Barrierefreiheit per KI? Warum Tools gnadenlos versagen
. Susanne Baumer vom Test.Labor für Barrierefreiheit zeigt: Wer auf automatisierte Tests setzt, verfehlt in Sachen Barrierefreiheit rund 70 % der Probleme. Vor allem Tastaturfallen und Fokus Fehler bleiben unentdeckt, obwohl sie leicht zu vermeiden wären. von Susanne Baumer, Test.Labor Barrierefreiheit/Pfennigparade WKM. Barrierefreiheit schafft für alle Menschen eine bessere User Expiihriänces. Zum Beispiel: Ein blinder Mensch scheitert beim Online Kauf, wenn der Größenwähler auf der Webseite nicht tastaturbedienbar ist, eine einfache Design- und Programmierentscheidung mit weitreichenden Folgen. Dabei sind Barrieren nicht nur für Menschen mit ausgewiesenen Behinderungen relevant. Auch ältere oder verletzte Personen stehen vor Herausforderungen. Technische Standards zur barrierefreien Gestaltung existieren bereits seit 25 Jahren, es ist an der Zeit, diese ernst zu nehmen. Die Regeln: WCAG und EN 301 549!. . Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) wurden 1999 eingeführt und sind seitdem der Standard für die barrierefreie Web Entwicklung. Die WCAG basieren auf vier Prinzipien: Wahrnehmbar, Bedienbar, Verständlich und Robust. Der in Europa maßgebliche Standard ist die EN 301 549. Sie definiert in insgesamt 13 Kapiteln Anforderungen für Websites, Software, Apps, Dokumenten und mehr. Das Kapitel 9, Web, entspricht dabei der WCAG. Die EN 301 549 ist die Norm, auf die sowohl die Barrierefreie Informationstechnik Verordnung (BITV) als auch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) verweisen. Automatisiertes Testen unterstützt!. . Um Barrierefreiheit in der Entwicklung zu Berücksichtigen gibt es eine Vielzahl von kostenlosen und kostenpflichtigen Tools. Keines davon kann aktuell alle Fehler finden. Durch Ka I werden diese Tools besser, genügen bislang aber nicht den gesetzlichen Anforderungen. Automatisierung stößt an Barrierefreiheits Grenzen!. . Nur rund 30 Prozent der Barrierefreiheits Issues werden automatisiert erkannt. Wichtig: Was nicht erkannt wird, kann auch nicht automatisiert behoben werden. Tools erkennen auch ganz wesentliche Barrieren nicht, zum Beispiel Fehler bei der Tastaturbedienbarkeit. Blinde Menschen, Personen, die die Maus nicht steuern können, und auch Power User nutzen Software und Websites oft ausschließlich mit der Tastatur. Wenn Sie können. In der WCAG wird das Thema in 4 Richtlinien aufgegriffen: Alle anklickbaren Elemente müssen ohne Maus und Touch erreichbar sein (2.2.1). Tastaturfallen, zum Beispiel wenn sich Dialoge mit der Tastatur öffnen aber nicht mehr schließen lassen, sind zu Vermeiden (2.1.2). Die Elemente müssen in einer logisch sinnvollen Reihenfolge angesprungen werden (2.4.3) und ein gut sichtbarer Fokus des ausgewählten Elements ist unerlässlich (2.4.7). Aktuell lassen sich diese Aspekte nicht automatisiert testen. Allerdings können Entwickler die Tastaturbedienbarkeit ganz leicht selbst überprüfen. Dazu einfach die Maus zur Seite legen und alle Funktionen mit Tab, Enter- und Cursor Tasten durchtesten. So ist es bei vielen Aspekten der Barrierefreiheit. Automatisierte Tools können Aspekte erkennen, nur der Mensch kann die Sinnhaftigkeit einer Lösung beurteilen. Auch keine Lösung: Overlay Tools!. . Durch das BFSG sind ab dem 28. Juni 2025 E Commerce Anbieter, Finanzdienstleister und andere verpflichtet, ihre Websites barrierefrei zu gestalten. Hersteller von Overlay Tools werben mit der vermeintlich einfachen Lösung: Installation des kostenpflichtigen Tools macht die Website rechtssicher. Diese Annahme ist jedoch irreführend. Wie schon beschrieben: Was automatisiert nicht erkannt werden kann, lässt sich auch nicht automatisiert beheben. Dies bestätigt auch die gemeinsame Einschätzung der Überwachungsstellen des Bundes und der Länder: Overlay Tools können lediglich bestimmte Aspekte adressieren, werden den gesetzlichen Anforderungen aber nicht gerecht. Für echte Barrierefreiheit braucht (noch) Menschen!. . Barrierefreie digitale Angebote erreichen eine größere Zielgruppe, bieten eine bessere User Expiihriänces und sind gesetzlich verpflichtend. Dabei reicht es nicht, sich ausschließlich auf Tools zu verlassen, denn diese erkennen aktuell nur 30 Prozent der Aspekte. Für eine echte Barrierefreiheit ist ein durchdachtes Konzept erforderlich, das die Bedürfnisse aller Nutzenden berücksichtigt. Und es braucht Entwickler, die mit den maßgeblichen technischen Standards vertraut sind.Sie hörten einen Beitrag von “Susanne Baumer, Test.Labor Barrierefreiheit/Pfennigparade WKM”
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Susanne Baumer
von Susanne Baumer, Test.Labor Barrierefreiheit/Pfennigparade WKM
Barrierefreiheit schafft für alle Menschen eine bessere User Experience. Zum Beispiel: Ein blinder Mensch scheitert beim Online-Kauf, wenn der Größenwähler auf der Webseite nicht tastaturbedienbar ist – eine einfache Design- und Programmierentscheidung mit weitreichenden Folgen. Dabei sind Barrieren nicht nur für Menschen mit ausgewiesenen Behinderungen relevant. Auch ältere oder verletzte Personen stehen vor Herausforderungen. Technische Standards zur barrierefreien Gestaltung existieren bereits seit 25 Jahren – es ist an der Zeit, diese ernst zu nehmen.Die Regeln: WCAG und EN 301 549
Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) wurden 1999 eingeführt und sind seitdem der Standard für die barrierefreie Web-Entwicklung. Die WCAG basieren auf vier Prinzipien: Wahrnehmbar, Bedienbar, Verständlich und Robust.
