ING Deutschland launcht Echtzeit-Zahlungslösung Wero in der Banking-App

EPI Company
Nun also auch die ING Deutschland: Die Bank hat ihre Banking-App um die Echtzeit-Zahlungslösung Wero erweitert. Die Kunden der Bank können damit Geldbeträge direkt und kostenlos in Sekundenschnelle überweisen und anfordern. Der Dienst ist vollständig in die App integriert und nutzt die Infrastruktur von SEPA Instant Payments.
Mit dem Schritt reiht sich die ING in eine wachsende Zahl europäischer Banken ein, die in den vergangenen Wochen Wero für ihre Kundschaft freigeschaltet haben. Das System ist Teil der European Payments Initiative (EPI), einem Zusammenschluss von mehr als einem Dutzend großer Banken und Zahlungsdienstleister, die seit mehreren Jahren daran arbeiten, eine eigenständige Alternative zu den etablierten internationalen Kartennetzwerken und digitalen Bezahldiensten zu etablieren.Wie immer ist für die Nutzung von Wero keine gesonderte Registrierung bei einem Drittanbieter erforderlich. Stattdessen erfolgt das Onboarding direkt in der ING-App über das dortige Konto. Nach wenigen Minuten können Zahlungen in Echtzeit initiiert werden. Technisch basiert der Dienst auf Konto-zu-Konto-Überweisungen: Überweisungen werden unmittelbar vom Girokonto der sendenden Person abgebucht und landen innerhalb von maximal zehn Sekunden auf dem Konto der empfangenden Person. Als Identifikator genügt die Telefonnummer – eine manuelle Eingabe der IBAN entfällt somit. Auch das Anfordern von Beträgen ist über diesen Weg möglich. Damit schließt Wero eine Lücke zwischen klassischen Banküberweisungen und den bislang dominierenden Peer-to-Peer-Zahlungsdiensten, die meist auf geschlossene Ökosysteme von Technologiekonzernen angewiesen sind.
Von Peer-to-Peer zum universellen Bezahlsystem
Aktuell liegt der Fokus von Wero auf Privatpersonen, die untereinander Geldbeträge austauschen. Nach Angaben der EPI soll das System jedoch schrittweise auf weitere Anwendungsfälle ausgedehnt werden – darunter Zahlungen im stationären Handel, im E-Commerce und an Dienstleister. Damit positioniert sich Wero als potentiell universelles Zahlungssystem, das langfristig klassische Kartenzahlungen oder Wallet-basierte Verfahren ergänzen oder in Teilen ablösen könnte.
Die Einführung bei der ING ist deshalb mehr als ein funktionales Update: Sie ist – wie bei allen Banken – ein strategisches Signal, dass eine der größten deutschen Privatkundenbanken mit über zehn Millionen Kunden das System aktiv unterstützt.
Mit Wero bieten wir eine europäische, sichere und vollständig in unsere App integrierte Möglichkeit, Geld in Sekundenschnelle zu senden. Und das ohne Umwege und Drittanbieter. Wir glauben an die Stärke eines europäischen Zahlungsraums und freuen uns, mit Wero einen wichtigen Schritt in Richtung technologischer Souveränität zu gehen.“
Christian Böhrer, Tribe Lead Payments bei der ING Deutschland
Chancen für digitale Souveränität?
Die Bedeutung von Wero reicht über den Komfort im Alltag hinaus. Das Projekt ist auch eine Antwort auf die anhaltende Debatte um die digitale Souveränität Europas. Bislang dominieren internationale Anbieter wie Visa, Mastercard oder US-amerikanische Technologiekonzerne den Zahlungsverkehr im Euroraum. Damit gehen nicht nur Abhängigkeiten bei der Technologie einher, sondern auch bei Datenströmen, Gebührenmodellen und geopolitischen Einflussmöglichkeiten.

Wero, EPI
Ein europäisch betriebenes Zahlungssystem wie Wero könnte diese Abhängigkeiten reduzieren. Da es auf einer offenen, von Banken getragenen Infrastruktur basiert, verbleiben die Datenströme weitgehend im europäischen Finanzverbund. Gleichzeitig bietet die gemeinsame Governance die Chance, Standards im Sinne europäischer Banken und Verbraucherinnen zu setzen. Sollte es gelingen, Wero nicht nur im Peer-to-Peer-Bereich, sondern auch im Handel flächendeckend zu etablieren, könnte Europa im globalen Wettbewerb der Bezahlsysteme erstmals eine ernstzunehmende Alternative positionieren. Für den Euroraum wäre dies nicht nur ein wirtschaftlicher Vorteil, sondern auch ein Beitrag zur finanziellen Stabilität in einer zunehmend geopolitisch angespannten Digitalökonomie.
Als eine der größten Privatkundenbanken leisten wir einen signifikanten Beitrag, Wero als flächendeckendes Bezahlverfahren in Deutschland zu etablieren. Gemeinsam mit der ING Group als Anteilseignerin von EPI bringen wir unsere langjährige Erfahrung im digitalen Zahlungsverkehr aktiv in die Entwicklung der paneuropäischen Zahlungsinitiative ein.“
Christian Böhrer, Tribe Lead Payments bei der ING Deutschland
Weitere Rollouts geplant
Die EPI hat angekündigt, Wero in den kommenden Monaten in weiteren Ländern auszurollen und zusätzliche Banken für die Integration zu gewinnen. Je mehr Institute den Dienst in ihre Systeme übernehmen, desto stärker wird die Netzwerkwirkung – eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass sich Wero im Alltag der Verbraucherinnen und Verbraucher sowie im Handel etablieren kann.
Für die ING ist der Startschuss ein Signal, dass die Bank ihre Position im digitalen Zahlungsverkehr aktiv mitgestalten will. Gleichzeitig bleibt die Frage offen, wie schnell es gelingt, die kritische Masse im europäischen Zahlungsraum zu erreichen. Denn nur wenn Handel, Dienstleister und Konsumenten gleichermaßen überzeugt werden, kann Wero sein strategisches Potenzial vollständig entfalten.tw
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