EUDI-Wallet: Finanzsektor sollte auf Chancen blicken, nicht den Aufwand

d.velop mobile services
von Christian Gericke, Geschäftsführer, d.velop mobile services
Im letzten Jahr wurde mit der revidierten eIDAS-Verordnung (auch eIDAS 2.0 genannt) die Basis für zukünftige Vertrauensdienste in der EU gelegt und die Infrastruktur sowie ein Zeitplan für staatliche Identity Wallets ausgearbeitet. Jeder Mitgliedsstaat muss demnach bis spätestens Ende 2026 eine solche EUDI-Wallet zur freiwilligen Nutzung seiner Bürger bereitstellen. Die Angebote verschiedener Staaten sollen dabei interoperabel sein und grenzübergreifende Transaktionen erleichtern.Neben dem öffentlichen Dienst und dem Gesundheitswesen kann daraus vor allem der Finanzsektor Nutzen ziehen. Schließlich machen Vorgaben wie das Geldwäschegesetz und der daraus abgeleitete KYC-Prozess die zuverlässige Identitätsprüfung von Neukunden zu einer verpflichtenden Maßnahme.
Die KYC-Prüfung erschwert heute oft noch die 100-prozentige Digitalisierung von Prozessen.”
Außerdem kann sie zu Wartezeiten führen, sodass beispielsweise neue Kunden einer Trading-Plattform nicht direkt nach der Anmeldung bereits erste Orders platzieren können.
FinTechs und Neobanken, die nur digital arbeiten, sind auf teils lästige Fallback-Lösungen wie Videoidentifikation oder Face-to-Face-Identifikation (beispielsweise an einem Postschalter) angewiesen, um Gesetzesvorgaben zu erfüllen. Videoidentifikation, die Agenten benötigt, ist an die Arbeitszeiten der Callcenter gebunden. Außerdem ist vielen Menschen das Videotelefonat unangenehm. Bei der Vor-Ort-Identifikation besteht ebenfalls eine Bindung an Öffnungszeiten und potenzielle Kunden haben die zusätzliche Hürde, zur Filiale gehen zu müssen. Einer schnellen Konversion steht beides im Wege.
Sichere Identifikation ist mit wenigen Klicks möglich
Hier können die Wallets eine große Stärke ausspielen: Die sichere Identifikation ist direkt mit wenigen Klicks möglich.
Für Institute hat die Wallet den Vorteil, dass sich durch den einfachen, schnellen Prozess Conversion-Rates optimieren lassen. Kunden profitieren vom Prinzip der Datensparsamkeit.”
Da die Hoheit über die in der Wallet gespeicherten Informationen bei ihnen liegt, müssen sie nur so viele Daten offenbaren, wie für eine bestimmte Transaktion wirklich notwendig sind.

Neben der initialen Identifikation können die EUDI-Wallets auch im Bereich des Vertragsschlusses zum Einsatz kommen, da in das Angebot nach EU-Vorgabe eine für Bürger kostenlos zu nutzende qualifizierte elektronische Signatur (QES) integriert werden soll. Die kryptografischen Zertifikate, auf denen die QES basiert, dürfen nur von speziell geprüften und akkreditierten Trust Service Providern herausgegeben werden. Dadurch kann ein sehr hohes Sicherheitsniveau garantiert werden. Diese Signaturform ist der händischen Signatur in fast allen Bereichen rechtlich gleichgestellt.
Damit können auch Transaktionen abgeschlossen werden, die der Schriftformerfordernis entsprechen müssen, wie beispielsweise Verbraucherdarlehensverträge. Kunden profitieren dabei von einem komfortablen, digitalen Vertragsabschluss von überall aus. Eine kürzere Umlaufzeit und weniger manueller Aufwand wirken sich sowohl für die Bank als auch für Kunden positiv aus.
Das Ausdrucken von Dokumenten, Postversand und analoge Archivierung können entfallen. Elektronische Signaturen können Bürger zwar auch bereits bisher nutzen, allerdings müssen sie sich dazu eigens bei einem Anbieter identifizieren. Durch die native Integration in die Wallet könnte diese Hürde entfallen und der Technologie zu einer größeren Verbreitung im Privatkundengeschäft verhelfen.
Unternehmen aus dem Finanzsektor sollten die Wallet-Einführung also nicht als neue bürokratische Belastung sehen, sondern sich auf die Vorteile fokussieren.”
Zum Beispiel schnelleres und kosteneffizientes Onboarding, verbesserte Sicherheit und Betrugsprävention und Rechtssicherheit durch elektronische Signaturen und Verträge.
Die digitale Brieftasche, mit der sich alle Bürger schnell und komfortabel online ausweisen können, ist ein Türöffner zu neuen digitalen Geschäftsmodellen.Christian Gericke, d.velop mobile services/dk
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