IT-Praxis: Hauck Aufhäuser Lampe und Halley zeigen Hyperscalern, wie das mit Enterprise-KI läuft

HAL
von Christian Gorges, Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe
Der Hype um KI wird von den Hyperscalern befeuert. Doch sollte die Finanzbranche diesen Hype mitgehen? Gerade Banken mit hohen regulatorischen Anforderungen dürfen sich nicht allein auf die Infrastruktur großer Rechenzentren verlassen.KI ohne strategische Kontrolle? Für Banken ein riskantes Spiel
Der Verlust von Datenhoheit, mangelnde Transparenz und eingeschränkte Anpassungsfähigkeit sind reale Risiken, die Nutzer oftmals unterschätzen. HAL hat deshalb eine eigenständige Lösung erarbeitet: mit einer lokal betriebenen, modularen KI-Plattform, die genau diese Risiken eliminiert.
HAL hat von Beginn an einen pragmatischen Weg gewählt:
Die Privatbank hat das Thema KI schrittweise umgesetzt, um den Einsatz von KI sicher und kontrolliert zu erproben. Statt sofort in kritische Kernprozesse einzusteigen, startete das interdisziplinäre KI-Team der Privatbank vor rund zwei Jahren mit einem klar definierten Use Case, der regulatorisch verankert ist: den bankweiten Organisationsanweisungen.”

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Mit Unterstützung des KI-Spezialisten embraceableAI entstand Halley, eine lokal betriebene KI-Plattform. Diese systematisiert internes Wissen, macht es sicher verfügbar und integriert es nahtlos in die Bankprozesse. Halley verarbeitet und kuratiert interne Bankinformationen von regulatorischen Vorgaben bis zu internen Wissensbasen, die über ein intuitives Chat-Interface von Mitarbeitenden abgefragt werden können.
So organisiert Halley mit klarer Architektur das Bankenwissen
Halley basiert auf einem klar definierten Architekturkonzept für Enterprise-KI. Interne Wissensbestände werden als dedizierte Elasticsearch-Indizes organisiert, die jeweils fachlich sinnvoll strukturiert und versioniert sind. Dieses Wissen unterliegt einem klar definierten Lifecycle-Management, das Aktualität und Nachvollziehbarkeit sicherstellt.
Rohdaten durchlaufen in sequenziellen Schritten Extraction, Chunking, optionale Anonymisierung und Vektor-Embedding. Jeder Schritt ist ein eigener Microservice, der via gRPC angebunden wird. Diese Modularität ermöglicht eine einfache Erweiterbarkeit und Anpassbarkeit an neue Datenquellen.”
KI-Modelle, genauer gesagt: deren Anbindung, werden über eine zentrale Registry verwaltet, unabhängig von dem zugrundeliegenden Cloud-Anbieter. Die Anbindung erfolgt per API-Key, was das Risiko eines Vendor Lock-ins effektiv minimiert. Jedes Anwendungsobjekt verbindet individuell Knowledge Stores mit KI-Modellen und spezifischen Parametern. Die lose Kopplung erlaubt schnelle Änderungen und Anpassungen ohne Systemausfälle oder komplexe Abhängigkeiten. Dieses Architekturprinzip führt zu klaren Verantwortlichkeiten, macht die Plattform wartbar und integriert sie reibungslos in bestehende Enterprise-Strukturen.
Das Backbone der Datenflüsse: Event-Driven Microservices mit Kafka

