STUDIEN & UMFRAGEN23. Oktober 2025

Banken und Zahlungsanbieter bleiben zentrale Vertrauensinstanz bei Cyberangriffen

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Die wachsende Bedrohung durch Cyberangriffe hat in Deutschland zu einem deutlichen Bewusstseinswandel geführt: Für viele Verbraucher ist digitale Sicherheit mittlerweile ein ebenso drängendes Thema wie finanzielle Stabilität. Laut der neuen Studie „Mastercard Global Cybersecurity Research“ beschäftigt sich fast jeder Zweite (49 %) wöchentlich mit Fragen der Online-Sicherheit – deutlich mehr als mit der Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes (33 %).

Diese Verschiebung verweist auf eine gesellschaftliche und ökonomische Realität, die auch die Finanzbranche unmittelbar betrifft: Die digitale Vertrauensbasis, auf der Banken, Zahlungsdienstleister und Kunden agieren, wird zunehmend fragil. 62 % der Befragten halten es inzwischen für schwieriger, ihre digitalen Daten zu schützen als ihr eigenes Zuhause – ein Wert, der das wachsende Misstrauen gegenüber der digitalen Umgebung verdeutlicht.

Die von The Harris Poll im Auftrag von Mastercard im September 2025 durchgeführte Untersuchung befragte 13.077 Verbraucher in fünf europäischen Ländern, darunter 1.002 aus Deutschland. Das Ergebnis zeigt, dass Cybersicherheit nicht länger nur ein IT-Thema ist, sondern längst zum Kernelement der Kundenbeziehung im Finanzsektor geworden ist.

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Cyberkriminalität hat sich in der Breite etabliert: 73 % der Deutschen waren im vergangenen Jahr Ziel mindestens eines Betrugsversuchs, 24 % fielen tatsächlich einem Betrug zum Opfer. Besonders ausgeprägt ist die Betroffenheit bei der Generation Z, von der 41 % Schäden erlitten. Die häufigsten Betrugsformen sind Online-Shopping- und Handelsbetrug (je 23 %), Investment- und Kryptobetrug (23 %), Identitätsdiebstahl (19 %) sowie Romance- und Dating-Betrug (22 %). Bei Shoppingbetrug meldeten 64 % der Betroffenen finanzielle Verluste, fast die Hälfte davon (48 %) über 100 Euro.

Diese Daten sind auch für Banken relevant, da sich Betrugsfälle immer stärker entlang digitaler Bezahlprozesse abspielen – und somit auch das Vertrauen in die dahinterliegenden Systeme berühren. 75 % der Verbraucher geben an, dass es zunehmend schwierig sei, Betrugsversuche bei Transaktionen zu erkennen. 44 % empfinden zudem Scham, über erlittenen Betrug zu sprechen – ein Aspekt, der Prävention und Aufklärung erschwert.

Künstliche Intelligenz verschärft Bedrohungslage

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KI-gestützte Angriffe rücken laut Studie ins Zentrum der öffentlichen Sorge. 76 % der Befragten fürchten künftig groß angelegte KI-basierte Cyberattacken und manipulierte Inhalte, etwa täuschend echte Phishing-Mails. Nur 11 % fühlen sich im Umgang mit solchen Bedrohungen sehr sicher. Während jüngere Generationen (51 % der Gen Z, 40 % der Millennials) KI grundsätzlich mehr Vertrauen entgegenbringen als ältere (26 % Gen X, 20 % Boomer), sehen sie gleichzeitig deren Missbrauchspotenzial. 42 % rechnen damit, dass KI Cyberattacken künftig erheblich verstärken wird – etwa durch automatisierte Betrugsprozesse oder lernfähige Phishing-Systeme. Für Finanzinstitute ergibt sich daraus eine doppelte Herausforderung: Einerseits muss der Einsatz von KI in Fraud-Detection-Systemen und Risikomodellen weiter ausgebaut werden, andererseits steigt die Erwartung der Kunden, dass dieselbe Technologie sie effektiv vor KI-generierten Betrugsversuchen schützt.

Nach einem Betrugsfall zeigen Verbraucher deutliches Reaktionsverhalten: 71 % würden nicht mehr bei dem betroffenen Händler einkaufen. 72 % geben an, künftig nur noch bei bekannten oder großen Marken zu kaufen. Diese Verschiebung trifft insbesondere kleine Händler, zeigt aber auch, wie stark das Vertrauen in die Sicherheit des Zahlungskanals Kaufentscheidungen beeinflusst.

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Bemerkenswert ist das hohe Vertrauen in etablierte Finanzakteure: 78 % der Befragten setzen beim Schutz vor Betrug auf ihre Bank, 68 % auf Kreditkartenanbieter. Damit verschiebt sich die Erwartungshaltung deutlich in Richtung der Finanzwirtschaft: Sicherheit wird zunehmend als zentrale Dienstleistung wahrgenommen – und weniger als technisches Randthema. Banken können dem begegnen, indem sie Cybersicherheit stärker als Bestandteil der eigenen Markenidentität und Kundenbindung begreifen. Prävention, Reaktionsfähigkeit und transparente Kommunikation nach Sicherheitsvorfällen werden zu strategischen Faktoren im Wettbewerb um Vertrauen.

Cybersecurity ist ein Kernthema für Banken und Finanzunternehmen

Peter Robejsek, Geschäftsführer von Mastercard Deutschland, sieht darin eine gesamtwirtschaftliche Aufgabe. Wenn mehr Menschen wöchentlich über ihre Online-Sicherheit nachdenken als über die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes, zeige das, wie tief digitale Risiken im Alltag angekommen sind:

Dr. Peter Robejsek, Country Manager Germany bei MastercardMastercard

Cybersecurity ist längst keine Spezialdisziplin mehr, sondern eine Kernkompetenz – auch im finanziellen Alltag. Dass sich nur elf Prozent sicher im Umgang mit KI-basierten Bedrohungen fühlen, ist ein klares Warnsignal.”

Peter Robejsek, Geschäftsführer von Mastercard Deutschland

Mastercard plant, mit einem europaweiten Bildungsprogramm mehr als zehn Millionen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu schulen, um digitale Kompetenzen und Resilienz im Zahlungsverkehr zu stärken. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben seit 2018 über neun Milliarden US-Dollar in Cybersecurity-Technologien investiert – darunter KI-basierte Risikoanalysen, Echtzeit-Bedrohungserkennung und Lösungen für digitale Identitäten. Zentrale Einrichtung ist das European Cyber Resilience Center (ECRC), das als europäisches Kompetenzzentrum den Austausch zwischen Unternehmen, Behörden und Strafverfolgung koordiniert. Ziel ist der Aufbau eines europäischen Schutznetzwerks gegen komplexe Cyberbedrohungen.

Mit der Integration des Threat-Intelligence-Anbieters Recorded Future verfügt Mastercard zudem über eine der weltweit größten Plattformen für Bedrohungsdatenanalyse. Diese ermöglicht, Risiken frühzeitig zu identifizieren und Finanzinfrastrukturen vorausschauend abzusichern – ein Modell, das auch für Banken relevant ist, die zunehmend auf Echtzeitdaten und KI-gestützte Risikomodelle angewiesen sind.

Die Studienergebnisse unterstreichen, dass Cybersicherheit in der Finanzwirtschaft nicht länger als Compliance-Aufgabe verstanden werden kann. Sie wird zu einem Teil der Geschäftsstrategie und der Kundenbindung. In einer digitalisierten Zahlungslandschaft wird Vertrauen zur eigentlichen Währung – und Sicherheitskompetenz zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Banken und Zahlungsdienstleister stehen vor der Aufgabe, Sicherheitslösungen stärker zu personalisieren, Schulungs- und Awareness-Angebote auszubauen und KI-Technologien sowohl als Werkzeug zur Abwehr als auch zur Aufklärung einzusetzen.tw

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