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STRATEGIE13. Mai 2025

Pay by Bank, Wero, Digitaler Euro: Wirklich neue Sterne am Payment-Himmel?

Vor gut 10 Jahren begann mit Mobile Payment eine neue Ära des Bezahlens. Anfangs skeptisch beäugt, ist diese Zahlmethode mittlerweile in der Gesellschaft angekommen. Doch die Entwicklung bleibt nicht stehen: Wero, Digitaler Euro und Pay-by-Bank im Vergleich.

von Rudolf Linsenbarth

Das Bild zeigt ein großes, digitales Banner mit dem Schriftzug „Pay by Bank“ in auffälligen Farben - das neue Pay-by-Bank-Logo. Im Hintergrund sind mehrere Pappaufsteller von beteiligten Politikern. Die Darstellung des Logos symbolisiert eine neue Ära im Zahlungsverkehr, die durch innovative Verfahren wie „Pay by Bank“ geprägt ist.
Rudolf Linsenbarth
Mit Wero, dem „Digitalen Euro“ und “Pay by Bank” steht eine neue Generation von Payment-Verfahren in den Startlöchern. Während die bisherigen Mobile-Payment-Methoden wie Apple Pay, Google Pay und bankeigene Apps nur Änderungen des Formfaktors für die bisherigen Kartenzahlungen mit sich brachten, geht es in der 2. Welle um eine Verschlankung und Beschleunigung der Zahlungen.

Worin sich die drei neuen Payment-Lösungen unterscheiden, zeigt die nachfolgende Tabelle:

Wero Digitaler € „Pay by Bank“
Beschreibung Account to Account Zahlungen mit Hilfe des EPI-Schemes auf Basis von SCT Inst Digitales Äquivalent zum Bargeld mit den Zentralbanken als Gewährsträger (Zentralbankgeld) Account to Account Zahlungen mit Hilfe der PSD2-Schnittstellen
Geplanter Einsatz – P2P-Zahlungen
– Online Payment
– Zahlungen am physischen POS (später)
– P2P-Zahlungen
– Online Payment
– Zahlungen am physischen POS
– Online Payment
– Zahlungen am physischen POS
Stakeholder Europäische Banken und Zahlungsdienstleister aus dem Euro-Raum im EPI-Konsortium EZB und die Zentralbanken des Euro-Raumes mit starker Unterstützung der EU-Kommission HDE Handelsverband Deutschland
Fokus Banken­gestütztes europäisches Zahlverfahren als Antwort auf US-Wettbewerber Digitaler Bargeld-Ersatz mit besonderem Datenschutz und Offline-Funktion Kostengünstige Zahlmethode für den Handel
Chancen am Markt Gut Schlecht ???

Der Ausblick

Tendenziell hält sich die Euphorie über Wero in Deutschland in Grenzen. Wero ist aber ein europäisches Zahlverfahren und in Ländern wie Belgien, Frankreich und den Niederlanden wird zum Launch der eCommerce-Variante eine Teilnahme-Quote von weit über 90% der Konten eines jeden Landes erreicht sein. Deutschland liegt dann wahrscheinlich mit 60% bis 70% unterhalb dieser Marke. Nichtsdestotrotz ist das ausreichend, um eine kritische Masse an Händlern zu gewinnen. Zudem ist die Übernahme von iDeal, der marktführenden eCommerce-Lösung in den Niederlanden, ein besonderes Pfund mit dem Wero wuchern kann. Jeder europaweit agierende Händler, der seine Produkte dort anbietet, ist dadurch an Bord. Was Wero jetzt benötigt, ist Geduld. Denn es zeichnet sich schon ab, dass wir noch bis Ende 2026 warten müssen, bis Wero sein volles Potenzial entfalten wird. Vielleicht hat sich bis dahin die eine oder andere Bank überlegt, ob es nicht klüger ist, doch noch in den EPI-Zug einzusteigen. Für meinen Geschmack schlagen die Sparkassen die Wero-Trommel derzeit ein wenig zu laut und riskieren dadurch, beim Kunden Erwartungen zu erzeugen, die in den nächsten 12 Monaten noch nicht erfüllt werden.

