Pay by Bank, Wero, Digitaler Euro: Wirklich neue Sterne am Payment-Himmel?
von Rudolf Linsenbarth

Rudolf Linsenbarth
Worin sich die drei neuen Payment-Lösungen unterscheiden, zeigt die nachfolgende Tabelle:
Wero | Digitaler € | „Pay by Bank“ | |
---|---|---|---|
Beschreibung | Account to Account Zahlungen mit Hilfe des EPI-Schemes auf Basis von SCT Inst | Digitales Äquivalent zum Bargeld mit den Zentralbanken als Gewährsträger (Zentralbankgeld) | Account to Account Zahlungen mit Hilfe der PSD2-Schnittstellen |
Geplanter Einsatz | – P2P-Zahlungen – Online Payment – Zahlungen am physischen POS (später) |
– P2P-Zahlungen – Online Payment – Zahlungen am physischen POS |
– Online Payment – Zahlungen am physischen POS |
Stakeholder | Europäische Banken und Zahlungsdienstleister aus dem Euro-Raum im EPI-Konsortium | EZB und die Zentralbanken des Euro-Raumes mit starker Unterstützung der EU-Kommission | HDE Handelsverband Deutschland |
Fokus | Bankengestütztes europäisches Zahlverfahren als Antwort auf US-Wettbewerber | Digitaler Bargeld-Ersatz mit besonderem Datenschutz und Offline-Funktion | Kostengünstige Zahlmethode für den Handel |
Chancen am Markt | Gut | Schlecht | ??? |
Der Ausblick
Tendenziell hält sich die Euphorie über Wero in Deutschland in Grenzen. Wero ist aber ein europäisches Zahlverfahren und in Ländern wie Belgien, Frankreich und den Niederlanden wird zum Launch der eCommerce-Variante eine Teilnahme-Quote von weit über 90% der Konten eines jeden Landes erreicht sein. Deutschland liegt dann wahrscheinlich mit 60% bis 70% unterhalb dieser Marke. Nichtsdestotrotz ist das ausreichend, um eine kritische Masse an Händlern zu gewinnen. Zudem ist die Übernahme von iDeal, der marktführenden eCommerce-Lösung in den Niederlanden, ein besonderes Pfund mit dem Wero wuchern kann. Jeder europaweit agierende Händler, der seine Produkte dort anbietet, ist dadurch an Bord. Was Wero jetzt benötigt, ist Geduld. Denn es zeichnet sich schon ab, dass wir noch bis Ende 2026 warten müssen, bis Wero sein volles Potenzial entfalten wird. Vielleicht hat sich bis dahin die eine oder andere Bank überlegt, ob es nicht klüger ist, doch noch in den EPI-Zug einzusteigen. Für meinen Geschmack schlagen die Sparkassen die Wero-Trommel derzeit ein wenig zu laut und riskieren dadurch, beim Kunden Erwartungen zu erzeugen, die in den nächsten 12 Monaten noch nicht erfüllt werden.
Digitaler Euro – gutes und richtiges Projekt

OpenAI
Mein Eindruck ist, die jetzt gestartete Umsetzung ist vor allem angstgetrieben. Hier wirkt wohl immer noch der „Libra-Schock“, jene digitale Währung, mit der der Meta-Konzern sich einst anschickte, ein neues Weltgeld zu etablieren. Entsprechend wenig durchdacht finde ich große Teile des derzeitigen Konzeptes. Hier klemmt es an so vielen Stellen, dass ich für die Beschreibung der Defizite mindestens einen eigenständigen Artikel benötige. Wenn der Digitale Euro in dieser Form tatsächlich das Licht der Welt erblickt, ist er nur ein schlechteres Wero, das kein Mensch braucht und das die meisten Bürger nicht verstehen werden!
Pay by Bank

Fazit
Alle drei Zahlmethoden verfügen als native Account-to-Account-Verfahren über ein großes Potenzial zur Digitalisierung und schleppen nicht die Legacy einer Kartenzahlung mit sich herum. Die erzwungene Freischaltung der NFC-Schnittstelle am iPhone eröffnet zudem den Spielraum zur besseren Eroberung des physischen POS. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang das agile Handeln der EPI-Stakeholder. Zuerst wollte man eigentlich ein neues europäisches Karten-Scheme auf den Weg bringen. Nachdem sich das als zu mühsam herausgestellt hatte und einzelne Banken (z. B. Commerzbank) oder auch ganze Länder (Spanien) ihren Rückzug aus dem Projekt verkündeten, wurde der Funktionsumfang drastisch reduziert. Unter den geänderten Bedingungen (NFC-Öffnung des iPhones) ist man aber flexibel genug, sich auf diese neue Gegebenheit einzustellen. Genau diese notwendige Flexibilität gibt Anlass zur Hoffnung, dass in diesem Anlauf die europäischen Banken mit ihrem gemeinsamen Payment erfolgreich durchstarten. Es wäre wünschenswert, wenn die Zentralbanken beim digitalen Euro die gleiche Agilität an den Tag legen würden, ansonsten bleibt dieses Projekt am Boden.Rudolf Linsenbarth
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