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SWIFT EVENT19. Oktober 2015

SIBOS 2015: ISO 20022, KYC-Register, neue Finanz­markt-Tools und Preissenkungen bis zu 45 Prozent

SWIFT-CEO Gottfried Leibbrandt begruesst die SIBOS-Teilnehmer.SWIFT
SWIFT CEO Gottfried Leibbrandt begrüßt die SIBOS-Teilnehmer.SWIFT

SIBOS 2015: Für vier Tage kamen 8.200 Delegierte aus der globalen Finanzwelt in Singapur zusammen. Das Event vom 12. bis 15. Oktober hatte die zweithöchsten Teilnehmerzahl aller bisherigen SIBOS-Konferenzen, die es schon seit 1978 gibt. Das unterstreicht auch die enorm gestiegene Bedeutung des asiatischen Wachstumsmarktes für die Finanzindustrie. Der Veranstalter SWIFT wirft einen Blick zurück auf das Event.

Die SIBOS der SWIFT ist traditionell das Event zur globalen Bestandsaufnahme der Finanzwelt. So standen natürlich wieder neue Lösungsangebote auf der Agenda und es gab reichlich Ausblicke auf zukünftige Entwicklungen.

Das FinTech hyperledger räumte den Innotribe-Statup-Challenge-Preis abSWIFT
Das FinTech hyperledger räumte den Innotribe-Statup-Challenge-Preis abSWIFT

Asien auf dem Weg zum Marktplatz für die Welt

In seiner Eröffnungsrede zur SIBOS 2015 sprach Piyush Gupta, CEO der DBS – der größten Bankengruppe in Südostasien – als ein führender Vertreter der regionalen Finanzwelt über treibende Kräfte und Fortschritte bei der stärkeren Integration von Wirtschaft und Finanzen der ASEAN-Mitgliedsstaaten (Association of Southeast Asian Nations). Das Wachstum der Region werde nicht nur durch China und Indien gestützt, sondern auch vom positiven demografischen Trend einer stark zunehmenden bürgerlichen Mittelklasse in anderen Ländern Asiens; dies zeige sich etwa in den Shopping Malls von Kuala Lumpur und Jakarta.

Asien sei auf einem guten Weg, ein Marktplatz für die ganze Welt zu werden.

Bei den Kapital- und Finanzmärkten seien jedoch weiterhin große Harmonisierungsbemühungen erforderlich, die derzeit noch viel zu langsam verliefen.

Neue Strategie “SWIFT2020”: Preissenkungen bis zu 45 Prozent

Yawar Shah, Aufsichtsratsvorsitzender von SWIFT, erklärte in seiner Begrüßungsrede, die diesjährige SIBOS bilde den Abschluss der bisherigen Strategie ‚SWIFT2015‘, einer starken Erfolgsgeschichte. So wurden deren Ziele nicht nur erreicht, sondern vielfach übertroffen wie mit der bereits 2014 – ein ganzes Jahr früher – erreichten Preisreduzierung, die sich mit Ablauf der 5-Jahres-Strategie jetzt auf insgesamt 57 Prozent belaufe. Hinzu kämen Steigerungen des Verkehrsvolumens von 50 Prozent bei FIN- und 250 Prozent bei FileAct-Nachrichten zum Jahresende. Shah kündigte ein neues langfristiges Preissenkungsprogramm an, das ab Januar 2016 als vierte strategische Preisreduzierung der letzten 15 Jahre umgesetzt wird: Bis Ende 2020 sollen SWIFT-Preise um weitere 30 bis 45 Prozent gesenkt werden. Die erforderlichen umfassenden Investitionen in das geplante Geschäftswachstum wurden dabei bereits berücksichtigt.

Damit markiere die SIBOS 2015 gleichzeitig den Start der neuen Strategie ‚SWIFT2020‘, wie Gottfried Leibbrandt, CEO von SWIFT, ergänzend erklärte. So werde sich SWIFT auf seine Kernleistungen konzertieren und will unter anderem die Angebote für Financial Crime Compliance erweitern und die Services für Marktinfrastrukturen ausbauen.

