EPI, Pay-by-Bank & Co.: Money20/20 macht Schluss mit FinTech-Träumerei – jetzt zählt Integration! Das Event.
von Dirk Emminger

Dirk Emminger
Besonders sichtbar wurde das auf der Money20/20 (Website) in der Vielzahl an Panels zu Aufsicht, politischen Rahmenbedingungen und europäischer Souveränität. Der Druck steigt – und das war an vielen Stellen deutlich zu spüren.
Strategische Ansagen zum Auftakt
Bereits am ersten Konferenztag setzten mehrere prominente Player klare Signale:
- Klarna und Visa starten gemeinsam einen Pilot für eine neue Debitkarte, die Echtzeit-Zahlungen mit Buy-Now-Pay-Later-Funktionalität kombiniert. Die Karte wird zunächst in den USA getestet, der europäische Rollout ist angekündigt. Ziel: mehr Flexibilität im Zahlungsalltag – und ein neues Level der Kartenlogik.
- Revolut gab bekannt, künftig Teil der European Payments Initiative (EPI) zu sein. Damit wird das FinTech aktiv am Aufbau von Wero mitwirken – der paneuropäischen Wallet-Lösung, die als Alternative zu US-Plattformen wie PayPal oder Apple Pay positioniert wird.
- Deutsche Bank und Mastercard präsentierten eine neue Händlerlösung auf Open-Banking-Basis. „Pay-by-Bank“ ermöglicht Zahlungen direkt vom Konto – ohne Kartenumweg, mit Echtzeit-Confirmation. Technisch basiert das Modell auf den Request-to-Pay-Protokollen von Mastercard.
Alle drei Projekte stehen für eine Entwicklung, die sich durch viele Panels und Gespräche zog: Banken und FinTechs denken nicht mehr gegeneinander, sondern gemeinsam – technisch anspruchsvoll, regulatorisch abgestimmt.

Dirk Emminger
Souveränität, Aufsicht, Rahmenbedingungen
Ein zentrales Thema quer durch viele Bühnen: Europas Rolle im globalen Zahlungsverkehr. In Panels, Fireside-Chats und Roundtables ging es immer wieder um digitale Souveränität, technologische Abhängigkeiten – und die Frage, wie viel Infrastruktur Europa selbst kontrollieren will.
Besonders auffällig: der große Zuspruch zu regulatorischen Formaten wie dem „Policy Exchange“. Dort diskutierten Vertreter von EZB, EU-Kommission, nationalen Aufsichtsbehörden und Industrieakteuren über:
- die Zukunft des digitalen Euro und dessen Interoperabilität mit bestehenden Systemen
- stabile Regulierungsrahmen für KI-basierte Services und Finanzinfrastruktur
- Anforderungen an Stablecoins und neue Regeln für Digital-Assets
- Open-Finance-Zugänge und die nächsten Schritte nach PSD2
Die Tonlage war deutlich: Europa will nicht nur mitspielen, sondern mitgestalten – politisch wie technologisch. Klar wurde aber auch: Wer auf dem Binnenmarkt bestehen will, muss regulatorische Anforderungen frühzeitig mitdenken – gerade bei KI, Plattformen und neuen Zahlungsmodellen.
Tech-Trends 2025: KI im Alltag, Embedded Finance im Rollout, Stablecoins im Umbau
Drei Schlagworte dominierten auch in diesem Jahr: Künstliche Intelligenz, Embedded Finance und Stablecoins. Doch statt großer Visionen standen konkrete Use-Cases und Integrationsfragen im Mittelpunkt.
- KI: Der Fokus lag auf Operationalisierung – etwa in der Betrugserkennung, bei personalisierten Risikomodellen oder bei automatisierten Compliance-Prüfungen. Mehrere Anbieter zeigten, wie KI-Module heute bereits in bestehende Banking-Stacks integriert werden – ohne eigenen Data Lake, aber mit API-Anschluss und Audit-Logik.
- Embedded Finance: Das Thema hat die Konzeptphase verlassen. Ob „Lending-as-a-Service“, Versicherungen im Checkout oder Payroll-Services via Plattform – die Diskussion drehte sich um Performance, regulatorische Aufsicht und Skalierbarkeit. Klar wurde: Wer Embedded Finance will, muss das Thema Interoperabilität von Anfang an mitdenken.
- Stablecoins: Weniger Hype, mehr Substanz. Es ging um konkrete Einsatzszenarien – etwa im B2B-Settlement, bei internationalen Treasury-Strukturen oder als Clearing-Instrument für Instant Payments. Viele Diskussionen drehten sich um die Frage, wie Stablecoins künftig in europäische Regulierungsrahmen eingebettet werden können.

