STRATEGIE16. Juni 2025

Mainframes – noch immer ihrer Zeit voraus

Ein Mann steht zwischen zwei IBM Mainframes in einem modernen Veranstaltungsraum. Die Geräte sind transparent und beleuchtet, was ihre technische Komplexität betont. Diese Mainframes gelten als das IT-Rückgrat vieler Unternehmen und unterstützen essentielle Kernprozesse.
Patrick Hempeler, Plattformleader IBM IBM

Während in vielen Vorstandsetagen gerade vornehmlich über die richtige Cloud-Strategie diskutiert wird, sind Mainframes nach wie vor unverzichtbar für wichtige Kernprozesse der Unternehmen. Und das, obwohl die Computerwoche laut Wikipedia bereits 1992 titelte: „Die alte Mainframe-Dominanz geht unwiderruflich zu Ende“. Im Jahr 2025 erfreuen sich Mainframes jedoch weiterhin guter Nachfrage. Sie bilden das unverzichtbare IT-Rückgrat vieler Branchen, und ganz besonders der Finanzwelt. Das Mainframe-Pladoyer 

von Patrick Hempeler, IBM Z & LinuxONE Platform Leader, IBM DACH

Immerhin 43 der 50 weltweit größten Banken und acht der zehn größten Zahlungs­verkehrs­unternehmen setzen laut einer aktuellen IBM-Analyse auf Mainframes als wichtige Plattform für Kernprozesse. Überall, wo hohe Transaktionsraten nötig sind, wo große Datenmengen anfallen, wo Zuverlässigkeit, Geschwindigkeit und Sicherheit oberste Priorität haben, kommen die Stärken des Mainframes nach wie vor voll zum Tragen.

Die On-Premise-Nutzung hat dabei viele Vorteile, gerade für große Umgebungen und sensible Anwendungsfälle wie im Bankensektor.

Mainframe-Systeme bieten weniger Angriffsflächen, mehr Sicherheit, eine enge Datenintegration und maximale Konsistenz. Sie sind absolut zuverlässig, stets verfügbar, leicht zu warten, performant und hoch skalierbar.”

Auch die fehlende Anbindung nach außen ist ein Mythos. Natürlich erfordern viele heutige Workloads einen Hybrid-Cloud-Ansatz – die angeblichen „Silos“ der Mainframe-Welt sind längst obsolet. Unternehmen können die Funktionen von Mainframes in eine Hybrid-Cloud-Umgebung integrieren und erweitern. Sie können die jeweils optimale Umgebung für ihre speziellen Workloads wählen und eine einheitliche, flexible IT-Infrastruktur für sie schaffen. Neue Mainframe-Modelle lassen sich nahtlos in andere IT-Infrastrukturen und -Systeme integrieren, unabhängig davon, an welchem Ort sie betrieben werden. Sie unterstützen cloud-native Konzepte, Datenmanagement, Big Data und Analysen, künstliche Intelligenz (KI) und sind Vorreiter im Bereich Quantum-Safe-Computing.

Autor: Patrick Hempeler, IBM

Patrick Hempeler startete seine Profesional Karriere nach einem dualen Studium der Wirtschaftsinformatik bei IBM (Website) als Technical Sales Specialist. In der Folge hatte er verschiedene nationale und internationale technische und vertriebliche Positionen im Bereich IBM Z inne. 2020 legte Patrick Hempeler als Manager Client Technical Specialists für Threat Management einen verstärkten Fokus auf Security, bevor er 2021 als Plattform Leader IBM Z und LinuxONE in die zStack Community zurückkehrte.

Als Platform Leader IBM Z und LinuxONE in DACH ist Patrick Hempeler verantwortlich für die Lösungen rund um und die Marktpositionierung dieser Plattformen. In diesem Zusammenhang betreut Patrick Hempeler mit seinem Team auch das breit aufgestellte Ecosystem rund um IBM Z und LinuxONE.

