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EVENTS & MESSEN20. Mai 2025

28. Sparkassentag: DSGV-Präsident Reuter fordert Modernisierung des Staates und einen Zukunftsplan

Er sei schon „angespannt“, erklärt Sparkassenpräsident Ulrich Reuter anlässlich der Pressekonferenz zum Start des Sparkassentages, aber angesichts des routinierten Teams, das den 28. Sparkassentag organisiert habe, nicht übermäßig gestresst. Generell machte Reuter in seiner Rede vor dem Start des Sparkassentages in Nürnberg deutlich, dass er sich mehr Zuversicht, Entschlossenheit und Tatkraft bei der Zukunftsgestaltung Deutschlands und Europas wünsche.

DSGV
Wir haben alle Voraussetzungen für einen modernen, wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort. Der Mittelstand ist in seiner Breite auskömmlich finanziert, Deutschland ist einer der innovativsten Wissenschaftsstandorte. Auch die Infrastruktur ist mit Schienen, Straßen und Schifffahrtswegen grundsätzlich vorhanden, muss aber in Teilen neu in Stand gesetzt werden”, erklärt Ulrich Reuter, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Gleichzeitig betont er, dass sich auch die Sparkassen in Zukunft verändern müssen, um die Anforderungen in der Breite erfüllen zu können. Man wolle die Erwartungen der Kunden stärker aufnehmen, die Kundenzufriedenheit sichern, Marktanteile stärken und die Sparkassen immer wieder neu justieren.

Unabhängig von der aktuellen Stimmung im Land rät Reuter aber auch zu Zuversicht im Hinblick auf die Modernisierung und Digitalisierung des Staates. Deutschland brauche einen Zukunftsplan, der verlässlich abgearbeitet werde:

Die Bremse lösen wir aber nur, wenn wir ein positives Zukunftsbild zeichnen. Wir brauchen einen Zukunftsplan für Deutschland für die nächsten fünf Jahre. Wo müssen wir anpacken und uns modernisieren, wo muss sich auch der Staat neu aufstellen, um aus dem Betreuungsmodus ins aktive Handeln zu kommen?”

Ulrich Reuter, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes

Schon deswegen sei die Rede des neuen Digitalministers Karsten Wildberger, der auf dem Sparkassentag sprechen würde. Man erhoffe sich viel von dem neuen Ministerium , das die Staatsmodernisierung ja sogar im Namen trägt. Matthias Dießl, Präsident des Sparkassenverbandes Bayern, betonte dagegen die Bedeutung der Strukturreformen für die Regionen:

Ich bin dankbar, dass wir uns hier in Nürnberg konzentriert über die richtigen Wege und Handlungsoptionen für unsere gemeinsame Zukunft verständigen können.  Unser Land muss dringend auf allen staatlichen Ebenen schlanker, schneller und damit leistungsfähiger werden.”

Matthias Dießl, Präsident des Sparkassenverbandes Bayern

Zwischen Wero und Apps – und der eID

DSGV/HASPA

Um Digitalisierungs- und IT-Themen ging es dabei erst in zweiter Linie – man spürt, dass sich auch die Sparkassen im Moment vor allem auf die derzeitigen wirtschaftlichen Herausforderungen fokussieren. In den kommenden zwei Tagen werden in Nürnberg rund 3.000 Verantwortliche aus allen Unternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe sowie Vertreter der kommunalen Träger der Sparkassen und der Landesregierungen zusammenkommen.

Man wolle auf dem Markt aktiv Marktanteile gewinnen und den Kunden „eine überzeugende Story“ bieten – mehr als nur Produkte haben. Die Kunden und deren Bedarf und Nutzungsgewohnheiten rund um Apps und Services immer besser zu verstehen, sei daher wichtig. „Hier werden wir weiter modernisieren, unsere Bemühungen intensivieren und genau evaluieren, was den Kunden einen Nutzen bringt“, machte Reuter deutlich.

