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STRATEGIE2. Dezember 2014

Kurzzeit-Versicherungen per Smartphone – wenn die IT mitspielt

warrengoldswain/bigstock.com
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Versicherungen am Mobiltelefon abschließen? Die ersten Mini-Versicherungen (“Micro­In­surance: Vom Hole-​​In-​​One bis Oktoberfest“) gibt es bereits – aber es scheint, als ob sich etablierte Versicherer nicht an eigene Umsetzung wagen. Ein Grund dafür ist die gewachsene, komplexe IT-Landschaft. SaaS oder Outsourcing könnte eine Lösung sein.

Ein Plädoyer für MicroInsurances von Ralf Küfner, Senior Principal bei Infosys Lodestone

Gegen viele kleine Ärgernisse des Lebens könnten sich Smartphone-User auch unterwegs finanziell absichern: Nach dem Aufsatteln für die Fahrradtour noch schnell eine Kurz-Diebstahlversicherung für das Gefährt abschließen, auf dem Weg ins Skigebiet das einwöchige Rundumpaket buchen – an Ideen für innovative neue Produkte herrscht sicher kein Mangel.

Ralf Küfner, Senior Principal bei Infosys LodestoneInfosys Lodestone
Autor: Ralf Küfner, Senior Principal bei Infosys LodestoneInfosys Lodestone
Wesentlich mehr Know-How müssen die Versicherungsunternehmen einsetzen, um solch innovative Mobil-Konzepte tatsächlich ins Leben zu rufen. Zeit ist dabei einer der kritischsten Faktoren: Aufgrund der meist historisch gewachsenen komplexen IT-Landschaft mit ihren zahlreichen Prozessen und Abhängigkeiten beträgt die durchschnittliche Time-to-Market für Versicherungsprodukte bereits ohne Mobil-Komponente zwischen sechs und 18 Monaten.

Newcomer üben Druck auf etablierte Versicherer aus

Die ersten Micro-Insurance-Anbieter sind bereits im Markt und setzen etablierte Versicherer unter Zugzwang.  Die Richtung ist klar: Kunden wünschen sich offenbar einen flexibel buchbaren Versicherungsschutz, der aus einfachen, leicht verständlichen Produkten besteht und sofort gültig ist. Im Idealfall ist er schnell und mobil abschließ- und bezahlbar und muss nach Ende der Vertragslaufzeit nicht explizit gekündigt werden. Davon unabhängig ist für die Generation der Millenials, aber zunehmend auch für ältere Nutzer, der Vertrieb und die Kommunikation über multiple Kanäle unerlässlich.

Bislang hält sich die Versicherungswirtschaft im Netz allgemein aber auch mobil eher zurück. Noch immer liegt hier der Fokus eher auf Schadensmeldung und Service-Dienstleistungen. Andere Industrien dagegen, zeigen wie moderne, kanalübergreifende Kommunikation funktionieren kann, etwa die Reisebranche mit ihren Buchungs- und Ticketsystemen und Hotelportalen. Diese führen vor, wie bedarfsorientiert und alltagstauglich sich Anwendungen gestalten lassen, die gesellschaftliche Bedürfnisse erfüllen.

diego cervo/bigstock.com
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Dabei ist das Rennen um mobile Apps bereits im vollen Gange. So werden diese laut einer Studie des Analystenhauses Lünendonk einen dramatischen Boom erleben und sich 2020 mit einer Bedeutungszunahme um mehr als 35 Prozent auf Platz drei im Ranking der Vertriebs- und Kommunikationskanäle für Versicherungen geschoben haben. Insbesondere die etablierten Versicherungsunternehmen werden damit wohl vermehrt Gegenwind durch rein netzbasierte und flexible Anbieter spüren.

Versicherungen sollten deshalb ihr aktuelles Produktportfolio und ihre Vertriebswege einer kritischen Prüfung unterziehen. So lautet die drängenste Frage, ob diese geeignet sind auch eine jüngere, flexiblere Kundengeneration anzusprechen. Wichtig ist auch, ob dabei sämtliche Informationen und Services entlang der gesamten Wertschöpfungskette über mobile Kanäle angeboten werden.

Gute Erfahrung mit Micro-Insurance führt zu Folgegeschäft

Bei der Bewertung alternativer Vertriebschancen sollten auch indirekte Effekte berücksichtigt werden. So wird eine junge Kundengruppe, die gute Erfahrungen mit einer neuen „Mobil-Produktlinie“ gemacht hat, dem Versicherungsunternehmen auch weiterhin positiv gegenüber eingestellt sein. Damit eröffnen sich neue Chancen, per Cross- und Upselling auch die beratungsintensiveren, klassischen Produkte mittels des herkömmlichen Außendientstvertriebs zu platzieren.

Legacy-IT versus Web-Apps und Mobile-Apps

Selbstverständlich muss auch die IT-Architektur auf die neue Art des Verkaufens vorbereitet werden. In der Praxis dürften die wenigsten Versicherungen in der Lage sein, eine solche Lösung zeitnah mit der aktuell verfügbaren IT-Infrastruktur abzubilden. Neben kundenfreundlichen User Interfaces (Web-Apps, Mobile-Apps), welche schnelle und unkomplizierte Vertragsabschlüsse in einer attraktiven Umgebung erlauben, müssen die Back-Office Systeme den schnellen und mobilen Verkaufsprozess mit einer schlanken Bestands- und Schadenbearbeitung unterstützen.

Zu viele Abhängigkeiten zwischen einzelnen Back-Office-Systemen als auch in den Prozessabläufen haben sich im Laufe der Jahre bei Versicherungen ergeben und stehen schmalen Abläufen entgegen. Gefragt ist vielmehr eine schnell umsetzbare und flache IT-Landschaft, die die neue Art von Kurzzeit-Versicherungen unterstützt. Um die Risiken und hohen Kosten einer Eigenimplementierung zu reduzieren, können Versicherungen hierbei zum Beispiel auf Software-as-a-Service setzen und die dazugehörigen Aspekte an einen erfahrenen Dienstleister outsourcen. Dieser kann eine schlanke IT-Architektur mit dem Fokus auf mobilen Vertrieb zur Verfügung stellen, um dann gemeinsam mit dem Versicherer kurzfristig neue Produkte in einer mobilen Ausgestaltung zu konzipieren und an den Markt zu bringen. Auch die dazugehörige Konzeption und Optimierung der dazugehörigen Geschäfts- und IT-Prozesse ist bei einem solchen Partner gut aufgehoben. Anschließend kann sich dieser um Punkte wie das Hosting der Lösung, den Support und die Wartung kümmern.

Der Markt für Kurzzeit-Policen wird sich in den kommenden Jahren erheblich ausweiten. Neben klassischen Playern aus der Finanzbranche werden dabei auch Neustarter mit innovativen Ideen ihre Claims abstecken. Umso wichtiger ist es für Versicherer, sich mit den entsprechenden Modellen vertraut zu machen und die IT auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten.

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