SECURITY30. September 2025

Banken setzen verstärkt auf KI-Agenten: Neue Google-Studie zeigt Wendepunkt in der Finanzbranche

Google

Die Finanzindustrie steht an einem Wendepunkt. Was lange Zeit als vielversprechendes Innovationsfeld galt, hat sich 2025 zu einem operativen Kernbestandteil vieler Banken entwickelt: generative KI und insbesondere KI-Agenten. Eine neue Studie von Google Cloud und der National Research Group, basierend auf einer Befragung von 556 Führungskräften aus dem globalen Finanzsektor, dokumentiert den Übergang von Pilotprojekten zu produktiven Systemen und belegt den ökonomischen Mehrwert dieser Technologien.

Zentral ist die Feststellung, dass 77 Prozent der Entscheider bereits im ersten Jahr nach Einführung generativer KI einen positiven Return on Investment erzielen. Dies gilt nicht nur für klassische Anwendungen wie automatisierte Textgenerierung oder Datenanalyse, sondern vor allem für die neue Generation von KI-Agenten. Diese Systeme unterscheiden sich grundlegend von den bekannten Chatbots: Sie sind nicht auf das reine Reagieren beschränkt, sondern in der Lage, eigenständig zu planen, Schlussfolgerungen zu ziehen und Aufgaben zu priorisieren. Technisch betrachtet handelt es sich um spezialisierte Sprachmodelle, die mit externen Datenquellen und anderen Agenten interagieren können. Damit entsteht eine verteilte Architektur, die sowohl einfache Single-Task-Prozesse als auch hochkomplexe Multi-Agenten-Szenarien ermöglicht.

Von Pilotprojekten zu produktiven Systemen

Die Integration solcher Systeme in bestehende Bankarchitekturen ist anspruchsvoll. Banken arbeiten seit Jahrzehnten mit stark fragmentierten Legacy-Systemen, deren Stabilität und regulatorische Absicherung eine vorsichtige Modernisierung erfordern. KI-Agenten entfalten ihr Potenzial nur dann, wenn sie nicht als isolierte Anwendungen betrieben, sondern über Schnittstellen und Datenpipelines tief in Kernprozesse eingebunden werden. Ein wesentliches Merkmal dieser neuen Architektur ist die Fähigkeit der Agenten, sich sicher mit Unternehmensdaten zu verbinden, interne Systeme zu orchestrieren und im Verbund mit anderen Agenten Arbeitsabläufe dynamisch zu steuern. Das stellt hohe Anforderungen an IT-Sicherheit, Datenqualität und Governance, eröffnet aber gleichzeitig neue Möglichkeiten zur Automatisierung komplexer Wertschöpfungsketten.

Google Cloud

Ökonomisch betrachtet zeigt sich, dass Banken den Einsatz von KI-Agenten nicht mehr nur als Kostenfaktor für Effizienzsteigerungen begreifen, sondern zunehmend als strategisches Wachstumsinstrument. In den Bereichen Kundenservice und Kundenerlebnis etwa führen Agenten dazu, dass Anfragen in Echtzeit bearbeitet, Anliegen proaktiv adressiert und Beratungsleistungen stärker personalisiert werden können. Dies steigert nicht nur die Kundenzufriedenheit, sondern reduziert zugleich die Belastung interner Serviceeinheiten. Im Marketing entstehen neue Möglichkeiten zur zielgruppengenauen Ansprache, während im Finanz- und Rechnungswesen repetitive Prüf- und Reportingaufgaben durch Agenten übernommen werden. Besonders sensibel, aber ebenso relevant ist ihr Einsatz in der Betrugserkennung und im Risikomanagement. Hier kombinieren Agenten die Analyse großer Datenmengen mit der Fähigkeit, Muster autonom zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten – ein Bereich, der traditionell stark reguliert ist und bisher nur vorsichtig digitalisiert wurde.

Erste Standards für agentische Transaktionen

Die Studie verdeutlicht zudem, dass sich die Investitionsschwerpunkte verschieben. Fast die Hälfte der Befragten plant, künftig mindestens die Hälfte ihres KI-Budgets in den Ausbau agentenbasierter Systeme zu lenken. Banken investieren damit nicht mehr primär in generische Plattformen, sondern in hochspezialisierte Systeme, die als Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb betrachtet werden. Unterstützt wird dieser Trend durch neue Standards wie das Agent Payments Protocol, das als offenes Rahmenwerk die Sicherheit und Nachvollziehbarkeit agentischer Finanztransaktionen gewährleisten soll. Damit werden nicht nur technische Grundlagen gelegt, sondern auch regulatorische Fragen adressiert, die für die Branche von entscheidender Bedeutung sind.

Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass sich die Einführung von KI-Agenten in Banken nicht mehr im Stadium der technischen Machbarkeit befindet, sondern zur betriebswirtschaftlichen Realität geworden ist. Produktivitätseffekte lassen sich in nahezu allen Funktionsbereichen nachweisen, vom IT-Betrieb über nicht-technische Abteilungen bis hin zu strategischen Geschäftsfeldern. Wachstumseffekte entstehen nicht nur durch Kostensenkungen, sondern auch durch neue Ertragsquellen, etwa im Bereich agentischer Handels- und Zahlungssysteme. Sicherheitsgewinne wiederum zeigen sich in verkürzten Reaktionszeiten und einer verbesserten Bedrohungserkennung.

Finanzinstitute haben die Chance, sich mit KI-Agenten neu zu erfinden – von effizienteren Prozessen über bessere Kundenbeziehungen bis hin zu resilienteren Sicherheitsstrategien.“

Toby Brown, Global Head of Regulated Industry Solutions bei Google Cloud

Regulatorik weiterhin als wichtigste Voraussetzung

Google

Trotz dieser Dynamik bleibt die Finanzindustrie ihrem risikoorientierten Ansatz treu. Datenschutz und regulatorische Konformität rangieren weiterhin an erster Stelle, wenn es um die Auswahl von KI-Modellen geht. Die enge Verzahnung von technischen Innovationen mit Governance-Strukturen gilt dabei weniger als Hemmschuh, sondern vielmehr als Voraussetzung für Skalierbarkeit. Die Branche nutzt strenge Test- und Pilotierungsverfahren, um sicherzustellen, dass neue Systeme sowohl den hohen regulatorischen Anforderungen als auch den Erwartungen der Kunden standhalten.

In der Summe verdeutlicht die Untersuchung, dass KI-Agenten nicht nur ein weiteres Kapitel in der digitalen Transformation darstellen, sondern einen qualitativen Sprung markieren. Sie verändern die Architektur der Systeme ebenso wie die Logik der Geschäftsmodelle. Banken, die jetzt entschlossen investieren und zugleich verantwortungsvoll mit Datenschutz und regulatorischen Fragen umgehen, positionieren sich für eine Zukunft, in der agentische KI ein struktureller Bestandteil des Finanzwesens sein wird. Die Zusammenfassung der Studie in englischer Sprache kann hier gegen Angabe der Geschäftsdaten heruntergeladen werden.tw

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