Was für die Mainframe-Zukunftssicherheit spricht

Aktuelle Mainframes der IBM Z Produktfamilie harmonieren ideal mit vielen KI-Anwendungsfällen, die meist große Rechenkapazitäten erfordern. Mit dem neuesten Telum II Prozessor in der aktuellen IBM z17 bieten Mainframes einen KI-Accelerator direkt auf dem Chip. Er hilft beispielsweise dabei, über Machine Learning hohe Datenvolumina in Echtzeit zu analysieren und zu verarbeiten. Mit dem im Mai angekündigten Spyre Accelerator werden generative KI-Anwendungen auf dem Mainframe möglich. Dies ist vor allem für Kunden interessant, die Ihre Daten im eigenen Rechenzentrum behalten wollen und sie für neuartige Anwendungsfälle nutzen möchten: Von KI-Assistenten für die Modernisierung von COBOL- und Java-Code bis hin zu erweiterten KI-Funktionen für Applikationen. Im Finanzsektor kann diese Technologie beispielsweise zur Betrugserkennung genutzt werden, da durch extrem kurze Latenzzeiten deutlich mehr geschäftliche Transaktionen durch die KI geprüft werden können als durch bisherige Verfahren. Dies bestätigt auch die oben genannte IBM-Analyse – 79 % der befragten IT-Führungskräfte waren der Auffassung, dass Mainframes für ihre KI-gesteuerten Innovationen unerlässlich seien.

Ein weiterer entscheidender Faktor ist der Schutz kritischer Kunden- und Unternehmensdaten. Unternehmen sind auf Systeme angewiesen, die rund um die Uhr verfügbar sind und strengsten Sicherheitsstandards entsprechen. Das gilt umso mehr für die extrem sensiblen Daten in Behörden, kritischen Industrieunternehmen, Banken und Versicherungen.

Im Hinblick darauf kann keine andere Lösung mit aktuellen Mainframes konkurrieren.”

Mittels der integrierten kryptographischen Coprozessoren gewährleisten aktuelle Systeme eine quantensichere Verschlüsselung, sichere Identitätsprüfungen und Code-Integrität bei optimaler Performance. Damit bieten sie eine branchenweit unübertroffene Sicherheit und Zuverlässigkeit.

Ein häufig anzutreffendes weiteres Argument gegen Mainframes ist in der IT-Branche der angebliche Mangel an Mainframe-Know-How. Wir hören oft, COBOL-Programmierer und Mainframe-Experten seien bald so gut wie ausgestorben.

Unserer Erfahrung nach ist die Nachfrage nach Mainframe- und COBOL-Experten in der Tat immer noch hoch.”

Das liegt in vielen Fällen auch daran, dass die Workload auf Mainframe-Systemen stetig wächst und zu den klassischen Anwendungen neue Funktionen in neuen Programmiersprachen hinzukommen, die implementiert und gewartet werden müssen. Für den Nachwuchs im Mainframe-Umfeld ist es aber auch genau dieser Mix, der den Reiz ausmacht – und COBOL lässt sich heute selbstverständlich in modernen Entwicklungsumgebungen – auch mit KI-Unterstützung – schreiben. Im deutschsprachigen Raum haben erfolgreiche Unternehmen unlängst eine immer größer werdende Community an neuen Mainframe-Experten aufgebaut, die alle hoch qualifiziert sind und sich über spannende Zukunftsperspektiven freuen. Auf dem IBM Z Symposium in Stuttgart Anfang Mai konnte jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin direkt erleben, wie vital diese Community ist und welche Möglichkeiten Neueinsteiger im Bereich Anwendungsentwicklung, Architektur oder Administration offenstehen. Mainframes sind nach wie vor auch für junge Talente attraktiv und der Nachwuchs ist gesichert.

Die Ablösung des Mainframes steht also keineswegs bevor. Er ist weit vielseitiger, als seine Kritiker behaupten, und wird sicher die nächsten Jahrzehnte eine entscheidende Rolle in der IT spielen. Selbstverständlich im Rahmen eines Hybrid-Cloud-Ansatzes, denn die Zukunft liegt in der kombinierten Stärke unterschiedlicher Systeme. So sehen das auch die befragten IT-Führungskräfte – 91 % befürworten hybride Architekturen, die Cloud und Mainframes kombinieren. Patrick Hempeler, IBM

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