Sibos 2025 – das Fazit: AI, Stablecoins/CBDC und Digitale Souveränität – der Event-Bericht

Dunja Koelwel
von Dunja Koelwel
KI und der Einfluss auf das Banking
Künstliche Intelligenz hatte auf der Sibos 2025 einen ganz besonderen Stellenwert: Kaum ein Stand, kaum ein Vortrag, der nicht zumindest kurz das Thema streifte. Ein ganzer KI-Pavillon widmete sich dabei der Diskussion ihrer praktischen Auswirkungen, ethischen Bedenken, Governance und ihres Potenzials zur Transformation von Finanzdienstleistungen wie Compliance, Kundenerlebnis und Infrastruktur. Zu den wichtigsten Diskussionsbereichen gehörten der ROI generativer KI, KI-Governance und das Konzept des „KI-nativen Finanzwesens“.
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Deutsche Bank-Chef Christian Sewing sprach dazu in seiner Eröffnungsrede über die transformativen Veränderungen in der aktuellen Finanzbranche und darüber, wie Banken die Zukunft gestalten werden. Er skizzierte die Wellen Wandels, die die Welt in den letzten fünf Jahren erschüttert haben und zu massiven politischen Umwälzungen und einer Zunahme globaler Konflikte geführt haben.
Deutsche Bank-Chef Christian Sewing: „Der globale Handel hat einen düstereren Ton angenommen.“
Sewing weiter: „Ähnlich wie in der Geopolitik dominiert heute Konfrontation, wo einst Kooperation herrschte. Gleichzeitig hat sich die technologische Entwicklung dramatisch beschleunigt, insbesondere durch den Aufstieg der künstlichen Intelligenz. Wir alle wissen, dass KI die Spielregeln verändern wird, auch wenn uns noch die Vorstellungskraft fehlt, was und wie sie diese von geopolitischen Spannungen, technologischen Umbrüchen und wirtschaftlicher Unsicherheit geprägte Welt beeinflussen wird.“
Er betonte weiterhin die Rolle der Banken als Infrastrukturanbieter, Risikomanager, Technologieinvestoren und nachhaltige Partner. Doch selbst mit diesem starken Fokus scheint man in der Branche auf der Sibos noch nicht genügend über Künstliche Intelligent geredet zu haben, oder wie Kristi Cunningham, US Chief Technology Officer beim Tech-Anbieter Kyndryl für sich resümierte. „Wir haben uns viel über Standards unterhalten, aber noch nicht genüg über AI. Und es geht nicht darum, dass AI Arbeitsplätze ersetzt, sondern wie es die Workforce unterstützt.“
Stablecoins und CBDCs: Konkurrenten oder Koexistenz?
Dass die Fachmesse Sibos in diesem Jahr zudem verstärkt im Zeichen der Kryptotechnologie steht, machte auch die Eröffnungsrede von Bundesbankpräsident Joachim Nagel deutlich. Nagel betonte auf der Sibos, dass die Zentralbanken eine Gefährdung der geldpolitischen Souveränität durch Stablecoins nicht hinnehmen werden würden. Er pochte angesichts der rasanten Entwicklung neuer Technologien wie etwa Kryptowährungen auf die Ankerfunktion des Zentralbankgeldes. Diese Aufgabe dürfe nicht geschwächt werden.

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Doch zeigte sich auf der Sibos, dass die Branche eher von einem Miteinander ausgeht:
Stablecoins und CBDCs müssen nicht zwangsläufig konkurrieren.”
Ein mögliches Zukunftsszenario sehen viele in der Koexistenz beider Systeme: Stablecoins für schnelle, internationale Zahlungen im Privatsektor, CBDCs für den Einzelhandel, nationale Zahlungen und staatlich geförderte Projekte. Dr. Nils Beier, Managing Director bei Accenture Strategy hat dazu eine klare Meinung: „Stablecoins sind kein Randthema mehr, sondern eine unmittelbare strategische Weichenstellung. Banken müssen entscheiden, ob sie aktiv an der Gestaltung des neuen Ökosystems teilnehmen oder Gefahr laufen, Marktanteile an FinTechs, BigTechs und internationale Anbieter zu verlieren.“ Entscheidend wird die Schaffung klarer Regulierungen sein. Die USA arbeiten an einem rechtlichen Rahmen für Stablecoins, während Europa mit MiCAR bereits erste Standards gesetzt hat.
Digitale Souveränität und das Damoklesschwert geopolitischer Verwerfungen
Prof. Dr. Hans-Gert Penzel, Professor an der Universität Regensburg für innovative Finanzdienstleistungen, ibi-Beiratsmitglied sowie ehemaliger Generaldirektor und CIO in der Europäischen Zentralbank, startete seine Moderation auf dem ibi-Frühstückstalk im Rahmen der Sibos mit prominenten Teilnehmern wie dem Europaparlamentarier Fabio De Masi, Matthias Schmudde (Deutsche Bundesbank) sowie Gregor Roth (DZ BANK) mit einem klaren Statement: Die Sibos ist politischer geworden.
Mit diesen Worten lieferte auch eine Steilvorlage für die anschließende Diskussion, in der etwa Fabio De Masi forderte, dass es eine öffentliche Debatte um die Zukunft des Zahlungsverkehrs geben müsse, eine Debatte über Verletzlichkeiten. „Doch diese Debatten sind immer noch nicht in der Prioritätenskala der Bevölkerung weit oben. Aber das, was man unter der Oberfläche wahrnimmt, ist beunruhigend.“ Doch darin waren sich De Masi, Schmudde und Roth einig:
Ohne eigene europäische Lösungen im Zahlungsverkehr bleibt Europa abhängig – mit erheblichen Konsequenzen auch in geopolitischen und geoökonomischen Fragen.”
Sibos – Hintergrund
Die Geschichte von SWIFT, Veranstalter der Sibos, begann im Jahr 1973, als das Unternehmen von Banken gegründet wurde, um den internationalen Zahlungsverkehr zu standardisieren und zu sichern mit dem Ziel, Telex-basierte Verfahren zu ersetzen und automatisierte, sichere Nachrichten für den Finanzsektor zu ermöglichen. Wenige Jahre später fand 1978 die erste Sibos-Konferenz statt und hat sich zu einem wichtigen globalen Forum für die Finanzindustrie entwickelt, das Themen wie Zahlungen, Wertpapiere und digitales Finanzwesen behandelt. Die Konferenz verzeichnet jährlich durchschnittlich über 7.000 Teilnehmer aus aller Welt, die höchste Teilnehmerzahl verzeichnete die Konferenz 2019 in London mit rund 11.500 Teilnehmern. 2025 hat die Sibos mit rund 12.000 Teilnehmern einen neuen Rekord erstellt. Die nächste Sibos (2026) findet in Miami statt, 2027 wird Singapore angepeilt.dk
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