Anzeige
GFT ZU APPLE PAY12. September 2014

Nachgefragt: Was bedeutet Apple Pay nun für Banken?

Bernd-Josef Kohl, Head of International Business Consulting der GFT Technologies Quelle: GFT
Bernd-Josef Kohl, Head of International Business Consulting der GFT Technologies Quelle: GFT
Die erste Aufregung um das iPhone und Apple Pay ist verflogen. Zeit um Nachzuhaken und zu Reflektieren: IT Finanzmagazin hat bei GFT nachgeforscht, wie sich die Vorhersagen verändern und GFT den Markt einschätzt, nachdem Apple die Karten auf den Tisch gelegt hat. Im Gespräch mit Bernd-Josef Kohl, Head of International Business Consulting der GFT Technologies.

IT Finanzmagazin: Die GFT lehnte sich mit der Vorhersage, dass Apple die Banken unter Druck setzen wird, recht weit aus dem Fenster. Ist es denn nun so gekommen?
Kohl: Apple ist vorgegangen, wie wir das erwartet haben. Apple Pay soll Geldbörse und Plastikkarten ablösen. Das bringt einen gehörigen Schub in die Thematik um NFC und Biometrie. Banken müssen nun ebenfalls entsprechende Lösungen überdenken. Und eines ist klar – Apple weiß, wie man neue Produkte und Dienste begehrenswert macht. Das Unternehmen hat schon mehrfach gezeigt, wie Kundenbedürfnisse geweckt und so das Verhalten ganzer Gesellschaften verändert werden kann. Die Kunden werden nun die Banken mit diesen Bedürfnissen konfrontieren. Das wird Folgen haben.

IT Finanzmagazin: Was hat denn Apple nun richtig gemacht, was andere Hersteller bisher nicht geschafft haben?
Kohl: Sie haben mit der bekannten NFC-Technik den Fingerabdrucksensor und das Secure Element kombiniert. Entscheidend ist aber, dass Apple das Versprechen gibt, keine Daten von Bezahlvorgängen zu sammeln. Damit hat Apple ein Komfortpaket geschnürt, das für Verbraucher sehr verlockend klingt.

Dazu kommt die Kooperationen mit Visa, Mastercard und American Express sowie Banken und großen Handelsketten in den USA. Diese Partnerschaften sind enorm wichtig. Was bringt der größte Komfort, wenn niemand eine Zahlung mit dem iPhone 6 akzeptiert?

Als geschlossene Einheit könnten Banken und Sparkassen gehörig Einfluss auf den weiteren Prozess ausüben

IT Finanzmagazin: Und wie reagieren jetzt Banken und Sparkassen?
Kohl: Erfreulich. Einerseits erkennen die Banker die Innovation hinter der Technik; andererseits zeigen sich viele froh, dass Apple auf Kreditkarten setzt. Damit wird zunächst einmal nicht das Geschäftsmodell der Banken als kartenausgebende Institutionen angegriffen. Außerdem hat Apple in Deutschland noch viel Arbeit vor sich: In den USA können die Kunden vom Start in 220.000 Akzeptanzstellen mit Apple Pay bezahlen – in Deutschland gibt es gerade einmal 40.000 NFC-fähige Point of Sales (PoS). Schlauerweise hat Apple sich nicht dazu geäußert, wann Apple Pay in Deutschland verfügbar sein wird. Aber das Unternehmen wird die Zeit bis zur Europa-Einführung in jedem Fall nutzen, um auch hierzulande starke Partner zu gewinnen. Diese Partner könnten – aus unserer Sicht sollten –Banken und Sparkassen sein.

IT Finanzmagazin: Nun wäre Apple nicht Apple, wenn sie nicht auf ihrer Sonderrolle, ihr Glaubenssystem und ihre Eigenständigkeit bestehen würden. Aber die Banken basteln doch auch mehr oder weniger an eigenen, geschlossenen Lösungen. Nur um wieder den Finger in die Wunde zu legen: Der BVR hat die NFC-Lösung girogo aufgekündigt, die Sparkassen sehen sich gerade FinTechs an, die auf Bezahllösungen spezialisiert sind. Wie sollen da alle auf einen Nenner kommen?
Kohl: Da haben Sie schon Recht – Bank-Insellösungen sind auch für Apple und Google nicht attraktiv. Da muss die deutsche Kreditwirtschaft aktiv werden. Und das ist sie bereits. Im April gab es die entsprechende Ausschreibung für echte mobile Payment-Lösungen. Aber da muss jetzt nach der Apple-Ankündigung konsequent und zügig gearbeitet werden, um die entsprechenden Geschäftsfelder noch rechtzeitig zu besetzen. Als geschlossene Einheit könnten Banken und Sparkassen gehörig Einfluss auf den weiteren Prozess ausüben. Einzelne Institute oder Gruppen müssen sich den Apple-Bedingungen fügen. Das kann niemand wollen.

IT Finanzmagazin: Herr Kohl, vielen Dank für Ihre Einschätzung.

Quelle: GFT
Quelle: GFT

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert