Agentic Commerce und Payment: Paypal und Google kooperieren bei Agent Payments Protocol
Ein wesentlicher Bestandteil der Kooperation ist die umfassende Einbettung von PayPal-Diensten wie Checkout, Hyperwallet und Payouts in Googles Plattformen. Darüber hinaus wird PayPal Enterprise Payments künftig als einer der primären Acquirer für Kartentransaktionen in Google Ads, Google Play und Google Cloud auftreten. Dies führt dazu, dass Zahlungsprozesse in den Kernsystemen von Google über PayPal-Infrastrukturen laufen und so eine tiefere technische Verzahnung zwischen beiden Unternehmen entsteht.
Parallel dazu plant PayPal, große Teile seiner eigenen Technologiearchitektur auf Google Cloud zu migrieren. Diese Neuausrichtung weist klar in Richtung cloud-native Microservice-Architekturen mit API-getriebenen Schnittstellen. Für Banken-IT ist dies ein deutlicher Hinweis, dass sich Zahlungsplattformen von monolithischen Legacy-Systemen weiter in Richtung modularer, skalierbarer Architekturen bewegen. Themen wie Container-Orchestrierung, Zero-Trust-Security und Echtzeit-Fraud-Detection werden damit zunehmend zum Standard.
Agentic Commerce und regulatorische Dimension

Google / Bigstock
Die Kooperation adressiert auch das Thema „agentic commerce“, also Handels- und Zahlungsprozesse, die von KI-Agenten weitgehend autonom ausgeführt werden. Technisch erfordert dies eine Kombination aus sicheren Identitäts-Frameworks, standardisierten Payment-APIs und einem klaren Consent-Management. Google setzt dabei auf das neu vorgestellte „Agent Payments Protocol“, während PayPal seine Erfahrung in Authentifizierung, Tokenisierung und globalem Clearing einbringt.
Für Banken-IT ergibt sich hier die Herausforderung, solche Protokolle in bestehende Schnittstellenlandschaften zu integrieren. Im europäischen Kontext müssen sie gleichzeitig die Anforderungen von PSD2 und künftiger PSD3, ISO-20022-Standards sowie die Leitlinien der EBA erfüllen. Ein besonderer Fokus liegt auf der Frage, wie KI-Agenten regulatorisch abgesichert werden können – insbesondere im Hinblick auf Haftung, Transaktionsnachvollziehbarkeit und Datenschutz.
Durch diese Partnerschaft wird PayPal unsere branchenführende KI nutzen, um Services und Sicherheit zu verbessern, und wir werden die innovativen Zahlungsfunktionen von PayPal noch stärker in die Google-Produkte und -Plattformen integrieren.“
Sundar Pichai, CEO von Google und Alphabet
Technologische Integration und Infrastrukturebene
Für Kernbanksysteme bedeutet die Entwicklung einen erhöhten Bedarf an modularen, API-offenen Architekturen. Klassische Core-Banking-Systeme sind vielfach auf Batch-Verarbeitung und interne Workflows ausgelegt, während KI-gestützte Payment Journeys eine Echtzeitfähigkeit und hochgradige Event-Verarbeitung verlangen. Banken müssen daher ihre Middleware-Schichten modernisieren, um in agentenbasierte Handelsumgebungen eingebunden werden zu können.
Ein weiterer Aspekt ist das Fraud- und Risk-Management. KI-Agenten, die selbstständig Zahlungen initiieren, verschieben das Fraud-Risiko: Angriffe könnten weniger am Endkunden, sondern verstärkt über Manipulation der Agenten oder der zugrundeliegenden APIs erfolgen. Für Banken-IT bedeutet dies, dass klassische Fraud-Detection-Systeme, die auf Mustererkennung im Endkundenverhalten beruhen, nicht mehr ausreichen. Stattdessen braucht es API-Security, kontinuierliche Transaktionsüberwachung in Echtzeit und adaptive Machine-Learning-Modelle, die ungewöhnliche Agenten-Interaktionen erkennen.

PayPal
In dieser aufkommenden Welt des Agentic Commerce sind Vertrauen und Innovation entscheidend. Gemeinsam mit Google gestalten wir den digitalen Handel, schaffen größere Chancen für Händler und Nutzer weltweit, bringen PayPals Produkte und Services zu Milliarden von Google-Nutzern und definieren neu, was im globalen Maßstab möglich ist.“
Alex Chriss, Präsident und CEO von PayPal
Rolle der Banken im neuen Ökosystem
Für Finanzinstitute stellt sich die strategische Frage, ob sie sich primär als Infrastrukturpartner positionieren – also als Clearing- und Settlement-Ebene – oder ob sie selbst in die Entwicklung agentenbasierter Frontend-Lösungen investieren. Letzteres könnte im europäischen Markt eine Chance darstellen, da hier regulatorische Compliance, digitale Identität und Datensouveränität besonders stark gewichtet werden. Banken, die vertrauenswürdige Identity- und Consent-Lösungen bereitstellen, könnten sich im Zusammenspiel mit globalen Plattformen profilieren und einen Mehrwert über reine Zahlungsabwicklung hinaus schaffen.
Die Partnerschaft zwischen Google und PayPal unterstreicht den Trend, dass Payment-Prozesse stärker in KI-getriebene Plattform-Ökosysteme eingebettet werden. Für Banken und ihre IT-Landschaften bedeutet das, bestehende Core-Banking-Systeme schrittweise für eine Echtzeit-, API- und KI-fähige Welt zu transformieren. Wer sich frühzeitig an Standards wie dem Agent Payments Protocol oder künftigen regulatorischen Vorgaben wie PSD3 orientiert, kann nicht nur die eigene Anschlussfähigkeit sichern, sondern auch aktiv an der Gestaltung der neuen Handels- und Zahlungsinfrastruktur mitwirken.tw
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