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INTERVIEW21. Oktober 2015

Martin Zander, Yapital: Technologie ist zweitrangig, das Kundenerlebnis nicht

Martin Zander, YapitalYapital
Martin Zander, YapitalYapital

Anfang des Jahres ging es bei Yapital turbulent zu. Über einige Monate gab es deutliche Hinweise, dass Yapital verkauft werden soll. Erst wurden Banknamen, später Handelskonzerne genannt. Mittlerweile ist es deutlich ruhiger geworden und Yapital ist offenbar wieder mehr mit dem Markt beschäftigt. Wir konnten Martin Zander, Leiter der Unternehmenskommunikation, zur Zukunft von Yapital, dem Handel und den Payment-Herausforderungen befragen.

Herr Zander, wie sieht denn nun die Zukunft von Yapital nun aus?

Die Otto Group ist bekanntlich mit Unternehmen in Gesprächen über eine strategische Partnerschaft. Dabei geht es grundsätzlich darum, Yapital zukunftsfähig im Markt aufzustellen. Einen neuen Stand gibt es hier nicht.

Wann will Yapital die Endkunden für sich gewinnen?

Wir sind längst dabei. Wir haben im Spätsommer unsere erste Marketingkampagne mit einem klaren Onlinefokus gestartet. Die Performance-Maßnahmen begleiten wir mit Content Marketing. So ist gerade erst unser neues Mobile-Lifestyle-Magazin „POP UP“ gelauncht worden, das erste deutschsprachige Online-Magazin speziell für die Generation Mobile. Die Kampagne läuft sehr vielversprechend.

Was Sie als Zahlungsanbieter vorschlagen, müssen Sie anschließend dem Handel schmackhaft machen. Was wird der Handel akzeptieren, was will der Handel?

Es ist doch längst Realität, dass die Grenzen zwischen Offline- und Onlinehandel fließend sind. Kunden informieren sich online und kaufen dann doch beim Stationärhändler ein – oder anders herum. Und der Handel reagiert darauf: Online-Retailer eröffnen Filialen. Der klassische Stationärhandel bietet zusätzlich den Einkauf in seinem Internetshop. Der Multi-Channel-Handel ist Standard und ein Payment-Anbieter sollte die entsprechenden Lösungen dafür parat haben.

Es gilt also auch im Bereich Payment, den Bedürfnissen des Handels und natürlich denen des Konsumenten gerecht zu werden. Das funktioniert aus unserer Sicht nicht mit einer Insellösung, die nur eine von vielen Alternativen für einen Vertriebskanal wäre.

Ein innovatives Payment muss kanalübergreifend funktionieren. Allein das bietet einen enormen Mehrwert für den Verbraucher, aber eben auch für den modernen Händler von heute.

Yapital lässt sich problemlos in jede bestehende Zahlungs-Infrastruktur integrieren – auch mit Hilfe von strategischen Partnern für den Stationärbereich wie Ingenico, Verifone und Worldline. Für die Online-Händler erreichen wir das unter anderem durch unsere Zusammenarbeit mit Magento, Shopware und Oxid und stellen Shop-Plug-Ins zur Verfügung.

Es ist doch so: Der Kunde von heute möchte dort einkaufen können, wo er sich gerade bewegt und nicht mehr darüber nachdenken müssen, mit welcher Bezahlmethode dies gerade möglich ist. Mit Yapital ermöglichen wir genau das. Hinzu kommt, dass das Bezahlen mit Yapital nicht mehr notwendiges Übel im Rahmen eines Einkaufsprozesses ist, sondern schlicht Spaß macht und zum integralen Bestandteil des Einkaufs wird.

Yapital ist grundsätzlich näher am Kaufimpuls des Kunden. Das gilt übrigens erst recht bei der Funktion ‚Scan2Order‘, die es dem Handel erlaubt, seine Waren wirklich rund um die Uhr anzubieten und gleichzeitig Marketingkanäle zu Vertriebskanälen zu machen.

Wie wird die Digitalisierung den Handel verändern? Was erwartet uns in 2016?