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Halley setzt konsequent auf eventbasierte Microservices mit Apache Kafka als zentralem Messaging-System. Kafka steuert alle Datenflüsse über klar definierte Topics, die von den einzelnen Software-Diensten individuell konsumiert und beschrieben werden. Das sorgt für Skalierbarkeit, da Kafka Millionen Events pro Sekunde verarbeiten und horizontal skalieren kann.
Gleichzeitig ermöglicht die Entkopplung eine unabhängige Entwicklung und das Deployment aller Software-Dienste, was direkt auf Time-to-Market bzw. Time-to-Value einzahlt. Zudem ist so die Echtzeitfähigkeit gewährleistet, die sich besonders in Streaming-ETL-Anbindungen an Kernsysteme auszahlt. Für Banken, die weiterhin ausschließlich auf Batchjobs oder monolithische Architekturen setzen, wird es schwer, die Chancen des KI-Zeitalters voll auszuschöpfen.
ITSM für KI-Anwendungen: Sichere Konfigurationsverwaltung und Transparenz

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KI-Anwendungen weisen eine Vielzahl dynamischer Konfigurationsparameter auf, deren Änderung sich maßgeblich auf die Ergebnisse auswirkt. Änderungen der Konfigurationen müssen daher auditierbar und reproduzierbar sein. Halley nutzt den Kafka-Event-Log als unveränderliches Changelog: Jede Konfigurationsänderung erzeugt ein Event, das eine neue Version der Applikation definiert. So entsteht ein vollständiger und lückenloser Versionsverlauf, der es erlaubt, klassische ITSM-Prinzipien konsequent auf KI-Anwendungen zu erweitern. Für IT-Abteilungen heißt das: Revisionssicherheit, nachvollziehbare Änderungen und Compliance sind von Beginn an integriert. Das ist ein Paradigmenwechsel gegenüber rein Framework-basierten KI-Anwendungen, bei denen Änderungen auf Code-Ebene oft nicht vollständig nachvollziehbar sind.
Unverzichtbare Enterprise-Standards für Stabilität und Sicherheit
Christian Gorges ist Leiter der Abteilung Central IT Processes bei der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe (HAL) (Website). In dieser Position verantwortet er die gesamte Wertschöpfungskette der Softwareentwicklung – von der Konzeption über die Implementierung bis zum Testmanagement. Als Mitglied des Kompetenzzentrums Künstliche Intelligenz trägt er maßgeblich zur Integration und Governance von KI-Technologien bei HAL bei. Der studierte Informatiker war zuvor als Projektmanager im zentralen Inhouse Consulting der Bank tätig und begleitete unternehmensweite Transformationsprojekte mit IT-Fokus. Vor seinem Wechsel zu HAL sammelte Christian Gorges umfangreiche Erfahrungen in diversen Beratungshäusern mit Schwerpunkt auf Projekten im Finanzsektor.Der technische Betrieb basiert auf durchgängiger Containerisierung mit Docker und Kubernetes, was schnelle Rollouts, Skalierung und – dank vollständig implementiertem GitOps-Ansatz – konsistente Umgebungen ohne „Configuration Drift“ ermöglicht.”
Diese Standards verhindern Insellösungen und fördern den stabilen Betrieb im Enterprise-Umfeld.
Mehrstufige KI-Entscheidungen sind die Zukunft
Halley konzentriert sich in der ersten Phase auf Dialog-Anwendungen und Wissensmanagement. Die nächste Stufe sind deduktive, mehrstufige KI-Entscheidungen mit eingebetteten „Function Calls“. Damit kann Halley die Leistungsfähigkeit der bereits bestehenden Workflow-Engine steigern, einschließlich eingebetteten Validierungen und automatisierten Prozessentscheidungen. So wird KI Schritt für Schritt zum integralen Bestandteil der Prozessautomatisierung.
HAL beschreitet mit Halley bewusst einen anderen Weg als viele Banken. Diese konsumieren KI meist als stark verdichtete Cloud-Services.
Enterprise-KI benötigt jedoch lokale, strategische Kontrolle und modulare, anschlussfähige Architektur.”
Beide Aspekte haben einen direkten Einfluss auf den Nutzen für die Branche. HAL denkt strategisch und setzt ganz bewusst von Beginn an auf einen höheren Anteil an Eigenfertigung, um die operative und strategische Resilienz dieser Kerntechnologie nachhaltig sicherzustellen. Christian Gorges, Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe
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