Anzeige
STRATEGIE15. November 2021

Erste Fußballvereine schaffen das Bargeld im Stadion ab – der Payment Reality-Check

Trotz Zwangspause sind die Vereine der Fußballbundesliga nicht untätig geblieben. Die Zeit wurde auch zum weiteren Umbau der Payment-Infrastruktur genutzt. Jetzt wo die Stadien sich wieder füllen, wollen wir der Frage nachgehen, wie bezahlt der Fan denn Bier und Bratwurst in der Saison 21/22. Unser jährlicher Payment Reality-Check überrascht in diesem Jahr.

von Rudolf Linsenbarth

bigstock.com/PHOTOCREO Michal Bednarek
Nach JustPay ist jetzt auch die Geldkarte komplett verschwunden. Der letzte Verein, der diese Zahlmethode großflächig im Einsatz hatte, war Werder Bremen. Dazu kam noch Bayer Leverkusen, wo die Geldkarte als Backup-Methode für Fans ohne girocard bzw. Mastercard oder VISA im Einsatz war.

Autor Rudolf Linsenbarth
Rudolf LinsenbarthRudolf Linsenbarth be­schäf­tigt sich mit Mobile Payment, NFC, Kundenbindung und digitaler Identität. Er ist seit über 15 Jahren in den Bereichen Banken, Consulting, IT und Handel tätig. Lin­sen­barth ist profilierter Fachautor und Praktiker im Finanzbereich und kommentiert bei Twitter (@holimuk) die aktuellen Entwicklungen. Alle Beiträge schreibt Linsenbarth im eigenen Namen.
Kartenzahlung ist mittlerweile Standard, nur bei zwei Bundesliga-Vereinen (Augsburg und Frankfurt) gibt es hier Einschränkungen. In der Hälfte der Stadien findet der Fan sogar eine Kassensituation wie im gängigen Lebensmitteleinzelhandel. Man kann frei wählen, ob Karte oder Bargeld zum Einsatz kommen. Es handelt sich hier um die folgenden Vereine:

  • FC Union Berlin
  • Arminia Bielefeld
  • Mönchengladbach
  • Hertha BSC
  • RB Leipzig
  • SC Freiburg
  • SpVgg Greuther Fürth
  • TSG Hoffenheim
  • VfB Stuttgart

Eine Sonderlocke gibt es im „Deutsche Bank Park“. Hier wird zwar Bargeld akzeptiert, aber wer eine Karte zückt, muss dabei schon eine Mastercard in der Hand haben. In dieser Arena sind girocard und VISA, zumindest bei den Fußballspielen der Frankfurter Eintracht, unerwünscht. Auch eine Maestro-Karte hilft nicht weiter. Macht in Anbetracht des nahenden Endes aber auch keinen Sinn.

App-Screenshot Rudolf Linsenbarth

Damit der Fan ohne Mastercard hier trotzdem bargeldlos einkaufen kann, stellen der Verein, die Deutsche Bank und Mastercard in einer konzertierten Aktion jedem Fan in der mainaqila App eine virtuelle Debit-Mastercard zur Verfügung. Diese Karte fundet gegen jedes beliebige Girokonto und kann je nach Smartphone-Typ entweder der Apple oder Google Wallet hinzugefügt werden. Selbstverständlich kann man damit auch an jedem anderen Mastercard-fähigen Terminal außerhalb des Deutsche Bank Parks bezahlen.

Auch wenn die Möglichkeit bar und Karte aus Fansicht das Optimum darstellt, würden die Kioskbetreiber lieber auf Cash verzichten. Deshalb muss man in den Stadien der nachfolgend genannten Vereine sein Bargeld zunächst in digitale Werteinheiten wechseln.

  • FSV Mainz 05
  • Bayer 04 Leverkusen
  • Bayern München
  • Borussia Dortmund
  • VfL Wolfsburg

Allerdings ist der Betrieb einer solchen Closed-Loop-Lösung immer auch mit einigem Aufwand verbunden. Außerdem verschwindet das Bargeld dadurch auch nicht aus dem Stadion. Es wird nur durch einen vorgelagerten Prozess an einer anderen Stelle konzentriert.

