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MOBILE PAYMENT13. Mai 2015

WhatsApp, Paytm & co: Die Hintergründe der Mobile Payments Revolution in Indien

Twin design/bigstock.com
Twin design/bigstock.com

Langsam aber sicher zeichnet sich ab, dass Indien eine Vorreiterrolle bei der Verbreitung mobiler Bezahlverfahren übernimmt. Wie der Beitrag Mit WhatsApp Geld überweisen: Online-Banking per WhatsApp startet berichtet, hat die drittgrößte Privatkundenbank Indiens, Axis, einen Online-Banking-Dienst für WhatsApp eingerichtet. Um den Dienst nutzen zu können, müssen die Kunden zuvor die App PingPay installiert haben.
Mit dem neuen mobilen Bezahldienst ist es möglich, bis zu 700 Euro zu überweisen. Parallel zu WhatsApp werden auch Zahlungen über twitter, facebook, E-Mail und SMS unterstützt.

von Ralf Keuper, Blogger und Kolumnist

Bereits vor einigen Monaten beteiligte sich der chinesische E-Commerce-Konzern Alibaba indirekt an Indiens größtem Mobile Wallet-Anbieter, Paytm.

Das Beteiligungsgeflecht von Paytm gibt einen Eindruck in das für Außenstehende nur schwer zu durchschauende Zusammenspiel der großen E-Commerce-Unternehmen Asiens. Offizieller Eigentümer von Paytm ist One97 Communications, ein indisches E-Commerce-Unternehmen. Mit-Eigentümer von One97 Communications sind neben dem Finanzarm von Alibaba, Ant Financials, u.a. Ratan Tata und Intel.

Daneben investiert Alibaba über Ant Financials direkt in Paytm. Die Unübersichtlichkeit wird noch dadurch gesteigert, dass der japanische Telekommunikationskonzern SoftBank ein Drittel der Aktien an Alibaba hält (Weiterer Großaktionär ist übrigens Yahoo). SoftBank hatte vor einigen Monaten selber versucht, einen Anteil an Paytm zu erwerben. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Alibaba eine Beteiligung an dem zweitgrößten indischen Smartphone-Hersteller Micromax plant. Daneben beabsichtigt Alibaba die Übernahme weiterer indischer E-Commerce-Firmen. Immer häufiger kommen sich dabei Alibaba und sein Hauptaktionär SoftBank in die Quere.

Lässt man die Entwicklung allein der letzten Monate Revue passieren, wird immer deutlicher, dass die großen E-Commerce-Konzerne dabei sind, ihre digitalen Ökosysteme konsequent auszubauen. Es scheint so, als wollten und bräuchten sie die Errichtung von Standars für das mobile Bezahlen nicht abwarten. Stattdessen definieren sie über ihre digitalen Ökosysteme eigene.

Insofern ergibt der Schritt der Axis Bank durchaus Sinn. Auf diese Weise kann Axis der Umklammerung durch Alibaba & Co. fürs Erste umgehen. Indien ist auf dem Weg, der, wenn man so will, “Hauptkriegsschauplatz” für die Durchsetzung mobiler Bezahlverfahren zu werden.

Der Verlauf bzw. Ausgang wird auch für Europa nicht ohne Folgen bleiben. Insofern stellt sich einmal mehr die Frage, ob die mobile Bezahllösung des Deutschen Kreditverbands, Pay Direkt, nicht schon jetzt ein Rohrkrepierer ist.rk

Ralf Keuper (Bank-, Diplomkaufmann und FinTech-Experte)
Blog-Autor Ralf Keuper ist Bank- und Diplomkaufmann. Bild: Xing
Ralf Keuper

Ralf Keuper ist Bank- und Diplomkaufmann und seit rund 15 Jahren in verschiedenen Positionen beratend im Bankenumfeld tätig. Er gehört zudem mit seinem Blog bankstil zu den Top10-Bloggern im FinTech-Bereich und berät Banken bei der digitalen Transformation sowie  FinTech-Startups bei ihrem Markteintritt. Keuper hat unter anderem als Senior Consultant Banking bei der COR&FJA AG und Senior Consultant Banking & Financing bei Steria Mummert Consulting AG gearbeitet.

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