Dirk Emminger
Money Street Fest: Bars, Beats und Gespräche
Am ersten Abend wurde es voll in der Reguliersdwarsstraat – einer der bekanntesten Ausgehstraßen Amsterdams. Für das Money Street Fest hatte Money20/20 sieben Bars und Clubs entlang der Straße eingebunden. Musik, Drinks und viele bekannte Gesichter aus der Branche sorgten für einen dichten, aber entspannten Abend.
Das Street Fest ist seit Jahren fester Bestandteil der Konferenz – nicht nur als Party, sondern als Netzwerkformat auf einem anderen Level. Hier entstehen oft die Gespräche, die am nächsten Tag in der Messe weitergeführt werden. Ohne Bühne, aber direkt, persönlich – und ganz anders als die Abendveranstaltungen anderer Konferenzen.

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Engine by Starling: Expansion auf europäisch
Beim Side-Event im AWS-Hub Amsterdam präsentierte Engine by Starling ein konkretes BaaS-Modell, das nicht nur technologisch robust, sondern auch operativ durchdekliniert ist. Im Mittelpunkt stand ein Dialog zwischen Starling-CEO Raman Bhatia und Gabriela Nistor, CEO der rumänischen Salt Bank – der ersten Kundin der Plattform.
- Technologie: Engine liefert eine komplette Bankeninfrastruktur – cloudbasiert, modular, API-first.
- Ansatz: Kein reines Core-System, sondern ein vollständiges Betriebsmodell inklusive Frontend, Backoffice, Risiko- und Compliance-Logik.
- Praxisbezug: Salt Bank setzt Engine produktiv ein – die Diskussion drehte sich um Time-to-Market, regulatorische Anbindung und Betriebsstabilität.
Das Format war klar auf Entscheider ausgerichtet – nicht als Produktdemo, sondern als tiefgehender Austausch zu realen Implementierungen.
„Money in the Park“ – ersetzt … aber leider nicht verbessert
Was viele Besucher in diesem Jahr vermissten: Money in the Park. Das beliebte Networking-Format im Amstelpark – ruhig, grün, mit Raum für Gespräche – fiel 2025 weg. Stattdessen gab es ein neues Abendformat in einer der Messehallen: Musik, Getränke, Stehtische – funktional, aber deutlich näher an einer klassischen Hallenparty als am bisherigen Konzept.
Das mag logistisch einfacher sein – und womöglich auch eine Kostenfrage. Auffällig war jedenfalls: Einige große Sponsorenstände wirkten dieses Jahr kompakter, der Gesamtauftritt reduzierter. Der Austausch in der Halle war möglich, aber deutlich weniger persönlich als im Park. Und genau das fehlte vielen.

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Lohnt sich Money20/20 Europe noch für Aussteller? – Unbedingt.
Die Konferenz ist längst mehr als bloßer Messestand. Sie definiert sich über Qualität und Tiefe der Begegnungen – face-to‑face, in Workshops, Lounges und Fringe‑Formaten. Für viele Aussteller bedeutet sie nicht nur Sichtbarkeit, sondern echten Dialog.
- Mehr als Messe: Money20/20 ist kein klassisches Messeformat – sondern ein kuratierter Branchentreff. Technisch sauber, organisatorisch durchdacht, im Ablauf klar strukturiert. Wer hier ausstellt, ist nicht einfach sichtbar – sondern präsent im relevantesten FinTech-Umfeld Europas.
- Mehr als ein Stand: Präsentiert wird im klassischen Sinne, es sei den man heisst Visa und bringt ein Formel 1 Auto mit oder eine Sauna bei Enfuse. Side-Events wie das Engine‑Format, FinTech Street oder Lounge‑Spaces zeigen: Wer will, findet passende Orte.
- Hochwertige Meetings: Die Meeting-App ist technisch State of the Art – und wird vor allem genutzt. Die Teilnehmer stehen Gesprächen offen gegenüber, viele Termine sind im Vorfeld abgestimmt. Passend dazu: genügend Flächen, um sich unkompliziert zu treffen. Und: Die Leute kommen nicht nur wegen der Inhalte – sie kommen, um sich zu vernetzen. Networking ist hier kein Nebenthema, sondern Teil des Programms.
Ich fühle mich inzwischen fast wie ein Money20/20-Veteran – in Europa und den USA. Ob als Sponsor, Teilnehmer oder einfach so vor Ort: Es entstehen immer gute Gespräche.“
Pedro Leite, Head of Sales & Partnerships bei Critical Software
Pedro Leite reiste erneut aus Portugal an – und zieht ein durchweg positives Fazit: Die Veränderungen, gerade in Richtung Side-Formate und gezielte Interaktion, machen für ihn den Unterschied und steigern den Effekt der Teilnahme. „Wir waren sowohl mit unserem Team aus Portugal wie auch aus Deutschland vor Ort – das ist die Stärke von Money20/20 und uns: international aufgestellt, aber nah dran an den Themen.”
Die Deutschen – sichtbar, vernetzt, neugierig
Zum ersten Mal war auch das TechQuartier aus Frankfurt bei der Money20/20 Europe vertreten. Das Innovationszentrum bringt Startups, Banken, Investoren und Talente zusammen – und will den FinTech-Standort Frankfurt international stärker positionieren.
Bei der Money20/20 geht es nicht nur darum, Trends zu verfolgen – man trifft die richtigen Leute, die sie gestalten. Die Gespräche sind offen, der Austausch direkt. Genau deshalb ist diese Konferenz so wertvoll. Wenn Frankfurt im FinTech vorne mitspielen will, müssen wir genau hier sein – mitten im globalen Gespräch. Dafür bin ich gekommen. Und genau das habe ich gefunden.“
Alice Rettig, Mitgründerin TechQuartier
Die Teilnahme des TechQuartiers ist ein sichtbarer Schritt – raus aus der Regionalperspektive, rein in die internationale Bühne.

