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PRODUKTE26. Oktober 2022

Instant Payments: Echtzeitüberweisung soll EU-weit verpflichtend werden

Sergio Lima / Bigstock

Noch immer fristet die Echtzeitüberweisung ein Nischendasein – weil sie in vielen Fällen nur gegen Aufpreis im Vergleich zur klassischen SEPA-Überweisung erhältlich ist und viele Kunden darin keinen die Kosten rechtfertigenden Mehrwert sehen. Jetzt will die Europäische Kommission hier nachbessern – mit gravierenden Folgen für die europäische Bankenwelt. Doch bei vielen Instituten rennen sie dabei offene Türen ein.

Ziel des Vorstoßes der EU-Kommission ist es, dass Banken und Sparkassen in Zukunft sekundenschnelle Instant-Payment-Zahlungen und Echtzeitüberweisungen anbieten müssen. Diese sollten dann innerhalb von zehn Sekunden dem Empfängerkonto gutgeschrieben werden – und das rund um die Uhr im gesamten Jahr. Zudem sollen die Sofortüberweisungen nicht mehr teurer sein dürfen als eine klassische SEPA-Überweisung, wie der Entwurf vorsieht, der in den nächsten Monaten verabschiedet und danach in die Länderrechte überführt werden muss.

Neu ist die Instant-Payments-Überweisung ja nicht, sie existiert bereits seit fünf Jahren, wobei sie nur einen kleinen Anteil am Gesamtaufkommen hat. Das hat mit der Haltung der Banken zu tun, hierfür einen Aufpreis zu verlangen, der zwischen wenigen Cent und mehreren Euro schwankt. Laut dem Entwurf ist bislang gerade einmal jede neunte Überweisung eine in Echtzeit durchgeführte.

Auch wenn inzwischen viele Banken in Deutschland und Österreich entsprechende Lösungen optional anbieten, hat jedes dritte Institut im EU-Kontext noch keine solche Instant-Payments-Unterstützung parat. Das will die EU-Kommission ändern – ein Schritt, der lediglich kleinere Banken in Zugzwang bringen dürfte. Denn rein technisch können alle großen Kernbanklösungen auf eine Instant-Payments-Lösung upgraden – und der damit verbundene Aufpreis ist auch eher Usus als Notwendigkeit.

Immer noch wenige Anwendungsfälle für Instant Payments

Prinzipiell wäre das technisch wie wirtschaftlich eine vernünftige Lösung, die dem EU-Binnenmarkt und dem Zahlungsverkehr innerhalb des Euroraumes zuträglich wäre. Doch es ist das Henne-Ei-Problem: Noch gibt’s kaum Anwendungsfälle, in denen das Szenario geschäftskritisch ist – und so überlässt man diese Echtzeit-nahe Lösung Payment-Diensten wie Paypal, die damit einen USP sichern können. Dabei könnte insbesondere im Handel Instant Payments für geringeren Aufwand bei der Abgleichung von Zahlungen und für mehr Sicherheit für die Händler sorgen. Und genaugenommen könnte das gerade im E-Commerce die Prozesse weiter beschleunigen – was angesichts der ansonsten problematischeren Lage in der Logistik auch bitter nötig wäre.

Übrigens setzt sich auch die etwas ins Stocken geratene European Payments Initiative (EPI) dafür ein, dass Echtzeitüberweisungen zum Standard werden, zumal die europäischen Banken damit zu Visa, Mastercard, Paypal und Co. aufschließen könnten.

CSU/Ferber

Es ist heute schlichtweg nicht mehr zeitgemäß, wenn wir die Zahlungsabwicklung in Tagen und Stunden messen müssen. Damit Instant Payments wirklich abheben können, muss sichergestellt sein, dass Verbraucher die gleichen Verbraucherschutz- und Sicherheitsstandards genießen wie bei regulären SEPA-Zahlungen.”

Markus Ferber (CSU), wirtschaftspolitischer Sprecher EVP-Fraktion

Interessanterweise kommt Zuspruch zu dem Vorstoß auch aus unerwarteter Richtung – nämlich von Mitbewerbern aus dem Payment-Umfeld. So erklärt etwa Arun Tharmarajah, Head of Europe beim Zahlungsdienst Wise, man begrüße den Vorschlag, weil Instant Payments so endlich zur Norm würden. „Die Banken hatten bereits seit 2017 die Möglichkeit, das SEPA Instant Credit Transfer-Verfahren (SCT Inst) freiwillig zu implementieren. Somit kann niemand behaupten, es gab nicht ausreichend Zeit zur Umsetzung.“ Der Vorschlag trage wesentlich dazu bei, Europas Vorreiterrolle bei der Gestaltung des innovativsten Zahlungssektors auch zukünftig zu gewährleisten. Der Vorschlag verdeutliche außerdem die Bedeutung ausgeglichener Wettbewerbsbedingungen und der Demokratisierung des Zugangs zu Zahlungssystemen. „Wise bietet heute bereits Echtzeitüberweisungen an, aber da uns kein direkter Zugang zu den Zahlungssystemen zur Verfügung steht, sind wir auf Partner angewiesen, die uns mit den notwendigen Systemen verbinden.”

Banken sollen für Geldwäscheprävention sorgen – Strafen drohen

Ein zusätzliches Thema, das sich in dem Entwurf findet, ist die Geldwäscheprävention. Demnach sollen Banken schärfere Vorkehrungen gegen Geldwäsche treffen und etwa sicherstellen, dass keine Empfänger, deren Konten etwa wegen Sanktionsbeschlüssen der EU eingefroren sind, Geld erhalten. Durchsetzen sollen dies die nationalen Aufsichtsbehörden, ebenso wie den damit verbundenen Verbraucherschutz.

Entscheidend ist in dem Zusammenhang aber auch, dass hier eine einheitliche Lösung gefunden wird, die den Flickenteppich der Banken und Zahlungsdienstleister beendet. So können Endverbraucher und Unternehmen auf eine zeitgemäße Lösung hoffen.tw

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