Digitaler Euro – gutes und richtiges Projekt

Das Bild zeigt eine stilisierte Darstellung des Euro-Symbols, umgeben von digitalen Elementen und Symbolen, die auf moderne Zahlungsverkehrstechnologien hinweisen. Figuren in Arbeitskleidung interagieren mit verschiedenen Objekten, die digitale Währungen und Transaktionen repräsentieren. Diese visuelle Komposition verdeutlicht die Thematik des Digitalen Euro und dessen Integration in die digitale Wirtschaft. Die Darstellung vermittelt den Eindruck von Innovation und Fortschritt im Bereich der Zahlungsabwicklung.
OpenAI

Mein Eindruck ist, die jetzt gestartete Umsetzung ist vor allem angstgetrieben. Hier wirkt wohl immer noch der „Libra-Schock“, jene digitale Währung, mit der der Meta-Konzern sich einst anschickte, ein neues Weltgeld zu etablieren. Entsprechend wenig durchdacht finde ich große Teile des derzeitigen Konzeptes. Hier klemmt es an so vielen Stellen, dass ich für die Beschreibung der Defizite mindestens einen eigenständigen Artikel benötige. Wenn der Digitale Euro in dieser Form tatsächlich das Licht der Welt erblickt, ist er nur ein schlechteres Wero, das kein Mensch braucht und das die meisten Bürger nicht verstehen werden!

Pay by Bank

Autor Rudolf Linsenbarth
Rudolf LinsenbarthRudolf Linsenbarth be­schäf­tigt sich mit Mobile Payment, NFC, Kundenbindung und digitaler Identität. Er ist seit über 15 Jahren in den Bereichen Banken, Consulting, IT und Handel tätig. Lin­sen­barth ist profilierter Fachautor und Praktiker im Finanzbereich und kommentiert bei Twitter (@holimuk) die aktuellen Entwicklungen. Alle Beiträge schreibt Linsenbarth im eigenen Namen.
Pay by Bank (Website) ist zunächst einmal alter Wein in neuen Schläuchen. Technisch nichts anderes als der gute alte Zahlungsauslösedienst aka „Sofortüberweisung“, der sich mittlerweile Klarna nennt. Neu ist, dass jetzt neben dem „Schulterblick“ bei der Ausführung der Überweisung auch eine Instant-Zahlung in solch ein Konstrukt eingefügt werden kann. Zudem verfügt man mit der PSD2 auch über einen rechtlichen Rahmen, abseits der frühen Wildwest-Methoden. Die „Pay by Bank“-Initiative soll mit einem einheitlichen Brand das notwendige Vertrauen beim Verbraucher erzeugen. Ich sehe das Potenzial dieser 2. Generation von Zahlungsauslösediensten weniger im Aufbau neuer Payment Provider, sondern die Möglichkeit, in händlereigene Kundenbindungsprogramme eigene Zahlverfahren zu integrieren. Dank der erzwungenen Öffnung der NFC-Schnittstelle am iPhone könnte es dann doch noch etwas mit HIPPOS (Händlerbasiertes Instant Payment am POS) werden. 😊 Ein Erfolg von Pay by Bank ist eng verknüpft mit der weiteren Regulierung und Harmonisierung der SCA-Verfahren beim Onlinebanking.

Fazit

Alle drei Zahlmethoden verfügen als native Account-to-Account-Verfahren über ein großes Potenzial zur Digitalisierung und schleppen nicht die Legacy einer Kartenzahlung mit sich herum. Die erzwungene Freischaltung der NFC-Schnittstelle am iPhone eröffnet zudem den Spielraum zur besseren Eroberung des physischen POS. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang das agile Handeln der EPI-Stakeholder. Zuerst wollte man eigentlich ein neues europäisches Karten-Scheme auf den Weg bringen. Nachdem sich das als zu mühsam herausgestellt hatte und einzelne Banken (z. B. Commerzbank) oder auch ganze Länder (Spanien) ihren Rückzug aus dem Projekt verkündeten, wurde der Funktionsumfang drastisch reduziert. Unter den geänderten Bedingungen (NFC-Öffnung des iPhones) ist man aber flexibel genug, sich auf diese neue Gegebenheit einzustellen. Genau diese notwendige Flexibilität gibt Anlass zur Hoffnung, dass in diesem Anlauf die europäischen Banken mit ihrem gemeinsamen Payment erfolgreich durchstarten. Es wäre wünschenswert, wenn die Zentralbanken beim digitalen Euro die gleiche Agilität an den Tag legen würden, ansonsten bleibt dieses Projekt am Boden.Rudolf Linsenbarth

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