Teil 2: Kernbank-Migration = alle Prozesse kommen auf den Prüfstand!

von Dunja Koelwel
„Single Source“ vs. „Best of Breed“ – womit ist man für die Zukunft besser aufgestellt?
Marko vom Stein: Gerade in Zeiten zunehmender Regulierung (Stichwort DORA) sind Banken und Sparkassen mit „Single Source“-Architekturen durchgängiger und sicherer unterwegs. Darum bietet die Finanz Informatik den angeschlossenen Sparkassen und Verbundunternehmen mit OSPlus eine Gesamtbanklösung, die neben einem leistungsfähigen Kernbanksystem unter anderem ein Vertriebsfrontend und eine Banksteuerung auf Basis eines Integrierten Datenhaushalts (IDH) beinhaltet. Auf dem IDH arbeiten Anwendungen zum Risikomanagement und zur Gesamtbanksimulation. So entsteht ein leistungsfähiges Tool für alle Geschäftsaktivitäten und die betriebswirtschaftliche Steuerung der Institute, in dem alle Prozesse ineinandergreifen und das zudem kontinuierlich aus einer Hand weiterentwickelt wird.
Tobias Keser ist Acting Head of Financial Services und Mitglied im Executive Committee von Sopra Steria GER & AT (Webseite).Tobias Keser: Beides hat seine Berechtigung, aber Best of Breed wird zunehmend zum Erfolgsmodell. Banken wollen nicht mehr das eine monolithische System, das alles kann, sondern spezialisierte Module, die sich flexibel kombinieren und austauschen lassen. Die Zukunft gehört Plattformarchitekturen, die Kernsysteme als stabile Basis begreifen, aber Innovationen in Satellitensystemen ermöglichen. Wichtig ist dabei ein starker Integrationslayer, damit Daten- und Prozesskonsistenz gewahrt bleiben. Insofern geht es weniger um „entweder – oder“, sondern um ein bewusst orchestriertes Zusammenspiel.
Stephan Milka: Das muss jede Bank für sich beantworten. Die Entscheidung für eine bestimmte Systemarchitektur hängt unserer Erfahrung nach von der Größe und dem Geschäftsmodell der Bank ab. Individualisierung kann sinnvoll sein, aber vor allem unter dem Aspekt der regulatorischen Anforderungen – beispielsweise im Auslagerungsmanagement – muss geprüft werden, ob sie sich wirtschaftlich trägt. Kleinere Banken haben mit der “Best-of-Breed”-Architektur große regulatorische und kostenseitige Herausforderungen und sind in der Regel froh, wenn sie möglichst viel aus einer Hand beziehen können. Große Banken können sich mehr Spezialisierung leisten.
Stephan Milka ist Geschäftsfeld Lead Core Banking bei Atruvia (Webseite)Der größte Nutzen stellt sich ein, wenn möglichst viel standardisiert und auch Kostenteilung realisiert wird.”
Und zwar dort, wo es nicht zur Differenzierung im Markt beiträgt. Dann können die Investitionen in die Bereiche fließen, die wettbewerbsrelevant sind und direkt auf den wirtschaftlichen Erfolg der Bank einzahlen
Kernbank-Migration: Datenqualität, Cut-over-Management, Archivierung – Ihr Ratschlag?
Tobias Keser: Datenmigration ist kein IT-Thema, sondern ein Transformationsprojekt. Der entscheidende Erfolgsfaktor liegt in der frühen, sauberen Vorbereitung: Welche Daten werden wirklich gebraucht? In welcher Qualität? Und wie werden sie künftig genutzt? Viele Projekte scheitern nicht an der Technik, sondern an fehlendem Ownership im Fachbereich. Mein Rat: Datenmanagement von Beginn an als eigenständigen Workstream aufsetzen, klare Verantwortlichkeiten schaffen und Testläufe unter Realbedingungen durchführen.
Ein durchdachtes Cut-over- und Archivierungskonzept ist am Ende kein Add-on, sondern zentral für Compliance und operative Stabilität.”
Marko vom Stein: Eine Kernbank-Migration ist sehr komplexe Projekte und bedarf einer guten Planung und mehrfachen Validierung, bevor es an die eigentliche Umsetzung geht. Migrations-Know-how beim Zielsystemanbieter ist ein erheblicher Vorteil bei einer Systemauswahl.
Marko vom Stein ist Geschäftsbereichsleiter Kernbankanwendungen bei der Finanz Informatik (Webseite)Stephan Milka: Eine Migration ist weit mehr als ein IT-Projekt – sie betrifft die gesamte Bank. Neben technischen Aspekten wie Datenmigration, Cut-Over-Management, Datenqualität und Archivierung ist sie immer auch ein unternehmensweiter Transformationsprozess. Alle Prozesse kommen auf den Prüfstand, vergleichbar mit einer Inventur: Was wird übernommen, was verändert, was vereinfacht? Es verändert sich häufig die Aufgabenverteilung und Zusammenarbeit über Bereiche hinweg, das erfordert aktives Change-Management, das die Mitarbeitenden qualifiziert und einbindet.
Und konkret unser Ratschlag zu Ihrer Frage: Die Bank muss frühzeitig Klarheit schaffen, welche Daten fachlich weitergeführt, historisch migriert oder revisionssicher archiviert werden müssen. Die Möglichkeiten zur Datenbereinigung sollten frühzeitig genutzt werden. Gerade bei Bereinigungsaktivitäten sollte sogar eine Entschlackung möglicher Produktvielfalt geprüft werden. Daraus ergeben sich automatisch Effizienzpotentiale in der Bank. Da die Banken in der Regel wenig Erfahrung mit der Komplexität einer Migration haben, bringen wir Best Practice-Ansätze mit, so dass die Bank hier nicht bei Null anfangen muss. Migration erfolgreich umsetzen heißt: Daten, Prozesse und Menschen gleichermaßen in Bewegung bringen.dk
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