ANWENDUNG22. Juli 2025

Betrugsprävention per Mustererkennung: Biocatch stellt Plattform gegen Social-Engineering-Betrug vor

ronniechua / Bigstock

Das auf verhaltensbasierte Sicherheitslösungen spezialisierte Unternehmen Biocatch hat mit „Scams360“ eine neue Generation seiner Technologie zur Bekämpfung von Betrugsversuchen in Echtzeit vorgestellt. Die Plattform richtet sich in erster Linie an Finanzinstitute, die durch zunehmende Social-Engineering-Attacken – insbesondere sogenannten „Authorised Push Payment“-Betrug (APP-Betrug) – stark unter Druck geraten sind.

Mit der neuen Lösung will Biocatch eine umfassendere, kontextbasierte Erkennung manipulativer Betrugsversuche ermöglichen. Im Unterschied zu klassischen Systemen, die sich überwiegend auf Transaktionsanalysen oder Geräte- und Netzwerkdaten stützen, basiert Scams360 auf einem breiten Spektrum verhaltensbiometrischer und kontextueller Merkmale, die während der Nutzung digitaler Bankdienstleistungen erfasst werden. Die Technologie zielt darauf ab, typische Muster manipulierten Nutzerverhaltens frühzeitig zu identifizieren – noch bevor eine verdächtige Überweisung abgeschlossen ist.

Dabei stellt App-Betrug eine besondere Herausforderung für Sicherheitsmechanismen dar: Opfer überweisen ihr Geld meist selbst – wenn auch unter falschen Voraussetzungen. Die Täter manipulieren sie durch gezielte Täuschung, etwa durch Liebesbetrug (Romance Scams), Investitionsversprechen, fingierte Geschäfts-E-Mails (Business E-Mail Compromise), Warenbetrug oder andere Formen von Social Engineering. Da die Überweisung technisch vom rechtmäßigen Kontoinhaber autorisiert wird, greifen herkömmliche Sicherheitsmaßnahmen häufig zu spät oder gar nicht. Laut Biocatch kann Scams360 eine Vielzahl dieser Angriffe erkennen, ohne dass es einer klassischen Kontenübernahme bedarf.

Bereits jetzt sehen wir eine Verbesserung unserer Fähigkeit, Betrugsversuche ohne unautorisierte Kontoübernahme zu erkennen – um 50 Prozent .”

Ayelet Eliezer, Chief Product Officer von Biocatch

Gleichzeitig sei die Alarmrate – also der Anteil der Transaktionen, die ein Eingreifen der Bank erforderlich machen – im Vergleich zu branchenüblichen Werten niedrig. Dies reduziere nicht nur das Risiko für die Kunden, sondern auch die operativen Kosten der Institute.

Verhaltensbiometrie im großen Maßstab

Die neue Plattform nutzt die bestehende Biocatch-Technologie zur detaillierten Analyse menschlichen Verhaltens in digitalen Umgebungen. Dazu zählen u. a. Tippgeschwindigkeit, Mausbewegungen, ungewöhnliche Pausen, Reaktionen auf Eingabeaufforderungen oder das parallele Führen eines Telefonats während einer Transaktion. In Summe analysiert das System bis zu 3.000 verschiedene Datenpunkte, um zwischen legitimen Nutzeraktionen und Anzeichen für Manipulation zu unterscheiden.

tashatuvango/bigstock.com

Der Einsatz dieser verhaltensbasierten Merkmale ermöglicht eine differenziertere Bewertung als klassische Sicherheitsmechanismen. Gerade bei App-Betrug, bei dem keine technischen Anomalien oder kompromittierte Zugangsdaten vorliegen, gilt dies als entscheidender Vorteil. Immer häufiger kommt zudem generative Künstliche Intelligenz zum Einsatz, um die Betrugsmaschen weiter zu verfeinern – sowohl in der Sprache als auch in der Zielgruppenansprache und in der Täuschungstiefe. Die Anforderungen an die Betrugserkennung steigen damit kontinuierlich.

Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen und Relevanz

Laut Schätzungen der Global Anti-Scam Alliance belaufen sich die weltweiten Schäden durch Betrug mittlerweile auf über eine Billion US-Dollar pro Jahr – Tendenz steigend. Diese Summe bezieht sich nicht nur auf direkte Verluste durch Überweisungen, sondern umfasst auch indirekte Auswirkungen wie gestiegene Kosten im Kundensupport, erhöhte regulatorische Anforderungen, Kundenabwanderung sowie nachhaltige Reputationsschäden. Vor diesem Hintergrund fordert Suzanne Sando, Analystin bei Javelin Strategy & Research, ein Umdenken in der Finanzbranche:

Daher ist es an der Zeit für die Finanzdienstleistungsbranche, in modernere und fortschrittlichere Methoden zur Betrugsprävention sowie -erkennung zu investieren und die Kontrolle über ihre Transaktionen zurückzugewinnen.”

Suzanne Sando, Analystin bei Javelin Strategy & Research

Markteinführung, Partnerschaften und Zukunftsausblick

Scams360 basiert auf Erkenntnissen, die Biocatch aus der Zusammenarbeit mit internationalen Banken gewonnen hat. Ein Finanzinstitut aus Kanada, das seit längerer Zeit mit Biocatch zusammenarbeitet, konnte nach Unternehmensangaben allein im Jahr 2024 verdächtige Zahlungen im Wert von über 100 Millionen US-Dollar unterbinden. Das Unternehmen wertet monatlich mehr als 15 Milliarden digitale Sitzungen aus und schützt eigenen Angaben zufolge inzwischen rund 500 Millionen Nutzer weltweit auf über 1,5 Milliarden Geräten. Darüber hinaus kündigte Biocatch eine strategische Partnerschaft mit der gemeinnützigen Organisation The Knoble an. Gemeinsam entwickeln beide Partner Werkzeuge zur Aufklärung und Messung der wirtschaftlichen Auswirkungen von Betrug, darunter einen Kostenrechner und einen Leitfaden für Finanzinstitute. Ziel ist es, ein tieferes Verständnis für die Gesamtkosten von Betrug zu schaffen – über unmittelbare monetäre Verluste hinaus.tw

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