SWIFT
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Marktinfrastrukturen implementieren ISO 20022 gemeinschaftlich

Neu ist auch: SWIFT startet eine enge Zusammenarbeit mit Marktinfrastrukturen, um einen kostengünstigen und reibungslosen Übergang auf ISO 20022 weltweit zu gewährleisten. Die Australian Securities Exchange (ASX), die Bank of Canada, Clearstream, die Canadian Payments Association (CPA), CLS, Euroclear, Hong Kong Interbank Clearing (HKICL), das russische National Settlement Depository (NSD), die Southern African Development Community (SADC), VP Securities Denmark und ACH Colombia gehören zu den ersten, die sich zur Mitarbeit an einem von der Branche selbst zu entwickelnden Regelwerk für ISO 20022 verpflichtet haben. SWIFT und die Finanzmarkt-Infrastrukturen (FMIs) unterzeichneten dazu eine Satzung, auf deren Grundlage eine gemeinschaftliche Implementierung mit dem Ziel der industrieweiten Harmonisierung erreicht werden soll. Weitere FMIs unterstützen die Satzung und wollen sich – abhängig vom Fortschritt ihrer eigenen Pläne zur Implementierung – anschließen.

ISO-20022: Grosses Thema auf der SIBOSSWIFT
ISO-20022: Grosses Thema auf der SIBOSSWIFT

Neue Lösungen für Financial Crime Compliance

Die Financial Crime Compliance beherrschte zahlreiche Diskussionen während der gesamten Konferenz. Um den Finanzinstitutionen die Bewältigung der Anforderungen zu erleichtern, stellte SWIFT eine erneute Erweiterung seiner „Financial Crime Compliance Services“ um zwei neue Dienste ab 2016 vor. Sie sind Teil der Entwicklung des SWIFT-Portfolios aus abgestimmten Lösungen, mit denen durch Standardisierung und industrieweite Zusammenarbeit die Effizienz der Financial Crime Compliance gesteigert sowie Kosten und Risiken vermindert werden sollen.

„Sanctions List Management“ ermöglicht Finanzinstituten nicht nur Zugriff auf die Eingaben in vielfältigen Sanktionslisten, sondern auch deren Verwaltung und Individualisierung über eine sichere, von SWIFT gehostete Plattform. Der Service umfasst Sanktionen/Embargos, politisch exponierte Personen (PEPs), negative Informationen und private Screening-Listen. Über die zentrale Stelle zur Standardisierung und Anreicherung können Listen auf Basis von Risiko-Informationen aus der Community entwickelt werden, die eine industrieweite Zusammenarbeit bei der Compliance von Sanktionsvorgaben ermöglichen.

Der neue „Payments Data Quality Assurance Service” unterstützt Finanzinstitute bei der Evaluierung von Angaben über Absender und Begünstigte in den SWIFT-Nachrichten, die sie empfangen oder versenden. Der Service ermittelt, ob diese Daten den regulatorischen Vorgaben der ‚FATF Recommendation 16‘ entsprechen. Reporting und Warnhinweise helfen Instituten, die Qualität der eigenen Daten zu prüfen, zu verbessern und geeignete Maßnahmen mit den Kontrahenten zu ergreifen, um die Compliance-Ziele zu erreichen.

SWIFT
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Know Your Customer für 1.500 Insitute

Zudem erweitert SWIFT sein „Know Your Customer“ (KYC)-Angebot. 2016 sollen zusätzliche Services vorgestellt, um für jeden KYC-Bedarf eine Lösung zu bieten. Bisher haben sich seit der Einführung im Dezember 2014 rund 1.500 Institute aus 569 unterschiedlichen Finanzgruppen in 176 Ländern beim KYC-Register eingetragen, zuletzt Banco Santander, wie auf der SIBOS bekannt wurde. Zum selben Zeitpunkt unterzeichnete die Bank of Tokio-Mitsubishi UFJ, Ltd. (BTMU) ihre Teilnahme an „Compliance Analytics“ von SWIFT, dem 2014 eingeführten Service zur Minderung von Kosten und Risiken bei der Bekämpfung von Finanzkriminalität durch Analyse des eigenen weltweiten Nachrichtenverkehrs über das SWIFT-Netzwerk.