Daher hat man sich in Bochum und Köln zu einem radikaleren Schritt entschieden, der vor einiger Zeit noch undenkbar war. Die Bargeld-Annahme wird prinzipiell ausgeschlossen.”

Ok … in Bochum soll es scheinbar noch möglich sein, in irgendeiner Ecke des Stadions einen Verzehrbon gegen Cash zu erwerben. Nur Bares ist Wahres gilt bei diesen Vereinen definitiv nicht. In Liga 2 verfolgen Hannover 96 und Werder Bremen die gleiche Strategie.

Ob wir damit die Zukunft des Stadion Payment sehen, bleibt abzuwarten. Was auf jeden Fall nicht mehr zeitgemäß ist, sind Lösungen wie die FCA-CARD beim FC Augsburg oder die Knappen Karte in der Veltins Arena beim FC Schalke 04.

Bluecode bei immer mehr Vereinen
KSC

In der WWK ARENA des FC Augsburg wird die Situation noch ein wenig durch den Einsatz von Bluecode abgemildert. Überhaupt robbt sich der vor 10 Jahren unter dem Namen „Secure Payment Technologies“ gegründete Mobile-Payment-Anbieter Verein für Verein voran. Mittlerweile sind bereits die 4 folgenden Vereine in der Bundesliga von dem Konzept überzeugt:

  • FC Köln
  • FC Augsburg
  • TSG Hoffenheim
  • VfL Bochum

Hinzu kommt noch der Karlsruher SC aus Liga 2 und in der nächsten Spielzeit soll es weitergehen. Zur Strategie gehört es, das Payment mit der VereinsApp zu verbinden. Der Verein bekommt dadurch auch einen Push für die Fan-Bindung, ähnlich wie bei der mainaqila App in Frankfurt.

Fazit

Ins Stadion zu gehen, sich in eine Schlange zu stellen, das Bargeld auf ein Stück Plastik zu laden, um sich nach dem Spiel das Restgeld wieder abzuholen, wie in Augsburg oder in Gelsenkirchen beim S04, wirkt irgendwie aus der Zeit gefallen.”

Das ist ein 20 Jahre altes Konzept, das sich mittlerweile überholt und deshalb keine Zukunft hat. Zudem drückt diese Zahlart auf den Umsatz und der Betrieb der „Wechselstuben“ ist auch nicht kostenlos. Ich gebe einem solchen Ansatz noch maximal 2 bis 3 Jahre!

Montage Linsenbarth/DSGV

Für den Ansatz Fußball komplett ohne Bargeld darf man gespannt nach Bochum, Bremen, Hannover und Köln blicken.”

Wenn das dortige Cashless-Konzept die notwendige Akzeptanz findet, könnte das die Blaupause für die Zukunft des Stadion Payments sein. Hier hat Corona einen erheblichen Vorschub für die Akzeptanz solcher Lösungen gebracht. Das hätte sich vor 2 bis 3 Jahren kein Verein getraut. Perspektivisch sehe ich im digitalen Euro, wie ihn die EZB derzeit plant, die Möglichkeit der finanziellen Inklusion für Menschen ohne Bankkarten.

Die Sportvereine sind aber nicht nur beim Thema bargeldlose Zahlverfahren Trendsetter. Auch bei Loyalty und Fanbindung tut sich einiges. Gute Beispiele dafür sind Eintracht Frankfurt oder auch der FC Köln, hier ziehen Payment Scheme, Verein und die jeweilige Bank an einem Strang.

Also alles eitel Sonnenschein?
Leider nicht!”

Es gibt ein großes Ärgernis, von dem alle Payment-Verantwortlichen in den Arenen sprechen, die girocard. Becherpfand beherrscht das Flaggschiffprodukt der Deutschen Kreditwirtschaft auch im Jahr 2021 noch nicht. Damit hat sich das Thema einen eigenen Artikel verdient!Rudolf Linsenbarth

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert