen Regelwerke voran. Nachdem einzelne Länder wie, Dänemark, Finnland, Großbritannien, Norwegen, Polen oder Japan bereits ähnliche Systeme umsetzen, soll nun eine interoperable Lösung geschaffen werden. Nur damit lässt sich die Fragmentierung des Echtzeitzahlungsverkehrs in Europa vermeiden.

Bisher: Überweisung, Bank, Bundesbank, Clearing, Buchung, Buchungsschnitt, Verrechnung, …

Bisher laufen Transaktionen im Massenzahlungsverkehr wie folgt: Der Kunde tätigt eine Überweisung und seine Bank leitet diese an die Bundesbank weiter, die das Clearing übernimmt. Das heißt, sie sammelt alle Buchungen und macht dann zu einer bestimmten Tageszeit einen Buchungsschnitt. Die Zahlungen der jeweiligen Banken werden anschließend untereinander verrechnet. Dann werden diese Buchungssätze an die einzelnen Banken übergeben und der Empfänger bekommt von seinem Kreditinstitut das Geld gutgeschrieben.

In Zukunft: Wie bei einer Messaging-Plattform

Anders bei Instant Payments: Hier soll es eine Clearing- in Form einer Art Messaging-Plattform geben, die Buchungen individuell und in Echtzeit bearbeitet. Der große Vorteil gegenüber bestehenden Lösungen ist die Geschwindigkeit und die Finalität einer Zahlung. Einmal durch den Auftraggeber initiiert, ist die Zahlung binnen weniger Sekunden final und unwiderruflich dem Empfänger gutgeschrieben. Die Bank des Zahlungsempfängers wird darüber informiert und der Auftraggeber erhält eine Bestätigung.

Nur noch drei Prozessschritte: Initiation, Clearing, Settlement

Grundsätzlich beinhaltet das Bezahlen mit Instant-Payment die drei folgenden Prozessschritte: Initiation, Messaging (Clearing) und das Settlement. Um eine Echtzeitbuchung einzuleiten ist auch zukünftig der Kanal egal. Der Kunde kann dabei Online-Banking, die App seiner Bank, NFC oder einen Drittanbieter wie PayPal oder ähnliche Dienste nutzen, die eine Zahlung auslösen. Dabei werden zum Teil manuell und zum Teil automatisch die benötigten Daten, wie Kontonummer des Zahlungsempfängers, Betrag, Instruction-ID, End-to-End-ID und Verwendungszweck an die Clearing-Plattform übergeben. Diese muss dann nicht mehr zwangsläufig die Bundesbank sein. Die einzelne Buchung wird individuell und in Echtzeit verrechnet und an die betreffende Bank weitergeleitet. Dort muss sie direkt gutgeschrieben werden.

Der Empfänger kann also direkt über den erhaltenen Betrag verfügen. Das ist auch der Hauptunterschied zu bestehenden Zahlungsverkehrslösungen: Diese arbeiten entweder mit Bestätigungen – die Gelder sind aber erst ein oder zwei Tage später verfügbar,– oder bedienen sich wie etwa PayPal virtueller Kontenmodelle.

Leistungsfähige und hochsichere IT-Systeme als Voraussetzung

Obwohl der Instant-Payment-Prozess relativ einfach klingt, ist er für die Banken und den Zahlungsverkehr insgesamt revolutionär. Zwei große Herausforderungen sind auf dem Weg zur Echtzeit zu meistern: zum einen die Entwicklung und Umsetzung der Clearing-Plattform und zum anderen die Modernisierung der Banken-IT.

Im Mittelpunkt beim Aufbau einer Echtzeit-Verrechnungsplattform steht eine leistungsfähige Systemarchitektur, die ein volatiles Volumen an Buchungen effizient und performant verarbeiten kann und dabei gleichzeitig sicher und hochverfügbar ist. Reportingfunktionen auf Einzelbuchungs- und diverses Aggregationsebenen wird vorausgesetzt. Zudem wird Interoperabilität mit nationalen und internationalen Plattformen erforderlich. Entsprechende Modelle existieren bereits, wie das Zengin System in Japan. Neben den technischen Anforderungen steht vor allem die Frage im Raum, wer eine solche Lösung betreiben könnte. Mögliche Kandidaten zum Aufbau einer Echtzeit-Verrechnungsplattform gäbe es bereits. Unter anderen wären das die Euro Banking Association (EBA), die Banken selbst, die SWIFT oder Systemanbieter mit beispielsweise BaFIN zertifizierten Rechenzentren . Allerdings ist die Einrichtung eines solchen Systems mit hohen Kosten verbunden – wie die Erfahrungswerte bei der Entwicklung der Settlement-Plattform Target2 zeigen.

Herausforderung für Banken

Auch bei den Banken müsste sich viel tun, um die internen Prozesse an das neue Tempo anzupassen. Wenn das Processing auf der Clearing-Plattform in Echtzeit geschieht, muss auch die Bank, die für die Kontoführung verantwortlich zeichnet, auch die Buchung in Echtzeit durchführen. Das können die meisten eingesetzten Buchungssysteme aktuell nicht, da die Buchungsläufe zu bestimmten Uhrzeiten und Rhythmen über den Tag verteilt stattfinden, aber nie unmittelbar. Damit das zukünftig direkt und individuell funktioniert, müssten die Banken ihre Kernbanksysteme und die damit verbundene Buchungslogik modernisieren. Da viele Regularien, Meldeauflagen und Verfahren – etwa zur Verhinderung von Geldwäsche und Betrug – mit diesen Buchungsprozessen verbunden sind, müssen auch diese an das neue System angepasst werden.

Auch wenn der Aufbau einer europäischen Instant Payment-Lösung zu Beginn große Anstrengungen und Investitionen erfordert, bringt es für Banken und Kunden viele Vorteile. Die Banken könnten ihre Konten wieder in den Mittelpunkt des Zahlungsverkehrs und der Kundenbeziehung rücken. Da Kunden gerade im Bereich E-Commerce schnell bezahlen und die Ware am liebsten am nächsten Tag erhalten möchten, ist Instant Payments die logische Konsequenz. Bisher wurde dieser Bedarf von Drittanbietern wie PayPal bedient, der die Echtzeit der Buchung über Zwischenkonten simuliert. Mit Instant Payments wäre die direkte Durchbuchung zum eigenen Konto ohne ein zusätzlich benötigtes virtuelles Konto möglich. Das öffnet auch weiteren Anwendungsfällen die Türen, wie etwa Person-to-Person-Zahlungen. So könnten sich Bankkunden beispielsweise zukünftig ganz einfach Bargeld von Freunden leihen und es zur selben Zeit mit sofortiger Wirksamkeit zurück überweisen.aj

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