ANWENDUNG25. September 2025

Neun Banken entwickeln MiCAR-konformen Euro-Stablecoin auf Blockchain-Basis

Bigstock

Neun europäische Großbanken – DekaBank, ING, Banca Sella, KBC, Danske Bank, UniCredit, SEB, CaixaBank und Raiffeisen Bank International – haben ein Konsortium gegründet, um einen auf Euro lautenden Stablecoin zu entwickeln, der vollständig mit den Anforderungen der EU-Verordnung „Markets in Crypto-Assets Regulation“ (MiCAR) im Einklang steht. Ziel ist es, einen regulatorisch abgesicherten, programmierbaren und breit einsetzbaren digitalen Zahlungsstandard für den europäischen Raum zu schaffen.

Der geplante Stablecoin basiert auf Distributed-Ledger-Technologie (DLT) und soll als On-Chain-Abwicklungsmedium fungieren. Damit können Transaktionen ohne Intermediäre, nahezu in Echtzeit und rund um die Uhr erfolgen. Im Vergleich zu bestehenden Zahlungsinfrastrukturen – wie SEPA Instant oder TARGET Instant Payment Settlement (TIPS) – bietet die Blockchain-basierte Lösung eine höhere Automatisierbarkeit: Transaktionen lassen sich programmatisch in Smart Contracts einbinden, wodurch sich Geschäftsprozesse wie Lieferkettenabrechnungen, Treuhandlösungen oder die Abwicklung von tokenisierten Wertpapieren effizienter gestalten lassen.

Die Architektur des Stablecoins sieht vor, dass jeder Token durch entsprechende Euro-Guthaben gedeckt wird, die bei einem beaufsichtigten E-Geld-Institut gehalten werden. Durch diese 1:1-Besicherung wird die Preisstabilität des Tokens sichergestellt. Ergänzt wird dies durch transparente Reserveberichte und die laufende Aufsicht durch die niederländische Zentralbank, die die Lizenzierung des neu gegründeten Unternehmens als E-Geld-Institut übernehmen soll.

MiCAR-Compliance als Wettbewerbsvorteil

Deka-Bank

Mit Inkrafttreten der MiCAR ab 2024 schafft die EU erstmals einen einheitlichen regulatorischen Rahmen für Krypto-Assets. Insbesondere für Stablecoins – in der Verordnung als „E-Money Token“ klassifiziert – gelten hohe Anforderungen: vollständige Deckung, klare Governance-Strukturen, Verbraucher- und Anlegerschutz sowie laufende Transparenzpflichten. Das Konsortium positioniert sich hier als First Mover, der frühzeitig ein MiCAR-konformes Produkt entwickelt und so regulatorische Planungssicherheit für Banken, Unternehmen und institutionelle Investoren schafft.

Neben dem Einsatz im Zahlungsverkehr eröffnet der Stablecoin Potenziale für die Kapitalmarkt-Infrastruktur. Tokenisierte Wertpapiere, die im Zuge der EU-Pilotverordnung auf DLT-Handelsplätzen ausgegeben und gehandelt werden, benötigen ein settlement-fähiges On-Chain-Zahlungsmedium. Der Euro-Stablecoin könnte hier als Brückentechnologie dienen und mittelfristig eine zentrale Rolle bei der Abwicklung digitaler Wertpapiere, Kryptowährungen oder hybrider Assets spielen.

Darüber hinaus soll die Lösung so gestaltet werden, dass sie Interoperabilität mit bestehenden Zahlungssystemen gewährleistet. Geplant ist die Anbindung an SEPA- und TARGET-Services sowie die Möglichkeit, Wallet-Lösungen und Verwahrungsdienste in die bestehende Banken-IT einzubetten. Für Banken entsteht damit ein doppelter Mehrwert: die Teilnahme an einem europäischen digitalen Ökosystem und die Erweiterung des eigenen Dienstleistungsportfolios.

Strategische Zielsetzung: Digitale Souveränität Europas

Die Initiative versteht sich nicht nur als technologisches Projekt, sondern auch als industriepolitisches Signal. Bislang dominieren US-amerikanische Anbieter wie Circle (USDC) oder Tether (USDT) den globalen Stablecoin-Markt. Mit einer europäischen Lösung soll die Abhängigkeit von außereuropäischen Akteuren reduziert und die digitale Souveränität Europas im Zahlungsverkehr gestärkt werden.

Dekabank

Die Märkte für digitale Vermögenswerte entwickeln sich rasant vom Nischenmarkt zum Mainstream. Um ihr volles Potenzial für Unternehmen und die Finanzbranche auszuschöpfen, ist ein digitales On-Chain-Abwicklungsmedium unverzichtbar. Ein branchenweiter Ansatz bietet hierbei erhebliche Vorteile“

Marion Spielmann, Leiterin COO Bankgeschäftsfelder und Verwahrstelle DekaBank

Und Spielmann ergänzt: „Dass wir als erstes und bislang einziges deutsches Institut Teil dieser wegweisenden Initiative sind, unterstreicht einmal mehr unsere Rolle – und die der Sparkassen – als Innovationstreiberinnen der deutschen Finanzbranche.“ Die Erstemission des Stablecoins ist für die zweite Jahreshälfte 2026 vorgesehen. Bis dahin sollen regulatorische Verfahren abgeschlossen, die technische Plattform produktionsreif entwickelt und ein CEO für das Konsortialunternehmen bestellt sein.tw

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