IonQ, Rigetti & Co – was bleibt vom Quanten-Hype an der Börse übrig?

Maverix Security AG
von Roman Przibylla, Head Investments bei Maverix Securities
Nvidia-CEO Jensen Huang machte mit seiner Aussage von sich reden, Quantum Computing sei die „nächste Grenze“ und ein unvermeidbarer Teil künftiger Rechenarchitekturen. Auch wenn Nvidia selbst keine Quantencomputer herstellt, so liefert der Konzern bereits heute wesentliche Bausteine für die Entwicklung – etwa durch GPU-basierte Simulationen oder KI-gestützte Optimierungen. Das zeigt: Der Markt ist in Bewegung und zwar auf mehreren Ebenen gleichzeitig.Zu Jahresbeginn gab es bereits eine erste spekulative Phase, in der einzelne Aktien wie Rigetti Computing in kürzester Zeit auf über 20 US-Dollar schossen – nur um wenig später wieder stark zu korrigieren. Solche Übertreibungen sind typisch für neue Tech-Zyklen. Entscheidend ist, was danach kommt. Und genau hier zeigt sich nun ein differenzierteres Bild: Nicht jede Firma mit dem Label „Quantum“ wird überleben. Aber einige könnten sich in den nächsten Jahren zu Schlüsselakteuren einer neuen industriellen Revolution entwickeln.
Supraleitende Qubits
Ein äußerst spannender Player ist IonQ. Das Unternehmen verfolgt den Ansatz sogenannter Ionenfallen, einer besonders stabilen Methode zur Generierung von Qubits. Über Kooperationen mit Microsoft, Amazon und Google ist die Technologie bereits heute cloudbasiert testbar – ein seltener Praxisbezug in einem Feld, das oft noch von theoretischer Forschung dominiert ist. IonQ ist damit eines der wenigen reinen Quantum-Unternehmen mit realem Produktzugang und wachsenden kommerziellen Perspektiven.

Dass auch Großkonzerne den Markt nicht den Startups überlassen wollen, zeigt Alphabet. Google hat nicht nur mit der Demonstration der sogenannten „Quantum Supremacy“ für Aufmerksamkeit gesorgt, sondern treibt mit seiner Tochter Sandbox AQ auch konkrete Anwendungen im Bereich Quantensicherheit und Materialforschung voran. Damit spielt Alphabet eine doppelte Rolle: als Grundlagenforscher und als potenzieller Marktöffner mit globaler Infrastruktur.
Quantensichere Kommunikation
Neben diesen bekannten Namen lohnt sich ein Blick auf weitere Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. IBM etwa betreibt mit dem Q Network eine der größten offenen Plattformen für Quantum-Computing-Dienste. Der Konzern hat sich ambitionierte Ziele gesetzt: Bis 2025 soll ein Prozessor mit 4000 Qubits entstehen. Für ein Unternehmen, das lange als träge galt, ist das eine bemerkenswerte technologische Ansage.
Ein alternativer Ansatz kommt aus Kanada:
D-Wave verfolgt mit dem sogenannten Quantum Annealing ein eigenes Konzept, das besonders gut für Optimierungsprobleme geeignet ist – etwa in der Logistik oder Finanzindustrie.”
Während Kritiker bemängeln, dass diese Technologie nicht universell skalierbar ist, verweist D-Wave auf bereits zahlende Kunden und konkrete Anwendungsszenarien.
Auch Industriekonzerne wie Honeywell mischen mit. Über das Joint Venture Quantinuum ist der Mischkonzern an einer der technologisch führenden Plattformen beteiligt – bislang nicht börsennotiert, aber indirekt über Honeywell-Aktien investierbar. Ein weiterer Name, der nicht fehlen darf, ist Arqit, ein Spezialist für quantensichere Kommunikation.
Gerade in einer Welt zunehmender digitaler Angriffe könnte dieser Bereich enorm an Bedeutung gewinnen, wenn Quantencomputer eines Tages tatsächlich bestehende Verschlüsselungsverfahren knacken können.”
Schliesslich gibt es noch eine ganze Reihe von Unternehmen, die nicht selbst Quantencomputer bauen, aber essenzielle Komponenten zuliefern. Dazu zählen etwa Coherent mit Lasertechnologie, Oxford Instruments mit kryogenen Kühlsystemen oder Teledyne im Bereich hochpräziser Messtechnik. Diese „Enabler“ könnten zu den heimlichen Gewinnern des Booms werden – ähnlich wie Halbleiterhersteller in der Frühphase des klassischen Computing.
Quantum Computing ist dabei keine Wette auf das nächste Quartal, sondern auf das nächste Jahrzehnt. Die technologische Unsicherheit ist hoch, ebenso die Bewertung vieler Pure Player. Gleichzeitig ist das Potenzial enorm – und der Einstieg in die Industrie hat längst begonnen.
Eine Kombination aus Hardware, Software, Cloud-Plattformen und Infrastruktur könnte die robustere Strategie dafür sein.”
Der nächste große Technologieschub steht nicht mehr nur in den Lehrbüchern – er rollt langsam, aber stetig auf die Märkte zu. Roman Przibylla, Maverix Security
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