STRATEGIE24. Juli 2025

Blockchain? Ja. Profit? Nein. Warum sich Digital Assets für Banken (noch) nicht rechnen

Schwerpunkt: Transaktionen der Zukunft
Alexandra Kerler ist Consultant bei zeb (Webseite) und Expertin für Digital Assets und Kryptowährungen.
Alexandra Kerler ist Consultant bei zeb und Expertin für Digital Assets und Kryptowährungenzeb

Die Blockchain-Technologie entwickelt sich zunehmend zu einem strukturellen Element im Finanzsystem. Im Fokus stehen längst nicht mehr nur Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether, sondern der Aufbau tragfähiger Infrastrukturen für die Emission, Abwicklung und Verwahrung von digitalen Vermögenswerten – etwa tokenisierten Wertpapieren oder Private Equity.

von Julian Schmeing und Alexandra Kerler, zeb

Geichzeitig bilden regulatorische Initiativen wie MiCAR und DAC8 zur Harmonisierung der EU-Vorgaben klare Geldwäscheanforderungen sowie nationale Gesetze wie das eWpG ein klares und belastbares Rechtsfundament für die Integration digitaler Assets in die Serviceportfolios von Finanzinstituten. Laut der zeb European DLT & Digital Assets Study 2024 könnte das Volumen digitaler Vermögenswerte in der EU bis 2030 auf bis zu 3,7 Billionen Euro anwachsen.

Bereits heute haben laut der zeb-Studie über 70 Prozent der befragten Institute im europäischen Raum strategische Initiativen im Bereich digitaler Vermögenswerte gestartet – ein deutliches Signal für deren wachsende Bedeutung. Während spezialisierte FinTechs als Vorreiter weite Teile der Wertschöpfungskette abdecken – von Verwahrung und Handel über eigene Emissions- und Handelsplattformen bis hin zu DeFi-Integrationen –, investieren auch einzelne (Groß-)Banken gezielt in eigene DLT-Infrastrukturen, meist mit Fokus auf die Tokenisierung klassischer Finanzinstrumente.

Julian Schmeing ist Partner bei zeb (Webseite) und Experte für Digital Assets, Kryptowährungen und DLT.
Julian Schmeing ist Partner bei zeb und Experte für Digital Assets, Kryptowährungen und DLT.zeb

Die Mehrheit der Institute, insbesondere Privat- und Regionalbanken, konzentriert sich derzeit auf Basisleistungen wie Verwahrung und Kryptohandel.”

Diese werden häufig im Rahmen von Partnerschaften mit spezialisierten FinTechs – etwa über White-Label-Lösungen oder Empfehlungsprogramme – umgesetzt.

Operative und wirtschaftliche Umsetzung bleibt herausfordernd

Auch wenn immer mehr Banken strategisch in das Thema Digital Assets einsteigen, bleibt die operative und wirtschaftliche Umsetzung der Blockchain vielfach herausfordernd – vor allem für klassische Finanzinstitute mit gewachsenen Strukturen. Die Bereitstellung von Services im Bereich digitaler Assets erfordert substanzielle Ressourcen: etwa für die Anbindung oder den Betrieb spezifischer Infrastrukturen für Verwahrung, Wallet-Management, Tokenisierung oder Handelsplattformen sowie für den Aufbau personeller Kapazitäten.

Hinzu kommen komplexe und umfassende regulatorische Anforderungen – darunter Lizenzierungsverfahren, KYC-/AML-Prozesse, IT-Sicherheitsstandards und Reporting-Pflichten. In vielen Fällen entsteht so faktisch ein Betrieb parallel zur bestehenden Systemlandschaft – mit entsprechendem Integrations- und Steuerungsaufwand.

Den hohen Aufwänden stehen bislang je nach Kundengruppe und Positionierung nur begrenzte Ertragsmöglichkeiten gegenüber – besonders beim Angebot reiner Basisdienstleistungen wie Verwahrung oder Handel. Das geringe Differenzierungspotenzial sowie der intensive Wettbewerb, vor allem durch FinTechs mit automatisierten Prozessen, schlanken Betriebsmodellen und aggressiven Low- oder No-Fee-Strategien, führen zu erheblichem Margendruck – insbesondere für etablierte Institute mit komplexeren Kostenstrukturen. Die Skalierung von Digital-Asset-Angeboten auf der Blockchain ist bislang begrenzt – einerseits durch geringe Anfangsvolumina, andererseits durch fragmentierte, oft nicht interoperable Infrastrukturen auf Basis privater, „permissioned“ Blockchains mit eingeschränkter Anbindung an andere DLT-Netzwerke und klassische Kapitalmarktstrukturen.

