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KOMMENTAR22. Juli 2016

number26 wird N26: Vom hippen FinTech zur regulierten – aber innovativen – Bank

Tobias Baumgartenprivat
Tobias Baumgartenprivat

Das Berliner FinTech Number26 ist erst vor 1,5 Jahren angetreten, Banking vom Mobiltelefon aus völlig neu zu denken. Jetzt gab das Startup bekannt, bald selbst zu einer Bank zu werden. Das bietet viele neue Wachstumschancen – wird das junge Unternehmen aber auch verändern. Ein Kommentar.

von Tobias Baumgarten

Nun ist es also so weit: das gehypte Berliner FinTech Number26 gab am Donnerstag bekannt, dass die EZB nun eine Banklizenz erteilt hat. Der Schritt kommt nicht unerwartet, schon seit Monaten ist klar, das es kommen würde (siehe z.B. FinTech News #8). Weiter befeuert wurde die Diskussion mit Bekanntgabe der letzten Finanzierungsrunde, die
mit 40 Millionen Euro ganz klar auf große Ambitionen hindeutete.

Große Ambitionen: n26 will 1 bis 2 Millionen Kunden gewinnen

Die neuen großen Ambitionen werden mit der eigenen Banklizenz deutlich unterstrichen – und bedeuten auch eine Emanzipation vom bisherigen Bankpartner Wirecard. Die Münchner verlieren damit eines ihrer Aushängeschilder, während sich die Berliner die Freiheit verschaffen, eigene Angebote auf ihren Systemen zu entwickeln, ohne dabei auf die Kooperation von Wirecard angewiesen zu sein.

Neue Angebote werden kommen

Neue Produkte hat N26 (wie sich das Startup ab sofort nennt) denn auch schon avisiert:

Zukünftig erhalten N26-Kunden auch Zugang zu den besten Spar-, Investitions-, Kredit- und Versicherungsprodukten direkt in ihrer App mit nur einem Klick. Die Banklizenz wird darüber hinaus für ein größeres Produktangebot in Ländern außerhalb Deutschlands sorgen. Konkret geplant sind Innovationen wie Real-Time-Kredite, höhere Sicherheit durch künstliche Intelligenz oder Expense Sharing, bei dem man Rechnungen mit nur wenigen Klicks unter Freunden aufteilen kann.
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Banklizenz sei Dank hat N26 künftig die Wahl, neue Angebote wahlweise selbst zu entwickeln oder andere innovative FinTechs zu integrieren. Die Strategie des FinTech-Hubs wird dafür konsequent weiter entwickelt werden. Mit der eigenen Banklizenz kann man nun sogar Startups als Tor in den Markt dienen – eine Strategie, mit der u.a. die Fidor Bank ganz erfolgreich unterwegs ist.

N26
N26

Wird sich N26 der DK anschließen?

Interessant wird auch, ob sich N26 als Bank der Deutschen Kreditwirtschaft anschließen wird und damit künftig auch eine richtige Girocard anbieten kann. Das Fehlen der Girocard war bisher einer der Kritikpunkte, insbesondere von Kunden in ländlicheren Regionen.

Bank zu sein hat auch Schattenseiten: Pfändungsschutzkonto, Basiskonto, …

Allerdings wird die Banklizenz das junge Startup deutlich verändern. Da wäre zunächst einmal die Außenwirkung: bisher war Number26 das hippe FinTech, dass sich auf die UX seiner App konzentrieren konnte und sich so manchen Fauxpas leisten konnte – die Kunden gewährten weitgehenden Welpenschutz. Das dürfte sich ändern: von einer Bank N26 wird künftig mehr erwartet werden. Und die Berliner dürften gut daran tun, z.B. ihre PR-Abteilung deutlich professioneller aufzustellen, damit Kommunikations-Gaus wie zuletzt (siehe Number26 auf Irrwegen) der wilden Vergangenheit angehören.

Und auch die Regulatorik wird nun voll durchschlagen. Zwar war auch Number26 bisher schon mittelbar über seinen Bankpartner Wirecard mitreguliert. Aber die eine oder andere Lücke oder Grauzone machte man sich bisher schon zu Nutze. So konnte man sich z.B. um das Angebot eines Pfändungsschutzkontos drücken und einfach sagen: “Das P-Konto bekommst Du bei der Wirecard Bank, kannst Du aber nicht mit unserer App nutzen.” Und auch das gönnerhaft verkündete Kontomodell “N26 Flex” zeigt sich nun als die Umsetzung eines schnöden Basiskontos – das jeder Bank gesetzlich vorgeschrieben ist.

Autor Tobias Baumgarten
Tobias-Baumgarten-516Tobias Baumgar­ten ist gelern­ter Bank­kauf­mann und studier­ter BWLer. Er arbeitet derzeit als ­Spezia­list für Multi­kanal-Banking an Digi­talisierungs-Themen. Beruflich & privat lei­den­schaftlich in­ter­es­siert an FinTech-Themen, bloggt und twit­tert er ­privat über FinTech. Sie fin­den Tobi­as Baumgar­ten auf aboutfintech.de und Twitter.

Integration weiterer Produkte eine Herausforderung

Aber die größte Herausforderung für N26 dürfte das eigene Produkt sein. Denn das große USP des FinTechs war bisher das einfache Girokonto in einer schlanken und übersichtlichen App. Das wurde so gut umgesetzt, dass es vielen als großes Vorbild und Messlatte gilt.

Nur was mit einem einfachen Girokonto gut funktioniert, muss noch lange nicht für ein umfangreiches Bankangebot gelten. Es wird spannend sein zu sehen, wie weitere Produkte rund ums Sparen, Investieren und Kredite in die App integriert werden, ohne diese völlig zu überfrachten. Hier könnten separate Apps für jede Sparte in Kombination mit einem N26 AppStore eine Lösung sein.

In jedem Fall aber wird N26 mit jedem neuen Produkt ein Stück mehr eine sticknormale – wenn auch innovative – Bank werden. Der Zauber, der das Startup bisher umwehte, dürfte damit nach und nach verfliegen. Das ist normal, wird aber – wie oben schon erwähnt – die Erwartungen der Kunden erhöhen und gleichzeitig die Fehlertoleranz reduzieren. Und nicht zuletzt muss das personelle Wachstum in geordnete organisatorische Bahnen gelenkt werden – ein Umstand, an dem schon viele anfangs erfolgreiche Startups im Wachstum gescheitert sind.

Der Schritt vom FinTech Number26 hin zur Bank N26 ist konsequent und richtig.”

Es kommen allerdings große Herausforderungen auf das Startup zu – und es wird spannend sein zu beobachten, wie es diese meistern wird.Tobis Baumgarten

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