STRATEGIE9. September 2019

giropay: Per PSD2 sind künftig alle Banken erreichbar – Interview mit giropay-Geschäftsführer

Joerg Schwitalla, Geschäftsführer giropay
Joerg Schwitalla, Geschäftsführer giropay Giropay

giropay war bisher auf rund 1.500 kooperierende Banken beschränkt. Eine ‘vollumfängliche Banken­abdeckung’ war schon lange der Wunsch von giropay-Geschäftsführer Joerg Schwitalla. Nun hat giropay (Website) angekündigt, dass es ab dem 4. Quartal 2019 die fehlenden Kreditinstitute anbinden will. Basis dafür ist die PSD2. Wir haben nachgefragt.

Herr Schwitalla, bislang hieß es immer, bei giropay machen nicht alle Banken mit. Das ist ja ein klarer Nachteil gegenüber Wettbewerbern wie Sofortüberweisung. Was ändert sich jetzt konkret bei giropay?

Bislang haben wir bei giropay darauf gesetzt, dass sich Banken und Sparkassen aktiv für eine Teilnahme an giropay entscheiden mussten. In diesem Fall wurde ein Vertrag mit dem Institut geschlossen und die technische Anbindung an giropay umgesetzt.

Bis dato haben wir das mit über 1.500 Banken und Sparkassen in Deutschland geschafft – aber eben nicht flächendeckend mit allen.”

Durch die PSD2 ergibt sich nun für uns die Chance, diesen Wettbewerbsnachteil wettzumachen. Kurzum: Wir werden sukzessive ab dem 4. Quartal 2019 die fehlenden Banken an giropay anbinden. Somit können perspektivisch nahezu alle Bankkunden in Deutschland unser Bezahlverfahren nutzen.

Wie genau setzen Sie technisch die Anbindung der Institute um?

Wir werden die Schnittstelle „NextGenPSD2“ der Berlin Group nutzen und darüber im ersten Schritt diejenigen Institute anbinden, die das sog. „redirect“ anbieten.”

Damit ist gewährleistet, dass Kunden die Bezahlung in ihrem sicheren und vertrauten Online-Banking durchführen.

Warum haben Sie diesen Schritt nicht schon sehr viel früher unternommen?

Wir haben von Anfang an bei giropay darauf gesetzt, Kunden maximale Sicherheit beim Bezahlen zu bieten. Dies stellen wir dadurch sicher, dass wir unsere Kunden beim Bezahlen zu ihrer Bank oder Sparkasse weiterleiten und sie dort ihre giropay-Zahlung durchführen. Kein Dritter erhält somit Zugriff oder Einblick in sensible Konto- oder Umsatzinformationen.

Die Online-Banking-Zugangsdaten PIN und TAN werden ausschließlich zwischen Kunde und Bank ausgetauscht. An diesem Prinzip halten wir auch weiterhin bei Anbindung per redirect über die „NextGenPSD2“ Schnittstelle fest.”

Wie sieht jetzt der konkrete Zeitplan aus?

Wir starten im 4. Quartal 2019 und werden nach und nach in den darauffolgenden Wochen immer wieder neue Banken bei giropay live schalten, z. B. die Deutsche Bank oder die HypoVereinsbank. Nach 13 Jahren, in denen wir ohne die nahezu 100%ige Bankenabdeckung gelebt und uns dennoch erfolgreich etablieren konnten, haben wir es nicht eilig.

Daher geht Qualität vor Schnelligkeit – wir binden keine Institute an, die wir nicht vorher intensiv getestet haben und die einen internen Freigabeprozess durchlaufen haben.”

Was für Pläne haben Sie für giropay die Zukunft? Deutschland ist groß, aber werden nicht gerade Rufe nach einem europäischen Bezahlverfahren laut?

Unser primäres Ziel ist nun erst einmal, die fehlenden Banken in Deutschland anzubinden. Mit unserem Partner eps aus Österreich haben wir bereits seit 2014 das grenzüberschreitende Bezahlen per Online-Überweisung realisiert – lange bevor Rufe nach einer Europäisierung kamen.

Dennoch sind wir offen für eine Expansionen in andere europäische Länder. Dies ist aber ein etwaiger zweiter oder dritter Schritt, wir machen jetzt erst einmal den ersten.”

Herr Schwitalla, vielen Dank für das Interview!aj

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