Wirtschaftlich tragfähige Modelle entstehen meist  mit wachsender Nutzung, liquiden Sekundärmärkten und einem interoperablen Multichain-Ökosystem.”

Zwar bilden Kryptoverwahrung und Handel den funktionalen Einstieg ins Digital-Asset-Geschäft, doch treffen hohe Betriebskosten und regulatorische Hürden auf eine begrenzte Monetarisierungsperspektive. Eine nachhaltige Profitabilität erfordert daher eine gezielte Erweiterung des Angebots – der Schlüssel liegt in funktionaler Tiefe entlang der digitalen Wertschöpfungskette.

Autoren Alexandra Kerler und Julian Schmeing, zeb
Alexandra Kerler ist Consultant bei zeb (Website) und Expertin für Digital Assets und Kryptowährungen.

Julian Schmeing ist Partner bei zeb (Website) und Experte für Digital Assets, Kryptowährungen und DLT.

Zentraler Hebel ist die Tokenisierung realer Vermögenswert

  • Ein zentraler Hebel ist die Tokenisierung realer Vermögenswerte: Durch die Emission von tokenisierten Assets – etwa Fondsanteilen oder Private Equity – können Institute zusätzliche Erträge aus Origination Fees, Listing-Gebühren, Custody Fees und Transaktionsentgelten generieren. Gleichzeitig entsteht über Sekundärmärkte (bspw. 21X) ein Zugang zu bislang illiquiden Anlageklassen, was die Attraktivität für institutionelle Investoren erhöht.
  • Ergänzend rücken Staking-Services als Ertragsquelle in den Fokus: Banken ermöglichen ihren Kunden darüber den Zugang zu Proof-of-Stake-Netzwerken – entweder über eigene Validator-Knoten oder über Partnerinfrastrukturen. Während die Kunden Staking Rewards erhalten, profitieren Institute von laufenden Gebühren und stärken die Kundenbindung durch langfristig gebundene Vermögenswerte.
  • Auch Crypto Lending und Collateral Management eröffnen attraktive Perspektiven: Digitale Assets wie tokenisierte Wertpapiere oder Kryptowährungen können als On-Chain-Collateral zur Besicherung von Kreditlinien genutzt oder über Lending-Pools verliehen werden. Daraus ergeben sich zins- und gebührenbasierte Einnahmequellen für Institute – bei gleichzeitig verbesserter Kapitaleffizienz für Kunden, die ihre Assets zur Liquiditätsgewinnung einsetzen können, ohne sie veräußern zu müssen.
  • Nicht zuletzt bieten Market Making und Liquidity Providing weitere transaktionsbasierte Erlösquellen: Bringen Institute Kapital in dezentrale Handelsprotokolle ein, partizipieren sie anteilig an den anfallenden Swap Fees. Darüber hinaus ermöglichen zentrale Modelle wie Orderbuch-basierte Exchanges (CeFi) ein aktives Market Making mit Margenerlösen aus Bid-Ask-Spreads.

Mehrwertservices hängen von der strategischen Ausrichtung ab

Welche Mehrwertservices durch die Blockchain integriert werden, hängt wesentlich von der strategischen Ausrichtung des Instituts, der adressierten Kundengruppe und der Risiko-Rendite-Erwartung ab. Klar ist jedoch: Wirkung entfalten diese Angebote nur im Rahmen einer ganzheitlichen Digital-Asset-Strategie – verankert in der Gesamtbankstrategie und abgestimmt auf das bestehende Geschäfts- und Betriebsmodell mit klarem Monetarisierungsfokus. Institute sollten daher jetzt aktiv werden und ihre Digital-Asset-Strategie konsequent weiterentwickeln, um sich im wachsenden Markt für digitale Vermögenswerte zu positionieren. Wer frühzeitig investiert, Mehrwertservices aufbaut und regulatorische Anforderungen proaktiv adressiert, verschafft sich entscheidende Wettbewerbsvorteile und sichert die eigene Relevanz im Finanzsystem der Zukunft.Julian Schmeing, Alexandra Kerler/dk

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