AKTUELL15. Dezember 2025

myPOS übernimmt Lavego und stärkt Girocard-Kompetenz für den deutschen Markt

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Das Fintech-Unternehmen myPOS hat die Übernahme des Münchner Zahlungstechnologie-Anbieters Lavego bekannt gegeben. Das Unternehmen verfügt nach eigenen Angaben über mehr als drei Jahrzehnte Erfahrung in der Entwicklung von Zahlungssystemen, im regulierten Processing und in der technischen Abwicklung von POS-Transaktionen. Mit der Integration der Girocard-Akzeptanz und der Backend-Systeme von Lavego baut myPOS seine Präsenz im deutschen Markt deutlich aus und erweitert sein bislang europaweit ausgerichtetes Portfolio um lokal stark regulierte Zahlungsinfrastruktur. Die myPOS betreut bereits mehr als 300.000 Händler in über 35 europäischen Ländern und hatte bereits im März die Übernahmeabsicht erstmals kommuniziert.

Die Lavego ist als Girocard-Netzbetreiber sowie als Zahlungsinstitut von BaFin und Deutscher Bundesbank reguliert. Die Übernahme verschafft myPOS unmittelbaren Zugriff auf die regulatorischen Lizenzen und technischen Plattformen, die für den Betrieb und das Acquiring von Girocard-Transaktionen notwendig sind. Diese sind in Deutschland für stationären Handel, Tankstellen und den Automatenbereich weiterhin von zentraler Bedeutung.

Das Unternehmen ist spezialisiert auf Tankstellen und unbeaufsichtigte Terminals. Die PaySphere-Plattform von Lavego – ein API-basierter Zahlungs-Backbone – unterstützt nicht nur stationäre und unbeaufsichtigte POS-Terminals, sondern auch Netzbetreiber, Acquirer, Flotten- und Tankkartenprogramme sowie Partner mit individuellen Anforderungen an die Kartenverarbeitung. Diese lokale Expertise wird myPOS dabei unterstützen, vertrauenswürdige und marktspezifische Zahlungsoptionen in ganz Deutschland anzubieten.

Mit der Integration kann myPOS künftig Girocard-Akzeptanz nahtlos in sein bestehendes Terminal- und Service-Portfolio einbetten. Für Händler entsteht damit eine einheitliche Lösung, die klassische internationale Kartenschemes (Visa, Mastercard u. a.) und Girocard innerhalb eines Fintech-Ökosystems abbildet. Die technische Konvergenz reduziert für Händler und Integratoren den Bedarf an parallelen Vertrags- und Integrationsstrukturen, die bislang häufig aufgrund der getrennten Wertschöpfungsketten notwendig waren.

PaySphere als technologischer Backbone

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Kern der technologischen Integration ist PaySphere, die von Lavego entwickelte Plattform für Zahlungsabwicklung. PaySphere stellt einen modularen, API-basierten Backbone dar, der sowohl stationäre als auch unbeaufsichtigte POS-Systeme unterstützt. Die Architektur ist darauf ausgelegt, unterschiedliche Kommunikations- und Kartenverarbeitungsprotokolle parallel zu betreiben – ein Faktor, der im deutschen Markt mit seinem Mix aus Poseidon-basierten Netzbetreiberstrukturen und zunehmend genutzten nexo-Standards besonders relevant ist.

Die unterstützten Protokolle umfassen Poseidon, den in Deutschland etablierten Standard für Netzbetrieb und Terminalkommunikation, die nexo-Standards mit international interoperabler Messaging-Struktur, CB2A, das verbreitete französische Kartenprotokoll, sowie GICC (General Interbank Card Center Standard) und IFSF, insbesondere relevant für Tankstellen- und Flotteninfrastruktur. Mit mehr als 70.000 angebundenen Terminals in über zehn europäischen Ländern zeigt die PaySphere-Plattform eine hohe Skalierbarkeit sowie die Fähigkeit zur Integration komplexer Betreiberstrukturen, etwa im Tankstellen- und Payment-Automatenumfeld oder bei E-Ladeinfrastruktur.

Erleichterter Marktzugang für KMU

Die Übernahme erleichtert myPOS den Marktzugang, insbesondere für Kleinstunternehmen und KMU, die eine moderne, vollständig digitale Zahlungsplattform nutzen möchten, ohne dabei auf lokale Präferenzen wie Girocard verzichten zu müssen. Die starke Compliance-Expertise von Lavego ist für myPOS ein relevanter Faktor, um regulatorische Anforderungen wie Terminalzertifizierungen, PCI-Standards oder geldwäscherechtliche Vorgaben im deutschen Markt konsequent abzubilden.

Lavego bringt zudem eine eigene Terminalanwendung auf Basis von nexoFAST ein, die für verschiedene Android-Hardwareplattformen nach Girocard-Standards zertifiziert ist. Dies ermöglicht myPOS künftig, Android-basierte Terminals mit vollständiger lokaler Kartenakzeptanz anzubieten – ein technologischer Aspekt, der im europäischen Umfeld zunehmend an Bedeutung gewinnt.

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Mit Lavego als Teil von myPOS schlagen wir ein neues Kapitel für unser Wachstum in Deutschland auf. Die Girocard bleibt hierzulande unverzichtbar. Dank der umfassenden lokalen Expertise von Lavego entwickeln wir neue Lösungen, die wir in den kommenden Monaten vorstellen werden.“

Mario Shiliashki, CEO von myPOS

Mit der Unterstützung des internationalen Private-Equity-Investors Advent, einem global aktiven Investor mit Schwerpunkt auf Technologie- und Finanzdienstleistungsunternehmen, sieht sich myPOS gut positioniert, um die Expansion in Deutschland und Europa weiter zu beschleunigen Lavego und myPOS arbeiten bereits an neuen Produkten, die speziell auf die Anforderungen des deutschen Markts zugeschnitten sind. Die Einführung erster gemeinsamer Lösungen ist für Anfang 2026 angekündigt.

Für den deutschen Zahlungsverkehr ist dieser Schritt insofern bemerkenswert, als dass sich zunehmend europäische Fintech-Plattformen in Segmente bewegen, die traditionell durch lokale Netzbetreiber und Acquirer geprägt waren. Die Kombination aus international ausgelegter Fintech-Infrastruktur und nationaler Kartenverarbeitung könnte dazu führen, dass insbesondere kleinere Händler Zugang zu breiter Payment-Funktionalität erhalten, ohne komplexe Mehrsystemlandschaften betreiben zu müssen.

Für Lavego ist der Zusammenschluss mit myPOS eine Chance, das Beste aus beiden Welten zu vereinen: unsere tiefe Marktkenntnis und die moderne, skalierbare Technologie von myPOS. Gemeinsam können wir neue Möglichkeiten schaffen, die alltägliche Zahlungen für Unternehmen jeder Größe erleichtern. Es macht mich stolz, dass unsere Erfahrung zur nächsten Wachstumsphase beiträgt.“

Florian Gohlke, Geschäftsführer Lavegotw

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