Identitätsdiebstahl als Worst Case: Betrugsschutz wird zentrales Kriterium bei Bankenwahl

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Ein Drittel der Befragten (33 Prozent) nennt Betrugsschutz als wichtigstes Kriterium bei der Auswahl einer Bank. Damit steht Sicherheit vor Aspekten wie Benutzerfreundlichkeit (28 Prozent) und Kosten (26 Prozent). Insgesamt zählen drei Viertel der Befragten Betrugsschutz zu ihren obersten Prioritäten. Das verweist auf eine deutliche Verschiebung im Kundenverhalten: Sicherheit wird nicht mehr als selbstverständliche Grundvoraussetzung betrachtet, sondern als Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb der Institute.
Laut der Studie haben 4 Prozent der Befragten schon einmal erlebt, dass ihre persönliche Identität missbraucht wurde, um Finanzkonten zu eröffnen. Hochgerechnet entspricht dies mehreren Millionen Betroffenen in Deutschland. Besonders stark betroffen ist die Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen, die zugleich am häufigsten digitale Finanzangebote nutzt. Für viele Verbraucherinnen und Verbraucher ist der Identitätsmissbrauch inzwischen die größte Betrugssorge – noch vor dem Missbrauch gestohlener Karten oder unautorisierten Überweisungen.
Zwischen Angst und Nachlässigkeit
Bemerkenswert ist der Widerspruch zwischen der Sorge um Betrug und der individuellen Risikoeinschätzung. Während Identitätsdiebstahl die größte Angstquelle darstellt, gehen mehr als ein Drittel der Befragten davon aus, selbst noch nie betroffen gewesen zu sein. Weitere 26 Prozent halten ein solches Szenario grundsätzlich für ausgeschlossen. Diese Diskrepanz deutet darauf hin, dass vielen Betroffenen der Missbrauch ihrer Daten zunächst unbemerkt bleibt – etwa bei betrügerischen Kontoeröffnungen oder Kreditverträgen. Entsprechend dürfte die tatsächliche Zahl der Fälle deutlich höher liegen, als die bewusste Betroffenheit vermuten lässt.
Für Banken ergibt sich aus den Ergebnissen ein Spannungsfeld: Einerseits erwarten Kunden ein Höchstmaß an Sicherheit, andererseits reagieren viele sensibel auf zu komplexe Prüfverfahren. So brechen 26 Prozent eine Kontoeröffnung ab, wenn die Identitätsprüfung als zu aufwändig empfunden wird. Ähnliche Werte zeigen sich bei Sparkonten, Kreditkarten oder Versicherungsverträgen. Zudem hat etwa ein Viertel der Befragten bereits bestehende Konten weniger genutzt oder aufgegeben, weil Sicherheitsprozesse als zu umständlich galten. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass eine übermäßige Verkomplizierung von Authentifizierungsprozessen die Kundenbindung beeinträchtigen kann.
Diese Zahlen zeigen einen Paradigmenwechsel. Betrugsschutz ist kein Hygienefaktor mehr, sondern der entscheidende Wettbewerbsvorteil. Banken, die ihren Kunden glaubhaft vermitteln können, dass sie exzellenten Schutz bieten, gewinnen das Vertrauen und damit die Kunden.“
James Roche, Director Fraud Protection and Compliance bei Fico
Technologische Balance zwischen Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit

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Als Lösungsansatz gilt die Einführung adaptiver, risikobasierter Sicherheitsverfahren. Statt pauschaler Prüfmechanismen setzen solche Systeme auf analytische Modelle, die verdächtige Muster erkennen und Prüfungen situationsabhängig anpassen. Der technologische Trend zeigt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher biometrische Verfahren bevorzugen: Rund ein Drittel hält Gesichts- oder Fingerabdruckerkennung für die sicherste und zugleich komfortabelste Authentifizierungsmethode. Etwa 46 Prozent geben an, heute eher bereit zu sein, Konten digital zu eröffnen als noch im Vorjahr – ein Hinweis auf wachsende Akzeptanz für digitale Identitätslösungen, sofern diese einfach und vertrauenswürdig gestaltet sind.
Neben externen Angriffen verzeichnet die Studie auch eine Zunahme sogenannter First-Party-Betrugsfälle, also Täuschungen durch Kundinnen und Kunden selbst. Ein erheblicher Anteil der Befragten hält es demnach für akzeptabel, bei Kreditanträgen oder Vertragsabschlüssen unzutreffende Angaben zu machen. Diese Entwicklung wird unter anderem mit wirtschaftlichem Druck infolge gestiegener Lebenshaltungskosten erklärt und stellt Banken vor zusätzliche Herausforderungen bei der Bonitätsprüfung.
Betrugsschutz als strategisches Thema
Die Ergebnisse der Fico-Studie unterstreichen, dass Betrugsschutz nicht länger nur als technisches oder regulatorisches Erfordernis betrachtet werden kann. Er wird zunehmend zum strategischen Faktor, der über Kundenzufriedenheit, Vertrauen und Wettbewerbsfähigkeit entscheidet. Banken stehen damit vor der Aufgabe, Sicherheitsmechanismen so zu gestalten, dass sie sowohl Schutz als auch Komfort gewährleisten – ein Balanceakt, der technologische Innovation ebenso erfordert wie ein tiefes Verständnis für das Sicherheitsverhalten der Kundschaft.
Moderne Technologien wie Biometrie bieten den perfekten Kompromiss: maximale Sicherheit bei minimalem Aufwand für den Kunden. Mit Fico können Banken verschiedene Identitätsprüfungsverfahren orchestrieren und in Echtzeit entscheiden, welche Prüftiefe angemessen ist – basierend auf Risiko, Kundenhistorie und Transaktionskontext.“
James Roche, Director Fraud Protection and Compliance bei Fico
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