ANWENDUNG20. Oktober 2025

Betrug und Cyberangriffe kosten Banken und die Finanzbranche Millionen

Arctic Wolf Threat Report 2024
KI, DALL-E

Deutsche Banken und Versicherer stehen angesichts zunehmender externer Risiken und wachsender regulatorischer Anforderungen vor tiefgreifenden strukturellen Herausforderungen. Eine aktuelle Studie von Dun & Bradstreet zeigt, dass die Finanzbranche hierzulande im internationalen Vergleich besonders stark von den finanziellen Folgen durch Betrug, Cyberangriffe und unzureichendes Risikomanagement betroffen ist. Gleichzeitig offenbart die Regulierung im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) erhebliche Defizite bei der Datenqualität – einer zentralen Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz datenbasierter Systeme.

Im Durchschnitt verursachen externe Risiken deutschen Banken und Versicherern laut Studie jährliche Schäden in Höhe von rund 1,3 Millionen Euro pro Unternehmen – der höchste Wert unter den fünf untersuchten Ländern Deutschland, USA, Großbritannien, Schweden und Schweiz. Betrug entwickelt sich dabei zunehmend zu einem dominanten Risikofaktor: 73 Prozent der befragten Versicherer und 65 Prozent der Banken sehen darin mittlerweile eine ihrer größten Bedrohungen. Dieser Wert ist in den vergangenen 18 Monaten deutlich gestiegen.

Auch Cyberangriffe zählen zu den zentralen Sorgen der Branche. Drei Viertel der Versicherer (75 Prozent) und zwei Drittel der Banken (67 Prozent) äußern große Besorgnis über digitale Attacken; rund 63 Prozent geben an, heute stärker beunruhigt zu sein als noch vor eineinhalb Jahren. Mehr als ein Drittel der Befragten erwartet, dass Betrug bis 2026 das dominierende Risiko für ihr Unternehmen sein wird.

Dun & Bradstreet

Neben Betrug und Cyberbedrohungen gewinnt das Management von Drittparteien zunehmend an Bedeutung. 81 Prozent der Versicherer und 94 Prozent der Finanzdienstleister berichten laut Studie von negativen Auswirkungen infolge unzureichend gemanagter Drittrisiken – von finanziellen Verlusten über entgangene Geschäftschancen bis hin zu steigender Mitarbeiterfluktuation. „Viele Finanz- und Versicherungsunternehmen wissen um die Dringlichkeit, ihre Risiken besser zu steuern. Allerdings stoßen sie dabei auf strukturelle Hürden“, erklärt Stefan Kuhlmann, Commercial Director Deutschland bei Dun & Bradstreet. „Regulatorische Einschränkungen, hoher Zeitdruck und unzureichende Datenqualität erschweren es, Bedrohungen frühzeitig zu erkennen und wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen.“

KI-Regulierung offenbart Datenprobleme

Während Cyberrisiken das operative Risiko verschärfen, zwingt der EU AI Act Banken und Versicherer zugleich, ihre KI-Systeme transparenter und regelkonformer zu gestalten. Dabei wird deutlich, dass die Grundlage vieler Anwendungen – die Datenqualität – häufig nicht den regulatorischen und technischen Anforderungen genügt. 43 Prozent der deutschen Finanzinstitute misstrauen laut Studie ihren eigenen Daten, und etwa die Hälfte kämpft mit fragmentierten, fehlerhaften oder unvollständigen Datenbeständen.

Die Folgen sind gravierend: Fast die Hälfte der Versicherer (48 Prozent) und ein Drittel der Banken (34 Prozent) berichten von gescheiterten KI-Projekten aufgrund mangelhafter Datenqualität. Dennoch setzen bereits 72 Prozent der Versicherer und 49 Prozent der Finanzdienstleister auf Suchmaschinen oder KI-gestützte Tools, um Informationen über Drittparteien zu gewinnen – oft ohne eine verifizierte Datenbasis.

Künstliche Intelligenz kann enorme Vorteile für Risikomanagement, Fraud Detection und Prozessoptimierung bringen. Doch ohne robuste Datenbasis droht sie, neue Risiken zu schaffen, statt bestehende zu mindern. Der EU AI Act macht genau das deutlich: Datenqualität und Compliance sind zwei Seiten derselben Medaille.“

Stefan Kuhlmann, Commercial Director D., Dun & Bradstreet

Dun & Bradstreet

Trotz der zunehmenden Bedrohungslage bleibt die digitale Transformation ein zentrales Handlungsfeld der Finanzbranche. 41 Prozent der befragten Finanzdienstleister sehen die digitale Modernisierung und den Ausbau technologischer Infrastruktur als oberste Priorität bis 2026, gefolgt von der Entwicklung KI-basierter Lösungen (39 Prozent) und der Expansion in neue Märkte (36 Prozent). Auch Versicherer setzen vergleichbare Schwerpunkte: 34 Prozent priorisieren KI-Innovation, 33 Prozent die Modernisierung ihrer digitalen Systeme und Infrastruktur. Viele Institute planen darüber hinaus, externe Expertise einzubinden, um Datenqualität und Automatisierung zu verbessern. 65 Prozent der Banken und 46 Prozent der Versicherer wollen innerhalb der nächsten zwölf Monate in neue Technologien investieren, um Datenmanagement und Prozessstabilität zu stärken.

Viele Unternehmen erkennen, dass Resilienz heute mit Daten beginnt. Nur wer seine Datenbasis stärkt, Prozesse digitalisiert und die neuen regulatorischen Anforderungen konsequent integriert, kann Risiken wirksam steuern und langfristig widerstandsfähig bleiben.“

Stefan Kuhlmann, Commercial Director D., Dun & Bradstreet

Datenqualität als entscheidender Wettbewerbsfaktor

Die Ergebnisse der Dun-&-Bradstreet-Studie zeigen, dass technologische Resilienz in der Finanzbranche zunehmend von der Qualität der zugrundeliegenden Daten abhängt. Betrug und Cyberangriffe werden sich nur dann wirksam eindämmen lassen, wenn Banken und Versicherer ihre Informationssysteme vereinheitlichen, Datenflüsse kontrollieren und regulatorische Vorgaben konsequent umsetzen. In einer Phase, in der der EU AI Act die Spielregeln für KI-basierte Entscheidungsprozesse neu definiert, wird Datenqualität zur strategischen Ressource – und zum entscheidenden Faktor für Wettbewerbsfähigkeit, Sicherheit und Vertrauen im Finanzsektor. Den vollständigen Bericht und die dazugehörigen Unterlagen finden Sie hier.”tw”

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