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STRATEGIE13. Januar 2022

Es knarzt gewaltig im digitalen Gebälk der Banken – digitale Frontends, analoge Prozesse

Experte für Prozesse bei Banken: Michael Baldauf
Michael Baldauf, PegasystemsPegasystems

Ihre Konten kön­nen Bank­kun­den heu­te pro­blem­los on­line füh­ren. Auch ein Kre­dit ist in we­ni­gen Mi­nu­ten via In­ter­net be­an­tragt. Al­les gut und di­gi­tal? Kei­nes­wegs, hin­ter den Ku­lis­sen knarzt es ge­wal­tig im di­gi­ta­len Ge­bälk, weil vie­le Prozesse wei­ter­hin (wenn über­haupt) nur teil­wei­se di­gi­ta­li­siert sind. Das bremst Ban­ken im Ta­ges­ge­schäft mas­siv aus: Sie han­deln lang­sam und un­fle­xi­bel, ih­re Kos­ten­struk­tu­ren sind teil­wei­se desaströs.

von Michael Baldauf, Pegasystems

Durch veraltete IT tun sich Banken unglaublich schwer, steigende Kundenerwartungen zu erfüllen oder neuen gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden. Letztlich laufen sie Gefahr, weiter gegenüber FinTechs und Plattformbetreibern zurückzufallen, die ihnen mit attraktiven Services die Kunden abjagen.

Insbesondere im Firmenkundengeschäft ist der Digitalisierungsbedarf immens.

Hier haben Banken wachsende Prüfaufwände zum Beispiel in der Geldwäscheprävention lange Zeit mit immer mehr Personal erschlagen.”

Doch das ist unnötig teuer. Banken sind dringend auf effizientere Prozesse angewiesen. Zudem funktioniert das Firmenkundengeschäft inzwischen ganz anders als noch vor der Pandemie. Stand früher das persönliche Kundengespräch im Vordergrund, bei dem Berater und Kunde routiniert Papierformulare ausfüllten, so wollen Firmenkunden heute remote mit ihrer Bank zusammenarbeiten. Kein Wunder:

Sie haben in den vergangenen Monaten selbst umfangreich digitalisiert und erwarten das nun auch von ihrer Hausbank.”

Zwar haben Banken zuletzt durchaus ihre Digitalisierung vorangetrieben, doch vieles blieb Stückwerk, das nur dazu diente, einzelne drängende Probleme möglichst schnell zu lösen. Eine vermeintliche Lösung: neue Online-Portale – damit Kunden ihre Anträge und Formulare digital einreichen können.

Allerdings: die dahinterstehenden Prozesse blieben indes die alten, ineffizienten, die nach wie vor viel Arbeit verursachen.”

Wurden Automatisierungslösungen eingeführt, beispielsweise um die während der Pandemie gestiegene Zahl der Kreditstornos und Ratenaussetzungen zu bearbeiten, stehen diese allein für sich – die Chance, Prozesse durchgehend zu digitalisieren, wurde verpasst.

Autor Michael Baldauf, Pegasystems
Michael Baldauf ist Ambassador Customer Risk & Due Diligence, EMEA bei Pegasystems (Website). Ein Whitepaper für die Low-Code-Einführung stellt Pegasystems hier bereit.
Dabei sind digitale Ende-zu-Ende-Prozesse, die nicht an Abteilungs- oder Unternehmensgrenzen aufhören, das, was Banken aktuell brauchen. Integrieren sie externe Dienstleister wie Auskunfteien und Register besser in ihre Systeme, können sie KYC-Prüfungen automatisch anstoßen, wenn es relevante Änderungen bei den Eigentumsverhältnissen ihrer Kunden gibt. Betrachten sie die Prüfungen zudem nicht als isolierte Aufgabe zur Geldwäscheprävention, kann der Bereich wertvolle Informationen zu Firmenzusammenschlüssen oder neuen Miteigentümern an das Risikomanagement und den Vertrieb weiterreichen.

Wie aber die einzelnen Bankbereiche digital verschmelzen, wenn IT- und Entwicklungsressourcen knapp sind und von der aufwändigen Pflege der Legacy-Systeme aufgefressen werden? Einen Ausweg bieten Case-Management-Tools, die nicht nur alle Dokumente und Daten einzelner Vorgänge zusammenführen, Workflows digital abbilden und automatisieren, sondern durch Low-Code-Fähigkeiten die Fachbereichsmitarbeiter in die Digitalisierung mit einbeziehen. Weitgehend eigenständig können Fachspezialisten dann ihre Prozesse digitalisieren und Abläufe oder Geschäftsregeln ohne Unterstützung der IT-Abteilung anpassen, wenn sich die Anforderungen ändern. Auf diese Weise lassen sich digitale Innovationen agil und effizient umsetzen und viel besser an fachlichen Erfordernissen und Problemstellungen des Tagesgeschäfts ausrichten, als wenn die IT die Digitalisierungsaufgaben überwiegend allein übernehmen müsste.

Mit Case-Tool und Low-Code bringen Banken ihre Digitalisierung in Schwung, und mehr Schwung ist notwendig, da der Konkurrenz- und Regulierungsdruck in den kommenden Monaten noch zunehmen dürfte.”

Schließlich will die neue Bundesregierung Deutschland zu einem Standort für FinTechs, Neobroker und Plattformbetreiber ausbauen, das Basel-III/IV-Regelwerk umsetzen und die Kompetenzen der BaFin ausbauen. Das alles wird zu mehr Wettbewerb im Finanzsektor sowie mehr und strengeren Kontrollen führen – und den Bedarf an digitalen Lösungen und Prozesse weiter erhöhen.Michael Baldauf, Pegasystems

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