Anzeige
PAYMENT-STRATEGIE14. September 2015

Wozu gibt es kontaktlose Karten? Nur ein Marketing‑Gag oder gar Brückentechnologie?

ratmaner/bigstock.com
Bezahlen mit kontaktlose Karten könnte für Banken die sinnvolle Brückentechnologie hin zu Mobile Payment werden.ratmaner/bigstock.com

Warum bringen Banken vermehrt kontaktlose Karten auf den Markt? Folgen Sie einem Marketing-Trend? Die Antwort: Nein, sie machen es, weil sie es können. Aber sie nutzen nicht das volle Potential. Rudolf Linsenbarth beleuchtet, was kontaktlose Karten können und was nicht – und worin der eigentliche Sinn kontaktloser Karten liegt: Im Formfaktor.

von Rudolf Linsenbarth

Kontaktlose Karten haben einige Vorteile heißt es: Schnellerer Bezahlvorgang, technologischer Wandel und Marketing Aspekte. Aber auch aus technischer Sicht gäbe es interessante Aspekte: Automaten seien sicherer gegen Vandalismus geschützt. Etwas spezieller fand ich die Begründung, dass die Kontakte der Terminals im Fast Food Bereich zu schnell verfetten würden. Meine darauf folgenden Assoziationen erspare ich Ihnen.

Kontaktlose Karten sind kein Marketing-Gag

Der Mehrpreis einer kontaktlosen Karte liegt selbst im Bereich hoher Volumen bei knapp einem 1€. Das heißt bei ca. 45 Millionen Karten im Markt haben die Sparkassen mindestens 40 Millionen Euro in das Projekt gesteckt. Nur schwer vorstellbar, dass um diesen Preis eine Technologie eingesetzt wird, nur um einem Marketing Trend zu folgen.

Rudolf Linsenbarth
Linsenbarth-Rudolf-500Rudolf Linsenbarth ist Senior Consultant für den Bereich Mobile Payment und NFC bei COCUS Consulting. Zuvor war er 11 Jahre im Bankbereich als Senior Technical Specialist bei der TARGO IT Consulting (Crédit Mutuel Bankengruppe). Linsenbarth ist einer der profiliertesten Blogger der Finanzszene und kommentiert bei Twitter unter @holimuk die aktuellen Entwicklungen der Branche. Alle Artikel und Meinungsäußerungen schreibt Rudolf Linsenbarth im eigenem Namen.
Bleibt als nächstes Argument die Geschwindigkeit. Auch hier gibt es eine Spreizung von Wunsch und Wahrheit. Schneller wird eine kontaktlose Transaktion vor allem dadurch, dass bei kleineren Geldbeträgen auf die PIN Eingabe verzichtet wird. Diese Prozessvereinfachung könnte man aber auch für kontaktbehaftete Transaktionen einführen.

Der Geschwindigkeitsvorteil zwischen Vorhalten (kontaktlos) und Stecken (kontaktbehaftet) macht sich dann erst ab 1,5 Promille Alkohol bemerkbar. Einfache Kartenzahlungen für volltrunkene Bank­kunden, ist aber nur ein sehr schmaler Business Case.

Der Formfaktor: Karte, Smartphone, Uhr

Nein, der wirkliche Vorteil von kontaktlosen Zahlungen liegt in der Möglichkeit den Formfaktor zu wechseln. Man ist nicht mehr auf die Karte als Bezahlmedium angewiesen, sondern kann auch ein Smartphone oder eine Uhr dafür verwenden. Hier liegt der eigentliche Reiz der Übung. Für die deutschen Banken ist aber genau das kein Thema. Unter allen Banken mit einer Vollbanklizenz bietet nur die Volkswagenbank, ihren Kunden eine Alternative zur Karte an. Die anderen „Hausbanken“ haben kein Angebot.

Positive Schlagzeilen für Banken

Warum sollten sich die Banken denn jetzt schon mit einem solchen Zukunftsthema beschäftigen? ALDI Nord akzeptiert kontaktlose Kreditkarten gerade erst mal seit diesem Monat!

Vor dem Heimspiel der Saracens am 11. April wurden die Armbänder mit einem Guthaben von £5 an Fans verteilt. Gemalto
In GB schon im Einsatz: Vor dem Heimspiel der Saracens wurden Bezahl-Armbänder mit einem Guthaben von £5 an Fans verteilt. Gemalto

Die Antwortet lautet, die Implementierung von Mobile Payment ist eine sehr komplexe Aufgabe und kann auf vielfältige Wege erfolgen. Wem das zu schwierig und teuer ist kann im ersten Schritt mal ein Wearable (Bezahlarmband oder Schlüsselanhänger) testen. Der Implementierungsaufwand ist überschaubar. Im Augenblick kann man damit noch sehr große virale Effekte erzielen. Positive Schlagzeilen sind für eine Bank derzeit kaum günstiger zu bekommen.

Nur mit goldenen Kontakten

Bei der Planung wird man jedenfalls sehen, ob die Prozesse passen und die Technologie für den Formfaktorwechsel geeignet ist. GIROGO ist es derzeit jedenfalls nur bedingt. Eine Geldkarte die keine goldenen Kontakte hat, lässt sich nur am PC mit Spezial Smartcard Reader der Firma Reiner oder einem NFC Smartphone aufladen. Die Geldautomaten der Sparkassen und die POS Terminals im Handel sind für den Ladevorgang auf Stecken mit Goldkontakten ausgerichtet.

Man darf gespannt sein, ob die Volksbanken sich bei ihrem neuen Projekt „VR-BankCard kontaktlos“ auch nur auf den Formfaktor Karte stürzen, oder das Thema zügig ganzheitlich angehen werden.aj

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert