EU-ID: Schöne Theorie, harte Realität. Ein Kommentar von Florian Hansemann – CEO HanseSecure

Hansesecur
von Florian Hansemann, CEO HanseSecure
Onboarding – die erste Sollbruchstelle
Was beim Einstieg schiefgeht, zieht sich durch. Remote-Onboarding mit schlechten Liveness-Checks? Selfie-Vergleich statt echter Prüfung? Willkommen im „Garbage in, garbage forever“. Wer es ernst meint, macht LoA High zum Muss – alles darunter ist eine Einladung an Betrüger.
Ein kompromittiertes Smartphone macht jede Kryptografie wertlos. Malware, manipulierte Apps, Supply-Chain-Fehler – die Liste ist lang.
Ohne verpflichtende Secure-Element-Nutzung und strikte Schlüsselisolierung bleibt der Schutz löchrig.”
Technisch kann man Attribute einzeln freigeben. Praktisch fordern viele Dienste mehr als nötig, koppeln IDs mit stabilen Tracking-Elementen. Nur harte Regeln und echte Kontrollen schützen hier vor Profilbildung.
Einheitliche Standards – Segen und Risiko
Gemeinsame Protokolle schaffen Interoperabilität, aber auch eine große gemeinsame Angriffsfläche. Ein Exploit in einer Standard-Komponente kann EU-weit durchschlagen. Ohne schnelle Revocation und verpflichtende Updates ist das brandgefährlich.
QR- oder NFC-Präsentationen sind bequem, aber anfällig für Relay-Angriffe. Audience- und Context-Binding müssen eingebaut werden.”
Der Kredit-Fall

Damit die EU-ID wirklich ein geringes Risiko hat, braucht es fehlerfreies Onboarding, kompromisslos sichere Hardwareanker, echte Privacy-by-Default-Umsetzung, strenge Kontrolle aller Verifizierer, blitzschnelle Incident-Response und klare Haftungs- und Beweislastregeln.
Fazit
Die Technik ist da. Die Regeln sind formuliert. Doch in der Praxis ist jedes dieser Elemente für sich schon anspruchsvoll – technisch, organisatorisch und politisch. Alle müssen dauerhaft auf höchstem Niveau funktionieren, gleichzeitig, ohne Aussetzer.
Wer sich auf die EU-ID verlässt, sollte wissen: Das Konzept ist stark – Sie wird aber nur so sicher sein wie ihr schwächstes Glied – und das macht mir deutlich mehr Sorgen als die Hochglanzfolien der EU-Kommission.Florian Hansemann, Hansescecur/dk
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