Man könne sich neben dem Engagement in Wero viele Kooperationen vorstellen bis hin zu einer Wallet, die um weitere Services ergänzt werden könnte. Die eID-Wallet etwa sollte viele Belange des Bürgers in Zukunft zusammenfassen – und die Sparkssen könnten hieran mitwirken, glaubt Reuter. „Am Ende kann eine App stehen, mit der man sich etwa unter Verwendung eines  QR-Codes elegant gegenüber Dienstleistern ausweisen kann“, so Reuter. Diese und andere Themen sei man gerne bereit, mit dem Staat zu besprechen und würde, so ließ Reuter durchblicken, auch immer wieder seitens der Entscheider kontaktiert.

Entscheidend sei aber auch das Potential für die Mitarbeitenden, der Kampf um die besten Köpfe. „Wir wollen ein attraktiver Arbeitgeber bleiben, das schaffen wir nur, wenn wir nicht nur nach außen attraktiv erscheinen, sondern es auch wirklich sind. „Wir brauchen moderne Arbeitsbedingungen und sind schon vorne dabei, aber ich glaube, da können wir noch mehr.“

Investitionen in Filial- und Geldautomatennetz

Gleichzeitig streben die Sparkassen aber auch weiterhin das dichteste Filialnetz aller Verbünde an. „Mein Wunsch wäre es, dass wir weiterhin mit einer hohen Zentraldichte unterwegs sind. Die Sparkassen haben ein sensibles Gespür dafür, dass wir weiterhin nahe beim Kunden sein müssen.“ Je mehr man es schaffen könnte, dass die Kunden für das Tagesgeschäft Onlinelösungen nutzen, umso gezielter könne man die Beratungsdienstleistungen in anderen Bereichen anbieten. Im Hinblick auf die Mitarbeiterzahl wachse man vor allem in den beratenden Bereichen – trotz oder wegen des Trends hin zu mehr Digitalisierung im Tagesgeschäft.

So seien allein in Bayern im vergangenen Jahr 70 Millionen Euro in das Filialnetz der Sparkassen geflossen. Bundesweit kann diese Zahl etwa mit dem Faktor sieben multipliziert werden. Jedoch ist fast jede dritte Sparkassen-Filiale in Deutschland inzwischen unbemannt. Sie besteht lediglich als Standort für Automaten und gegebenenfalls Video-Dienstleistungen. Auch bei Geldautomaten stehe man dazu, die Bargeldinfrastruktur sicherzustellen. Die Zahl der Geldautomaten sei konstant, man habe vor allem angesichts der Herausforderungen durch Sprengungen vor allem in Sicherheitsmaßnahmen investiert. Dennoch oder gerade deswegen kann Reuter sich einen Seitenhieb in Richtung der Direktbanken nicht ersparen: „Die Bundesbank und die EZB sprechen stets über Bargeldversorgung und wir tragen die Kosten für das Netz, die Infrastruktur und die Sicherheit.“ Gleichzeitig bedienten sich die Direktbankkunden daran zu nicht kostendeckenden Preisen aus unserer Sicht. „Diese Aufgabenverteilung ist nicht ganz fair“, bemängelt Reuter.

Rund 20 Redner und Diskutanten werden den 28. Sparkassentag in Nürnberg begleiten, darunter Kanzleramtsminister Thorsten Frei, der Bundesminister für Digitalisierung und Staatsmodernisierung, Karsten Wildberger sowie der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen, Michael Schrodi, als Vertreter der neu gewählten Bundesregierung. Weitere Gäste sind u.a. der Ministerpräsident des Freistaates Bayern, Dr. Markus Söder, der ehemalige Vizekanzler und Außenminister Joschka Fischer, sowie Leopoldo Lopez, ehemaliger Bürgermeister und führender Oppositionsführer Venezuelas, die US-amerikanisch-polnische Journalistin und Historikerin Prof. Dr. Anne Applebaum, der deutsche Politikwissenschaftler Prof. Dr. Herfried Münkler, Julia Jäkel, Medienmanagerin und Mit-Initiatorin der vom Bundespräsidenten eingesetzten “Initiative für einen handlungsfähigen Staat”, Christina von Messling, Head of Europe & Senior Foresight Manager, The Future Today Institute und Britta Steffen, Doppel-Olympiasiegerin und Wirtschaftsingenieurin für Umwelt und Nachhaltigkeit. Alle weiteren Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier. tw

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