Entity Plus Directory: Antwort auf neue Regulierungsauflagen

Als Teil seiner SWIFTRef-Plattform als verlässliche Quelle für korrekte Stammdaten gab SWIFT auf der SIBOS die Verfügbarkeit eines neuen Verzeichnisses „Entity Plus Directory“ bekannt, mit dem Organisationen das Management ihrer Rechtsträger-Daten optimieren können. Dieses Tool erleichtert die Compliance einiger neuer regulatorischer Auflagen, die von Finanzinstituten ein Kontrahenten-Transaktionsreporting, Rechtsträger-Identifizierung, Gefährdungspotenzial-Einschätzung und Querverweisdaten fordern.

SWIFT
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Mit Entity sollen Finanzinstitute exakt vielfältige Kennziffern eines Rechtsträgers – wie BIC, LEI, GIIN und MIC – durch Querverweise identifizieren können. Da die Daten in Echtzeit aktualisiert werden, hätten die Institute stets den vollen Überblick über Rechtsträger zur Einhaltung regulatorischer Auflagen wie EMIR, Dodd-Frank, FATCA, AIFMD, MiFID II und MiFIR. Die Daten können monatlich und täglich im TXT- oder XML-Format sicher und automatisiert bei SWIFT heruntergeladen oder direkt über FileAct zugestellt werden.

Neues Analyse-Tool mit „Watch Banking Analytics Premium“

Ein weiteres neues Thema auf der diesjährigen SIBOS war die Einführung des „Watch Banking Analytics Premium“ von SWIFT, eines Produkts im Bereich seiner Business Intelligence Services. Mit dem neuen Tool der SWIFT Watch for Banking Services, einer Sammlung von Reporting- und Analyse-Diensten zur Einsicht in die zugrundliegenden Werte der Nachrichtenaktivitäten einer Institution, können die Nutzer jetzt ihren Zahlungs- und Akkreditiv-Verkehr deutlich tiefergehend analysieren im Hinblick auf darin enthaltene Zusatzinformationen. Sie gewinnen damit beispielsweise detaillierte Erkenntnisse über Marktpositionierung und Marktverhalten im Vergleich zu Wettbewerbern oder Einsichten in das Clearing-Geschäft für potenzielle Einnahmequellen, die Laufzeit von Kreditbriefen im Vergleich zum Marktstandard, ein besseres Verständnis von Devisenumrechnungen und vieles mehr. Watch Banking Analytics Premium bietet SWIFT zufolge Chancen für Effizienzgewinne durch innovative, detaillierte Nutzung von „Big Data“.

Highlights aus den SIBOS-Foren

Marktinfrastrukturen, Standards, Compliance, Technology, Corporate

Beim zweitägigen „Market Infrastructure Forum“ und an allen vier Tagen des „Standards Forum“ war nicht nur die Umstellung auf ISO 20022 ein zentrales Thema. Auch die aktuellen Fragen der Realisierung von Echtzeit-Zahlungen spielten eine wesentliche Rolle, die Cash-Seite des Wertpapiergeschäfts eingeschlossen. Im „Compliance Forum“ waren neben den fortlaufend zunehmenden Auflagen durch Regulierung und Financial Crime Compliance – wie bereits im Vorjahr in Boston – neue Lösungen durch Produkte und Services zur Minderung von Kostendruck und Risiken vorrangige Themen. Im „Technology Forum“ standen Fragen zur „Cyber Crisis“ und neue technische Herausforderungen im Vordergrund, während im „Corporate Forum“ an zwei Tagen unter anderem die Zukunft des Corporate Banking nach Vorstellungen von Treasurern und CFOs, die aufkommende Zentralisierung des Treasury in Asien, technische Optionen zur Verbesserung des Liquiditätsmanagements und die Vorteile globaler Standards diskutiert wurden. Zudem wurde „SWIFT Innotribe“ mit der Wahl des Gewinners der „Innotribe Startup Challenge“ – in diesem Jahr die innovative Plattform „Hyperledger“ – aus der Gruppe der acht Finalisten von Startup-Unternehmen der Wachstumsphase mit großem Interesse verfolgt.

Die Abschlussrede zur SIBOS 2015 hielt Ravi Menon, Managing Director der Monetary Authority of Singapore (MAS), mit Überlegungen zur Entwicklung der Potenziale des internationalen Finanzzentrums Singapur zu einem globalen Fintech-Zentrum.

Die nächste SIBOS findet vom 26.-29. September 2016 in Genf statt.aj

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