Anzeige
ARCHIV10. November 2021

Payment: Apple muss externe Bezahlsysteme in Apps zulassen – schon nächsten Monat

Apple-Logo am Shop
twinsterphoto / Bigstock

Apple muss bereits ab 9. Dezember Links und Payment-Buttons zu externen Zahlungsmethoden innerhalb des App-Stores zulassen. Das bestätigt jetzt ein US-Bundesgericht. Bisher hatte der Tech-Konzern eine Verlängerung der Frist gefordert, dies mit der Entwicklungszeit und zudem mit fehlenden Richtlinien zum Jugendschutz bei fremden Links argumentiert. Das Urteil ist einerseits für die Spielewirtschaft interessant, eröffnet aber auch für andere Payment-Situationen innerhalb von Apps neue Möglichkeiten. Doch noch bleiben einige Fragen offen.

Hintergrund ist ein Streit zwischen Gaminganbieter Epic und Apple. Epic hatte darauf gedrungen, dass Apple für seine Apps alternative Bezahlmethoden akzeptiert. Ein US-Gericht hatte bereits vor zwei Monaten entschieden, dass das Unternehmen aus Cupertino hier zwar kein Monopol halte, dass das Unternehmen aber dennoch Dritten ermöglichen müsse, externe Payment-Methoden zu implementieren.

Es handelte sich dabei um ein Urteil, das in vielen Punkten dem Konzern aus Cupertino Recht gab – und dennoch um ein Urteil, mit dem beide Seiten nicht wirklich glücklich waren und das somit beide anfechten wollen. Denn das Gericht entschied dort, dass Apple mit dem Rauswurf von Fortnite aus dem App Store nicht gegen kartellrechtliche Vorgaben verstoßen habe, und sagte, das Unternehmen müsse Epics Entwicklerkonto nicht neu einrichten.

Jetzt entschied das Gericht des US-Districts Nordkalifornien in Oakland aber immerhin, dass Apple innerhalb der nächsten 30 Tage der Anordnung nachkommen muss, die es Entwicklern erlaubt, Links und Schaltflächen zu externen Zahlungsoptionen zu integrieren. Fast schon von lyrischer Schönheit die Formulierung des Gerichts:

Apples Antrag basiert auf einer selektiven Lesart der Feststellungen des Gerichts und ignoriert alle Feststellungen, die die einstweilige Verfügung stützen.“

Richterin Yvonne Gonzalez Rogers, US-District Court Oakland

Der Streit mit Epic Games (Fortnite) geht schon seit dem Jahr 2020 und landete in diesem Jahr vor Gericht. Apple erklärte, man benötige mehr Zeit zur Überarbeitung der Richtlinien, die App-Entwickler daran hindern, Links zu Zahlungsmethoden außerhalb des iOS App Store zu erstellen. Es sei außerordentlich kompliziert, die technischen, wirtschaftlichen, geschäftlichen und anderen Fragen zu klären, argumentierte ein Apple-Anwalt und argumentierte mit Kinderschutz, Verbraucherschutz und nicht zuletzt auch mit dem Bedürfnis des kalifonischen Unternehmens nach Schutz. Die Richterin sah dies offenbar deutlich anders.

Apple spielt auf Zeit – doch das Gericht spielt nicht mit

Epic bezeichnete den Antrag von Apple als Verzögerungstaktik ohne wirkliche Verpflichtung zu Änderungen – Apple tue nichts, ohne dazu gezwungen zu werden, so ein Anwalt des Spielekonzerns. Das Gericht zeigte sich vor allem skeptisch gegenüber Apples Antrag, zumal das Unternehmen eine unbefristete Aussetzung der einstweiligen Verfügung beantragt hatte, gleichzeitig aber mit dem Zeitargument kam.

Apple ist der Ansicht, dass keine weiteren Änderungen in Kraft treten sollten, bis alle Berufungen in diesem Fall abgeschlossen sind. Wir beabsichtigen, den Neunten Bundesberufungsgerichtshof um eine Aussetzung des Verfahrens zu bitten.“

Statement eines Apple-Sprechers

Erste Alternativ-APIs in den Startlöchern

Apple

Können externe Anbieter von Zahlungslösungen jetzt damit rechnen, dauerhaft im App-Store, respektive in Apples Ökosystem, stattzufinden? Wohl noch nicht – auch wenn beispielsweise das FinTech Paddle angekündigt hat, eine Zahlungslösung für den hoch-lukrativen Markt launchen zu wollen. Doch die von Paddle entwickelte API soll über den Browser In-App-Käufe ermöglichen und ist noch deutlich weniger elegant in Nutzung und Implementierung als die iOS-Lösung von Apple. Andererseits verlangt Paddle nur 10 Prozent Provision bei Käufen unterhalb der 10-Dollar-Grenze – Apple hingegen je nach Fall 15 bis 30 Prozent.

In der Tat tut Apple immer noch viel, um das eigene Ökosystem gegen fremde Eingriffe zu schützen. Doch auch wenn das Gericht jetzt nicht dem Monopolbegriff zustimmen wollte, wird der Konzern aus Cupertino über kurz oder lang, ähnlich wie bei Apple Pay, wohl Dritte an Bord lassen müssen und nicht dauerhaft mit Verbraucherschutz argumentieren können. Ob diese es dann allerdings schaffen, tragfähige und vertrauenswürdige Modelle einzuführen, muss sich erst zeigen – denn .tw

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert