EVENTS & MESSEN11. Dezember 2025

Ibi Zahlungsverkehrsforum 2025: Zukunftskritisch, zukunftsoptimistisch und durchaus politisch

Zwei Tage, 19 Referenten, über 110 Teilnehmer, zwei Themenstränge (Zahlungsverkehr national und international sowie Digitale Souveränität, Digitaler Euro, wero und Stablecoins) und durchaus kontroverse Ansichten zu den verschiedenen Themen machten das mittlerweile 11. Zahlungsverkehrsforum von ibi research am 4. und 5. Dezember 2025 in Frankfurt in diesem Jahr zu einer durchaus politischen Veranstaltung.

von Dunja Koelwel

Das Zahlungsverkehrsforum versammelt zahlreiche Fachleute in einem Konferenzraum. Die Teilnehmer sind aufmerksam und konzentriert, während sie den Präsentationen folgen. Auf den Tischen sind Wasserflaschen und Unterlagen platziert, die zur Veranstaltung gehören.
Das Ibi Zahlungsverkehrsforum 2025 ibi research
Wer meint, dass das Thema Zahlungsverkehr derzeit nur „wenig hergibt“, der wurde auf dem diesjährigen Zahlungsverkehrsforum von ibi research (Webseite) durchaus eines Besseren belehrt. Kontroverse Positionen unter anderem zu Stablecoins und dem Digitalen Euro sorgten nicht nur für interessante Vorträge, sondern auch für intensive Diskussionen in den Kaffeepausen, beim Lunch oder beim abendlichen Networking.

Zu Beginn zeigte Dr. Stefan Weber, Analyst bei ibi research ein paar Zahlen aus hausinternen Studien und Umfragen zu den Themen Instant Payment, Request2Pay, wero, Digitaler Euro sowie Agentic Payment. Laut Weber sehen beispielsweise derzeit 51 Prozent der von ibi research befragten Experten Instant Payment vor allem als Kostenfaktor, 50 Prozent sehen keine signifikanten Ertragsmöglichkeiten, 53 Prozent sehen bei Privatkunden Chancen für Instant Payment, 46 Prozent der Firmenkunden sehen ingegen keinen Bedarf von Instant Payment. Viel Aufregung um nichts? Oder wird alles einfach kleingeredet? Klar ist laut Weber: Es gibt immer mehr Instant Payment- Transaktionen.

Digitaler Euro – steht endlich ein Datum?

Dr. Heike Winter, Abteilungsleiterin bei der Bundesbank, skizzierte in ihrem grundlegenden Vortrag den Status-quo des Digitalen Euro: Am 29.10.2025 hat die EZB den Übergang in die nächste Projektphase beschlossen und das Eurosystem strebt an, ab 2029 den Digitalen Euro zur Verfügung zu stellen. Ab Mitte 2027 soll das fachlich-technische Design und die Infrastruktur durch alltägliche Zahlungen mit echtem Geld in einer kontrollierten Umgebung für 12 Monate getestet werden. Hierfür werden bereits jetzt Banken und Händler für den Testzeitraum gesucht (eine erste Infosession der EZB soll Mitte Januar stattfinden).

Im Talk: Der Digitale Euro – Wer tiefer blickt, sieht mehr! (v.l.n.r.) Heinz Urban (S&Namp;Invent), Hans-Rainer van den Berg (euro-V), Moderation: Prof. Dr. Hans-Gert Penzel (Beirat ibi research) <q>Dunja Koelwel</q>
Im Talk: Der Digitale Euro – Wer tiefer blickt, sieht mehr! (v.l.n.r.) Heinz Urban (S&Namp;Invent), Hans-Rainer van den Berg (euro-V), Moderation: Prof. Dr. Hans-Gert Penzel (Beirat ibi research) Dunja Koelwel

Hans-Rainer van den Berg, CEO euro-V, war hierzu in einer anschließenden Diskussion ist da eher pessimistisch:  Seit Ende 20222 beschäftige er sich mit dem Thema – damals hieß es, in vier Jahren komme der digitale Euro. Heute heiße es erneut, in vier Jahren komme der Digitale Euro. “Bei den Rulebooks hat man versucht, es allen recht zu machen. Das treibt die Komplexität und erinnert mich in Teilen an den Berliner Flughafen oder Stuttgart 21. Wir müssen Komplexität reduzieren und endlich starten – sonst ist der digitale Euro zum Scheitern verurteilt, “ so Hans-Rainer van den Berg.

Das sah auch Heinz Urban, Geschäftsführer von S&N Invent, und Counterpart in der Diskussion mit van den Berg, ähnlich: „Geschwindigkeit beim Digitalen Euro ist das Kernthema. Ich kehre immer wieder zurück auf Wero – hier ging alles viel schneller, denn bei wero setzt man auf ein schrittweises Vorgehen.“

Rückendeckung kommt zumindest vom Handel, denn wie es Ulrich Binnebössel, Abteilungsleiter beim HDE formuliert: „Die Wirtschaft braucht zunehmend digitale Alternativen zu globalen Zahlungssystemen. Wir sehen durchaus die Gefahr von Stablecoins und Krypto als Geld, das das Zentralbankgeld dominieren könnte.“

Stabelcoin – wer braucht die denn?

In seinem „big picture“ zeigte Dr. Stefan Weber auch die wachsende Rolle ausländischer Stablecoins: 70 Prozent der Stablecoins derzeit sind US-Dollar basiert und der Genius Act in den USA hat die amerikanische Vormachtstellung bei Stablecoins weiter gesichert: Abgedeckt durch US-Staatsanleihen steigt auf diese Weise die Nachfrage nach amerikanischen Schuldverschreibungen. Weber: „Die USA hat riesiges Interesse Stablecoins zu pushen, um Nachfrage nach US-Staatsanleihen zu erhöhen. Denn das ist eine neue Möglichkeit für die USA, Verschuldungsquellen anzuzapfen.“

Vortrag Zahlungsverkehrsinfrastruktur: Wie souverän ist Europa bzw. muss es werden?
Christian Rhino (Deutsche Bank)Dunja Koelwel

In Europa wiederum hadert man noch mit den Stablecoins. Als Kontra-Argumente werden beispielsweise gebracht, dass Stablecoins zu teuer seien, als eine Lösung für ein nicht vorhandenes Problem gehypt wüden und privatwirtschaftliche Bezahlverfahren kannibalisierten. Dr. Heike Winter von der Bundesbank wiederum sieht die Möglichkeiten für Stablecoins eher im Crossborder-Zahlungsgeschäft, jedoch sei das Interesse der Unternehmen noch gering.

Dr. Ulli Spankowski (Börse Stuttgart Digital) wiederum kann diese zögerliche Haltung nicht nachvollziehen: In seinem Vortrag „Stablecoins – das neue Dollar-Imperium?“  listete der Managing Director der Börse Stuttgart Digital aktuelle Zahlen auf: Die Marktkapitalisierung von Stablecoins belief sich im Jahr 2020 auf fünf Mrd. USD, in diesem Jahr sind es bereits 290 Mrd. USD ein Forecast der Analysten von Artemis Analytics darf man ruhig von einer Marktkapitalisierung von 2000 Milliarden im Jahe 2028 ausgehen.  Spankowski: „Allein in den vergangenen 18 Monaten hat sich das Volumen verdoppelt.“ Zwar läuft bisher noch weniger als ein Prozent des globalen tägliche Geldverkehrs-Volumens via Stablecoins, wenn sich die Entwicklung fortschreibt, dann könnte innerhalb der nächsten zehn Jahre das Volumen der Stablecoins das des normalen Transfers überschreiten. Die Indizien laut Spankowski: „Stablecoins sind eines größten Zahlungsnetzwerke und haben in Q1 und Q2/2025 die Abwicklung von Visa und Mastercard übertroffen.“

Fazit

Zwei intensive Tage, kontroverse Ansichten und einstimmige Zustimmung dazu, dass man die Digitale Souveränität in Europa stärken müsse – oder wie es Christian Rhino, CIO Deutsche Bank formulierte: „Ich glaube an die Souveränität von Europa und wir sollten stolz sein, was wir erreicht haben. Wir haben ein vollfunktionierendes SEPA-System, mit dem wir 2024 40-60 Mrd. SEPA-Transaktionen abgewickelt haben. Wir müssen uns nicht verstecken. Wir sollten Mut haben zum großen Denken und  besser zusammenarbeiten mit Bundesbank und EZB. Wir haben das Netzwerk in Europa, warum nutzen wir das nicht?”dk

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