ANWENDUNG30. Oktober 2025

BaFin stärkt Aufsicht über Versicherer: Fokus auf Kundennutzen, Governance und KI-Einsatz

BaFin

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) will die Versicherungsbranche stärker auf Zukunftsfähigkeit, Kundennutzen und gute Unternehmensführung ausrichten. Bei der 14. Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht betonte BaFin-Exekutivdirektorin Julia Wiens, dass eine wirksame Aufsicht auf den angemessenen Nutzen für Kundinnen und Kunden ziele – und dass sie bereits Wirkung zeige. Ein Beispiel sei die fondsgebundene Lebensversicherung: Hier seien die Effektivkosten in den vergangenen Jahren deutlich gesunken – auch dank der aufsichtsrechtlichen Eingriffe. Künftig will die BaFin noch stärker prüfen, welchen tatsächlichen Nutzen Lebensversicherungen während der Rentenphase bieten.

Versicherungsprodukte müssen einen angemessenen Nutzen für Kundinnen und Kunden schaffen. Das bleibt für die BaFin weit oben auf der Agenda. „Die Wohlverhaltensaufsicht nimmt weiter an Fahrt auf“, sagte BaFin-Exekutivdirektorin Julia Wiens bei der 14. Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht. Und sie wirkt. So ist bei fondsgebundenen Lebensversicherungsprodukten in den vergangenen Jahren ein deutlicher Rückgang der Effektivkosten festzustellen, zu dem auch die Aufsicht beigetragen hat. Künftig will die Finanzaufsicht noch stärker darauf achten, welchen Nutzen Lebensversicherungen den Kundinnen und Kunden in der Zeit des Rentenbezugs bringen. Wiens betonte, dass die Versicherer garantierte Leistungen sehr vorsichtig kalkulieren müssen. Aber: „Hohe Sicherheitsmargen dürfen nicht einseitig zu Lasten der Versicherungsnehmer gehen.“

Die BaFin kündigte zudem an, ihre Prüfungen in der Wohlverhaltensaufsicht im kommenden Jahr auf weitere Sparten auszuweiten, zunächst auf die Schaden- und Unfallversicherung. „Wir werden uns mit einigen Preisdifferenzierungen näher auseinandersetzen müssen“, sagte Wiens. So basierten beispielsweise die gewährten Rabattmöglichkeiten in der Kfz-Versicherung nicht immer auf dem Risiko des jeweiligen Produkts. Die BaFin wird darüber hinaus Price-Walking genauer untersuchen, das sind wiederholte Prämienerhöhungen, die weder mit dem versicherten Risiko noch mit den Kosten des Versicherers zusammenhängen. „Eine solche Praxis ist mit den Grundsätzen der Wohlverhaltensaufsicht nicht vereinbar“, stellte Wiens klar.

Einsatz neuer Technologien und angemessenes Risikomanagement

BaFinKai Hartmann Photography / BaFin

Im Einsatz neuer Technologien sieht Wiens einen wesentlichen Aspekt für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Versicherungsbranche. Die Versicherer sollten vor allem die Chancen der Künstlichen Intelligenz (KI) für sich und ihre Versicherten ergreifen. „Nutzen Sie die Möglichkeiten von KI über die reine Prozessoptimierung hinaus“, ermutigte Wiens die Branche. Keinesfalls aus dem Blick geraten dürften dabei die Schattenseiten der neuen Technologien: KI-Modelle könnten neue Risiken wie die Diskriminierung von Versicherten mit sich bringen und bestehende Risiken verstärken.

Verbesserungspotenzial sieht die Finanzaufsicht auch bei der Kapitalanlage, vor allem bei kleineren Versicherungsunternehmen. „Zukunftsfähige Versicherungsunternehmen brauchen ein angemessenes Kapitalanlagerisikomanagement“, bekräftigte Wiens. Versicherer sollten nur in solche Kapitalanlagen investieren, die sie auch wirklich verstehen – und sich nicht allein auf die Beratung durch Dritte verlassen. Gerade alternative Anlageformen wie Private Equity, Private Debt oder Immobilien seien komplex und stellten das Risikomanagement der Versicherer vor besondere Herausforderungen.

Starke Governance als Basis für künftiges Wachstum

Die gemeinsame Klammer für alle Zukunftsthemen der Branche ist nach Überzeugung der Aufsicht eine starke Governance der Versicherer.

Eine gute Unternehmensführung ist die Basis für langfristige Widerstandsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und nachhaltiges Wachstum.”

Julia Wiens, BaFin-Exekutivdirektorin

Dazu gehöre ein leistungsstarkes Risikomanagement, gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit sowie anhaltender geopolitischer und klimabezogener Risiken. Wiens warnte davor, Governance als „regulatorische Pflichtübung“ abzutun. Nach ihren Worten gehe es darum, einen adäquaten Rahmen für die strategische Steuerung des gesamten Unternehmens zu schaffen. Die Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht fand erneut im World Conference Center Bonn statt. Rund 500 Fachleute aus Versicherungsunternehmen, Verbänden und Aufsichtsbehörden diskutierten dort über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen der Branche.tw

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