SB & FILIALE19. April 2016

GA-Sprengungen: Prävention muss im Einklang mit dem Tagesgeschäft funktionieren!

Verwüstung.banqtec
Polizeiinspektion Rotenburg,Veröffentlicht 23.09.14

Realisten sehen in der Bekämpfung von Sprengstoffattentaten auf Geldautomaten eine längerfristige Aufgabe. Das liegt unter anderem daran, dass die Angreifer eine Vielzahl unterschiedlicher Wege gehen können, um zu ihrem Ziel zu gelangen. Banken und Sparkassen haben es darum umso schwerer, wenn sie kurzfristig wirksame und gleichzeitig nachhaltige Ansätze finden wollen, um den aktuellen Sicherheitsherausforderungen zu begegnen.

von Uwe Merker, Leiter Business Development / Marketing, banqtec AG

Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel: Denken Geldinstitute bei den Sicherheits­an­forder­ungen zu kurz, bringen sie die Täter besten­falls auf neue Ideen. Setzen sie beispielsweise auf die Bekämpfung von gasförmigen Sprengstoffen, werden vermehrt Festsprengstoffe zum Einsatz kommen. Und Filialschließungen oder eingeschränkte Öffnungszeiten drängen die Täter in die noch zur Verfügung stehende Filialorganisation.

Individuelle Maßnahmenbündel

Um den Tätern zumindest kurzfristig einen Schritt voraus zu sein, sollten die Institute auf einen Mix von Fachexperten empfohlener Maßnahmen setzen. Wo welche Veränderungen notwendig sind, ist dabei oft einzelfallabhängig. Darum sollten Banken und Sparkassen idealerweise für jede Niederlassung passgenaue Maßnahmenbündel definieren und ausführen.

So werden beispielsweise in einigen Filialen bauliche Veränderungen notwendig sein. wie beispielsweise die Sicherstellung der Verbauung von Komponenten der Widerstandsklasse 3 oder höher für Fenster und Türen. Bei Rearloadgeräten (GA) beispielsweise sollten die Tresorzugänge in einem gesonderten, fest gemauerten Raum untergebracht werden. Auch hinsichtlich der Alarmanlagen und Kamerasysteme sind Aufrüstungen und neue Abläufe notwendig, da bestehende Standards den neuen Bedrohungslagen nicht unbedingt gewachsen sind.

Viele Varianten der Sicherung – nur kombiniert entsteht Sicherheit

Uwe Merker, Leiter Business Development und Marketingbanqtec
Uwe Merker, Leiter Business Development und Marketingbanqtec

Auch die Geldautomaten selbst gilt es auf mögliche Sprengangriffe vorzubereiten. So sollte etwa bei Neu­an­schaffungen ein geeigneter Sprengwiderstandsgrad Grundvoraussetzung sein (z.B. GasEx-sichere Tresore). Im elektronischen Bereich haben die Institute ebenfalls Möglichkeiten, Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen. Seien es Färbesysteme, Inertgassysteme und Antigassysteme oder Funkensysteme: Solche elektronischen Optionen sind für sich allein genommen natürlich kein Allheilmittel – in Kombination mit allen anderen Maßnahmen können sie jedoch einen wesentlichen Beitrag für ein insgesamt höheres Sicherheitsniveau leisten.

Sein Sie unberechenbar!

Auch organisatorisch können Banken und Sparkassen hier jede Menge erreichen – indem sie die Täter schlichtweg irritieren, zum Beispiel. Dies kann beispielsweise gelingen, indem die Automaten zu unterschiedlichen Zeiten befüllt werden und damit eine Sprengung nur noch unberechenbar mit einem lukrativen Bargeldraub endet.

Sicherheit darf nicht behindern

Welchen Weg die Kreditwirtschaft geht, um der wachsenden Täterschar wirksame Präventionskonzepte entgegen zu setzen: Sie dürfen den Alltag in den Filialen nicht behindern. Dabei liegt der Teufel manchmal durchaus im Detail: Geänderte oder verkürzte Filialöffnungszeiten etwa können zu einer ungewollten Schlangenbildung vor den Geldautomaten führen. Blockierte Zufahrtswege für die Fahrzeuge der Täter behindern beispielsweise auch den legalen Anlieferverkehr. Der Einsichtschutz bei Fenstern oder gar zugemauerte Fenster ändern nicht nur die Rauminnenatmosphäre – sie haben zudem den entscheidenden Nachteil, dass auch Polizei und Wachpersonal einen eingeschränkten Einblick in die SB-Zone haben. Aufwändig abgesicherte Geldautomaten mit Stahlbügeln, Färbesystemen und/oder eingesetzten Dämmmatten schränken möglicherweise die Ergonomie von Geldwerttransport-Mitarbeitern oder von Servicetechnikern ein. Zudem sind auch datenschutzrechtliche Fragestellungen mit Blick auf die Nutzung und dem Einsatz der Kamerasysteme rechtssicher zu beantworten, bevor deren Bild- und Filmmaterial Bestandteil einer Präventionsstrategie werden.

Fazit: Die eine Lösung für GA-Sicherheit gibt es nicht

Banken und Sparkassen sind gefordert, der Komplexität des Problems und der Individualität der zu schützenden Niederlassungen und SB-Stützpunkte gerecht zu werden. Ein intelligenter Maßnahmenmix schafft hier die notwendige Grundlage für ein Mindestmaß an Sicherheit vor Sprengstoffangriffen auf Geldautomaten. Akzeptiert und dauerhaft tragfähig werden die getroffenen Präventionen nur sein, wenn sie sich nahtlos in das Tagesgeschäft einfügen und nicht zur Belastung werden.aj

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert