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ARCHIV28. März 2022

Volksbanken haben keine Angst vor dem Bitcoin

Während die Sparkassen-Vorstände Kryptowährungen öffentlich ablehnen, hat die BVR-Präsidentin erstmals ein eigenes Krypto-Angebot der Volks- und Raiffeisenbanken in Aussicht gestellt. Die Ausgestaltung wird noch diskutiert. Doch ein Blick nach Bayern zeigt, wohin die Reise gehen könnte.

Finanzinstitute des öffentlichen Rechts gehen beim Thema Bitcoin in völlig verschiedene Richtungen. <Q>LoopAll / Bigstockphoto
Finanzinstitute des öffentlichen Rechts gehen beim Thema Bitcoin in völlig verschiedene Richtungen. LoopAll / Bigstockphoto

 

Zehn Prozent der Deutschen haben laut Statista bereits Erfahrungen mit Kryptowährungen. Ein erheblicher Teil dieser Käufe dürfte über Online-Marktplätze und Online-Broker (siehe Übersicht) laufen. Insofern müssen sich traditionelle Banken durchaus mit der Frage befassen, wie sie damit umgehen, dass ihre Kunden bei diesem Thema in der Regel auf konkurrierende Finanzdienstleister angewiesen sind. Die Antworten gerade im Bereich der öffentlich-rechtlichen Institute könnten nicht unterschiedlicher sein.

Nachdem ein Kryptoprojekt der S-Payment in einem frühen Entwicklungsstadium publik geworden war (IT-Finanzmagazin berichtete), gab es öffentlich starken Gegenwind. „Kryptowährungen sind hochspekulativ und erinnern eher an ein Schneeballsystem”, zitierte Bloomberg im Januar den Präsidenten des Sparkassenverbands Bayern, Ulrich Reuter. Er rückte damit Bitcoin & Co. in die Nähe krimineller Machenschaften, vor denen man Kunden schützen müsse. Ähnlich äußerten sich auch andere hochrangige Sparkassen-Manager. Eine Entscheidung, ob und wie es mit dem Projekt weitergeht, ist trotz allem noch nicht gefallen.

Positivere Grundeinstellung

Deutlich aufgeschlossener geht man dagegen bei den Volks- und Raiffeisen-Banken an das Thema heran. Laut Präsidentin des Bundesverbandes BVR, Marija Kolak, werde derzeit geprüft, ob man ein Krypto-Angebot für Privatkunden ins Leben rufe. Konkret geht es um die Einführung einer elektronischen Geldbörse für den Handel mit Kryptowährungen.

<Q>BVR
BVR

DZ Bank und DWP Bank planen ein entsprechendes Angebot […] Wir haben Prototypen, die wir entwickeln. Wir wollen uns diesem Marktbedarf definitiv nicht verschließen.”

Marija Kolak, Präsidentin BVR

Gegenüber der Stuttgarter Zeitung führte Kolak aus, dass es dazu internen Diskussionsbedarf gebe, beispielsweise aufgrund der hohen Volatilität des Bitcoins, aber auch aufgrund des Ressourcenverbrauchs der dahinterstehenden Blockchain. Daher wolle man nun keinen Schnellschuss hinlegen. Eine Entscheidung erwartet sie in etwa einem Jahr.

Bayern gewährt detaillierteren Einblick

Mehr Einblicke als die BVR-Präsidentin gewährt Andreas Streb, Vorstand der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte, in einem Interview mit „Profil“, dem Verbandsmagazin des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB). Nach Ansicht von Streb gibt es allerdings nur eine Kryptowährung, mit denen die Volksbanken Geschäfte machen können:

<Q>Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte
Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte

Wir beschäftigen uns ausschließlich mit Bitcoin, nicht mit anderen Kryptowerten. Ganz einfach aus dem Grund, dass Bitcoin die einzige wirkliche dezentrale Blockchain-Anwendung ist und aus unserer Sicht nur sie ausreichend Sicherheit vor Manipulation bietet. Alle anderen Kryptowerte sind mit Bitcoin nicht vergleichbar.“

Andreas Streb, Volksbank Bayern Mitte

Das BIG Könnte der Einstieg in die Bitcoin-Services bei den Volks- und Raiffeisen-Banken sein. <Q>Volksbank Bayern Mitte
Das BIG Könnte der Einstieg in die Bitcoin-Services bei den Volks- und Raiffeisen-Banken sein. Volksbank Bayern Mitte

In Bayern stellt man zunächst die Aufklärung der Kunden voran, dazu soll es ein (kostenpflichtiges) Beratungsgespräch geben. Als zweites hat man eine „Cold Wallet“ im Sinn. Der Vorteil für den Kunden ist, dass er seine Private Keys und seine Bitcoins selbst verwahrt, diese also nicht an einer zentrale Stelle gespeichert sind, die für Hacker interessant ist. Die Bank profitiert ebenfalls, denn sie muss keine Regulierungshürden überwinden, da sie bei diesem Modell nicht unter die Kryptoverwahrung fällt.

Streb gibt zu, dass Bitcoin eine volatile Anlageform ist, die entsprechende Risiko-Bereitschaft des Kunden voraussetzt und lediglich einen kleinen Anteil am Vermögen umfassen sollte. Angesichts der langfristigen Kursentwicklung zieht der Volksbank-Vorstand – anders als seine Sparkassen-Kollegen – aber eher einen Vergleich zum Fonds-Sparen. Kundinnen und Kunden fragten das bereits nach, so Streb. Mit eigenen Dienstleistungen trage man dazu bei, dass diese nicht irgendwann bei unseriösen Anbietern landen. hj

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