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Ebenfalls zum ersten Mal bei der Money20/20 Europe: BearingPoint. Die Management- und Technologieberatung war mit ihrem Produkt Selia vertreten – einer KI-gestützten Lösung zur Automatisierung regulatorischer Anforderungen. Zielgruppe: Banken und Finanzdienstleister, die Effizienz und Compliance zusammen denken wollen.
Der erste Auftritt auf der Money20/20 fiel positiv aus – nicht nur wegen der Gespräche, sondern auch wegen des Formats: „BearingPoint war das erste Mal bei der Money20/20 dabei. Eine großartige Show mit Top-Themen, jeder Menge relevanter Gespräche und Paneldiskussionen. Reichlich ‘fruit for thought’ also … und das Beste dabei: der Spaß kam auch nicht zu kurz.“
Für BearingPoint war die Konferenz nicht nur Bühne für Selia – sondern ein guter Ort, um das eigene Profil im FinTech-Kosmos zu schärfen.

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Exxeta & Signicat – Payment trifft Personality
Auch Exxeta war in Amsterdam vertreten – mit einem Fokus auf Payment-Lösungen für Plattformmodelle und Beratung rund um digitale Geschäftsprozesse. Das Unternehmen aus Karlsruhe zeigte, wie sich Technologie, Beratung und Umsetzung zusammendenken lassen. Für Exxeta bot die Money20/20 die Möglichkeit, eigene Lösungen gezielt im europäischen Kontext zu platzieren.
Für die vielleicht sichtbarste gute Laune sorgte allerdings Signicat. Das norwegische Unternehmen rund um digitale Identitäten war nicht nur mit einem starken Stand, sondern auch mit dem wohl unterhaltsamsten Team vor Ort.
Ein gutes Beispiel dafür, dass man auf der Money20/20 nicht zwingend mit riesigem Budget auffallen muss – sondern mit einem Team, das weiß, wie man Nähe herstellt.
Money20/20 – globale Bühne, Amsterdam als europäischer Anker
Die Money20/20 ist längst keine reine Europaveranstaltung mehr, sondern Teil einer konsequenten Welt-Tour:
- Middle East: 15.–17. September 2025 in Riyadh, Saudi-Arabien – mit über 450 Marken und mehr als 350 Sprechern.
- USA: 26.–29. Oktober 2025 in Las Vegas – weiterhin die größte internationale Money20/20-Edition.
- Asia: 21.–23. April 2026 in Bangkok – mit Fokus auf Payment, AI und Emerging Markets.

Dirk Emminger
Fazit der Money20/20: Deutsche Präsenz wieder weiter ausbauen!
Es ist klar: Die Money20/20 (Website) funktioniert – als globales Netzwerk mit lokalem Intensiv-Treffpunkt in Amsterdam. Die Atmosphäre war dicht, die Gespräche fundiert, die Agenda klar strukturiert. Jetzt gilt: Nächstes Jahr bitte noch mehr deutsche Teilnehmerinnen und Teilnehmer – FinTechs, Banken, Beratungen.
Und da viele schon Hotels in Amsterdam gebucht haben, steht: 2026 kann kommen – als Bühne für deutsche Sichtbarkeit auf dem relevantesten europäischen FinTech-Event.
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Europe: 2.–4. Juni 2026 in Amsterdam – wieder das zentrale Event für europäische FinTech-Communitys.Dirk Emminger
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