Der in Europa maßgebliche Standard ist die EN 301 549. Sie definiert in insgesamt 13 Kapiteln Anforderungen für Websites, Software, Apps, Dokumenten und mehr. Das Kapitel 9, Web, entspricht dabei der WCAG. Die EN 301 549 ist die Norm, auf die sowohl die Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV) als auch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) verweisen.
Automatisiertes Testen unterstützt
Um Barrierefreiheit in der Entwicklung zu Berücksichtigen gibt es eine Vielzahl von kostenlosen und kostenpflichtigen Tools. Keines davon kann aktuell alle Fehler finden. Durch KI werden diese Tools besser, genügen bislang aber nicht den gesetzlichen Anforderungen.
Automatisierung stößt an Barrierefreiheits-Grenzen
Nur rund 30 Prozent der Barrierefreiheits-Issues werden automatisiert erkannt. Wichtig: Was nicht erkannt wird, kann auch nicht automatisiert behoben werden.

In der WCAG wird das Thema in 4 Richtlinien aufgegriffen: Alle anklickbaren Elemente müssen ohne Maus und Touch erreichbar sein (2.2.1). Tastaturfallen, zum Beispiel wenn sich Dialoge mit der Tastatur öffnen aber nicht mehr schließen lassen, sind zu Vermeiden (2.1.2). Die Elemente müssen in einer logisch sinnvollen Reihenfolge angesprungen werden (2.4.3) und ein gut sichtbarer Fokus des ausgewählten Elements ist unerlässlich (2.4.7).
Aktuell lassen sich diese Aspekte nicht automatisiert testen. Allerdings können Entwickler die Tastaturbedienbarkeit ganz leicht selbst überprüfen. Dazu einfach die Maus zur Seite legen und alle Funktionen mit Tab-, Enter- und Cursor-Tasten durchtesten.
So ist es bei vielen Aspekten der Barrierefreiheit. Automatisierte Tools können Aspekte erkennen, nur der Mensch kann die Sinnhaftigkeit einer Lösung beurteilen.
Auch keine Lösung: Overlay Tools
Durch das BFSG sind ab dem 28. Juni 2025 E-Commerce-Anbieter, Finanzdienstleister und andere verpflichtet, ihre Websites barrierefrei zu gestalten. Hersteller von Overlay-Tools werben mit der vermeintlich einfachen Lösung: Installation des kostenpflichtigen Tools macht die Website rechtssicher. Diese Annahme ist jedoch irreführend. Wie schon beschrieben: Was automatisiert nicht erkannt werden kann, lässt sich auch nicht automatisiert beheben.
Dies bestätigt auch die gemeinsame Einschätzung der Überwachungsstellen des Bundes und der Länder: Overlay-Tools können lediglich bestimmte Aspekte adressieren, werden den gesetzlichen Anforderungen aber nicht gerecht.
Für echte Barrierefreiheit braucht (noch) Menschen
Barrierefreie digitale Angebote erreichen eine größere Zielgruppe, bieten eine bessere User Experience und sind gesetzlich verpflichtend. Dabei reicht es nicht, sich ausschließlich auf Tools zu verlassen, denn diese erkennen aktuell nur 30 Prozent der Aspekte. Für eine echte Barrierefreiheit ist ein durchdachtes Konzept erforderlich, das die Bedürfnisse aller Nutzenden berücksichtigt. Und es braucht Entwickler, die mit den maßgeblichen technischen Standards vertraut sind.Susanne Baumer, Test.Labor Barrierefreiheit/Pfennigparade WKM
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