STUDIEN & UMFRAGEN18. August 2025

Horváth-Studie: Banken setzen auf Effizienz, KI und Kostendisziplin

Bigstock / Alfa Photo

Die digitale Transformation bleibt für Banken und Finanzdienstleister die zentrale Stellschraube, um Erträge zu sichern und Effizienz zu steigern. Das zeigt die aktuelle Studie „Banken und Finanzdienstleister 2025“ der Managementberatung Horváth, für die mehr als 130 Vorstände und Geschäftsführungsmitglieder befragt wurden. Zwar erwarten die Institute lediglich ein moderates Umsatzwachstum von vier Prozent, doch die operative Ertragskraft soll auf durchschnittlich 13 Prozent steigen – vor allem durch Kostendisziplin, Automatisierung und neue Technologien.

Die Mehrheit der Banken setzt dabei auf den konsequenten Ausbau digitaler Prozesse. Rund 70 Prozent der Befragten halten Automatisierung für unverzichtbar, um sinkende Belegschaften und Fachkräftemangel in IT und Compliance auszugleichen. Strukturelle Effizienzprogramme, Prozessoptimierungen und IT-getriebene Workflows sollen dafür sorgen, dass trotz steigender Personalkosten die Cost-Income-Ratio im Mittel sinkt. Neueinstellungen bleiben die Ausnahme – der Fokus liegt auf kritischen Funktionen und digital gestützten Abläufen.

Künstliche Intelligenz: Erwartungen hoch, Umsetzung schleppend

Horvath und Partner

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist die Diskrepanz zwischen strategischer Relevanz und operativer Umsetzung von Künstlicher Intelligenz. 91 Prozent der befragten Institute geben an, dass KI den Business Case bislang nicht erfüllt hat. Besonders deutlich zeigt sich dies im Management: Die Hälfte der Banken setzt KI für datenbasierte Entscheidungen noch gar nicht ein. Dabei sehen die Institute gerade in IT, Operations und Prozessdigitalisierung die größten Potenziale für Produktivität. „Banken haben das Potenzial von KI erkannt, aber der Weg aus der Pilotphase in den umfassenden, produktiven Einsatz ist länger als gedacht“, sagt Frank Schindera, Partner bei Horváth. „Wer jetzt gezielt skaliert, statt weiter zu experimentieren, verschafft sich einen Vorsprung.“

Statt auf Produktinnovationen setzen Finanzinstitute zunehmend auf eine datenbasierte Kundenzentrierung. Mehr als zwei Drittel der Befragten sind überzeugt, dass sie ihre Marktrelevanz nur mit einer klaren Datenstrategie und personalisierten Angeboten sichern können. Die systematische Nutzung von Kundeninformationen – etwa für Next-Best-Offer-Modelle, personalisierte Services und digitale Beratung – soll den entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber Neobanken schaffen.

Horvath und Partner

Banken haben das Potenzial von KI erkannt, aber der Weg aus der Pilotphase in den umfassenden, produktiven Einsatz ist länger als gedacht. Wer jetzt gezielt skaliert, statt weiter zu experimentieren, verschafft sich einen Vorsprung.“

Frank Schindera, Partner bei Horváth

Technologie verdrängt Nachhaltigkeit von der Agenda

Ein deutlicher Stimmungsumschwung zeigt sich bei ökologischer Nachhaltigkeit. Zwar haben sich fast 80 Prozent der Institute ein Klimaziel gesetzt, doch die meisten planen die Erreichung von Net-Zero erst für den Zeitraum 2035 bis 2039. Konkrete Umsetzungspläne fehlen häufig. „Gerade auf Scope-3-Ebene, also bei den finanzierten Emissionen, ist noch viel zu tun“, heißt es in der Studie. Gleichwohl bleibt Nachhaltigkeit für Investoren und beim Kapitalzugang ein Faktor – auch wenn sie in der kurzfristigen Agenda vieler Banken derzeit in den Hintergrund tritt.

Die Ergebnisse basieren auf einer Befragung von rund 130 Vorständen und Geschäftsführungsmitgliedern aus Banken und Finanzdienstleistern im Rahmen der großangelegten internationalen Horváth „CxO Priorities Studie“, bei der insgesamt über 1.000 Top-Managerinnen und -Manager befragt wurden. Die Studie gibt’s auf Anfrage beim Unternehmen. tw

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