Die Digitalisierung wird weiter zunehmen. Dem wird sich kaum ein Händler entziehen können. Mobile Technologien werden neue Umsatzchancen eröffnen, Vertriebskanäle sich gegenseitig unterstützen. Das Stationärgeschäft eines Online-Anbieters bietet dem Kunden die Möglichkeit der persönlichen Beratung, der Web-Auftritt des Ladengeschäfts dient als Werbeplattform und im besten Fall als zusätzliche Verkaufsfläche. Und die Customer Experience, das Kundenerlebnis wird mit den neuen, digitalen Möglichkeiten noch besser werden.

Und woher soll der neue Umsatz kommen? Oder ist es letztendlich nur eine Umsatzverschiebung?

Wenn es Händler schaffen, die Zeitspanne zwischen Kaufimpuls und tatsächlicher Bezahlung zu verkürzen, eröffnen sich Ihnen definitiv auch neue Umsatzmöglichkeiten – ob nun im Internet- oder Stationärhandel. Das zeigt sich doch bereits bei Online-Anbietern, die die nötigen Schritte im Check-Out bis zur Bezahlung auf ein Minimum reduziert haben. Die Folge ist eine höher Conversion Rate, sind weniger Kaufabbrüche, sind höhere Umsätze. Im Stationärhandel bieten neue Technologien wie „Scan2Order“ zusätzlich die Möglichkeit, einen ganz neuen Vertriebskanal und damit Umsatztreiber zu etablieren, der dann sogar Verkäufe rund um die Uhr ermöglicht.

Nun macht gerade der Onlinehandel dem stationären Handel das Leben zunehmend schwerer. Müsste man dann nicht eher mit weiter zurückgehenden Umsätzen rechnen?

Natürlich wächst der Onlinehandel rasant. Gleichzeitig hat der Stationärhandel aber immer noch eine enorme Relevanz im Alltag des Konsumenten. Aber natürlich müssen sich klassische Ladengeschäfte öffnen, müssen die Chancen der Digitalisierung erkennen. Die geht nämlich einher mit einer verbesserten Einkaufserfahrung des Kunden. Und die wiederum wird verhindern, dass Umsätze zurückgehen, und bestenfalls sogar zu Mehrumsätzen führen.

Was heißt das für den Alltag der Händler?

Zunächst bedeutet das, dass sich Retailer mit den Möglichkeiten der Digitalisierung auseinander setzen und die nötigen Anpassungen für ihr jeweiliges Unternehmen vornehmen müssen. Das Aufgabenfeld wird sicherlich differenzierter, weil sich der einzelne Händler eben meist nicht mehr auf nur einen Kanal konzentrieren kann, sondern den Omni-Channel-Ansatz immer stärker wird umsetzen müssen, um weiterhin erfolgreich zu sein. Das bietet ihm aber umgekehrt auch neue Umsatzchancen. Wenn Händler außerdem die Möglichkeiten digitaler Bezahlmöglichkeiten ausschöpfen und zum Beispiel Mobile Payment entsprechend zielgerichtet anbieten, wird mittelfristig der Aufwand im Bereich Payment sinken.

Nun werden wir noch in 2015 Apple- und Android-Pay auf NFC-Basis sehen. Ist eine QR-Code-Lösung überhaupt noch Zeitgemäß? Werden Sie Yapital-NFC anbieten?

Fakt ist: Nur die QR-Code-Technologie erlaubt es zurzeit, auf die immer gleiche Art und Weise auf allen Kanälen mobil einkaufen zu können – also im Stationärhandel, online oder auf Rechnung. Das vermag zum Beispiel NFC nicht zu leisten.

Grundsätzlich gilt aber: Die Technik ist zweitrangig. Entscheidend ist die Customer Experience. Im Moment sprechen wir über QR-Codes, NFC, Bluetooth Low Energy. Das mag schon in wenigen Jahren ganz anders aussehen. Verfahren wie beispielsweise Gesichtserkennung oder Sound Recognition, also das Übertragen eines akustischen, nicht hörbaren Signals zur Kommunikation zwischen Terminal und Device, werden schon jetzt nicht nur getestet, sondern vereinzelt auch eingesetzt. Und die Entwicklung ist hier sicher nicht oder wahrscheinlich sogar nie am Ende.

Es gilt also in jedem Fall, offen für Neues zu bleiben, um als Payment-Anbieter langfristig Erfolg zu haben. Und, ja, wir entwickeln eine NFC-Lösung für das Bezahlen am Point of Sale.aj

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