Ambidextrie: Innovation und Effizienz sind kein Widerspruch

BearingPoint
Simultane Entwicklungen
Doch am erfolgreichsten sind laut BearingPoint jene Gesellschaften, die „beidhändig“ agieren, also sowohl das eine als auch das andere tun. Dieses Konzept der Ambidextrie – der Beidhändigkeit – verbessere die Adaptivität, wodurch Versicherer sowohl zukunftsfähiger sind als auch besser auf unvorhergesehene Krisen reagieren können. Mit diesem Management- und Organisationsmodell, das die simultane Effizienzsteigerung und Innovationsfähigkeit im Unternehmen verankert, gelingt laut der Studie der Spagat zwischen effizientem Wirtschaften und kreativem Innovieren.

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In anderen Industrien und Branchen wird Ambidextrie bereits seit langer Zeit praktiziert – insbesondere im angelsächsischen Raum. In Deutschland ist dieses erfolgreiche Modell in der Versicherungsbranche noch nicht so weit verbreitet.“
Carsten Erler, Partner bei BearingPoint
Dabei habe Ambidextrie viele Vorteile. Einerseits beschäftigen sich Organisationen dauerhaft mit gezielten Innovationen und Investitionen in zukünftige Geschäftsmodelle, was ein langfristiges Überleben trotz intensivem Wettbewerb gewährleisten kann. Andererseits ermöglicht ein „ambidextres Mindset“, so Erler, eine ausgeglichene Unternehmensleistung auch bei Markt- und Technologie-Disruptionen.
Ein Drittel der Versicherer betroffen
Tatsächlich ist dieses Konzept bei einem Drittel der untersuchten Versicherer noch nicht angekommen. Während nur ein sehr geringer Teil der Befragten (4 Prozent) angab, grundsätzlich gar keine Bestrebungen hinsichtlich Optimierungsstrategien zu verfolgen, fokussierten sich 13 Prozent rein auf Wachstum durch spezielle Innovationsförderung und 11 Prozent der Befragten verfolgten das Ziel durch reine Effizienzsteigerung im Unternehmen.
Dagegen haben laut Studie einige Versicherer – unter anderem die Marktführer – die Vorteile der Ambidextrie bereits für sich erkannt und sind in Richtung beidhändiges Unternehmen unterwegs.
Unterschiedliche Modelle der Ambidextrie
Das Beratungshaus postuliert zwei Formen der Beidhändigkeit. Die strukturelle Ambidextrie sieht vor, dass das bestehende Geschäft und innovative Einheiten getrennt voneinander und Innovation zentral in der Organisation gesteuert stattfinden. Bei kontextueller Ambidextrie werden dagegen alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einbezogen, da sie „das Ohr“ am Markt beziehungsweise am Kunden haben und deren Bedürfnisse und wechselnden Anforderungen am besten kennen. Dementsprechend sind in diesem Fall Innovationen ein Thema für alle Bereiche und Teams des Unternehmens.

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Die Studie zeigt jedoch, dass als Ambidextrieform häufiger ein strukturelles Konstrukt gewählt wird. Hier können mit neuer IT, anderen Zielen, Mindset und Personal Innovationen prototypisch entwickelt und am Markt erprobt werden. Die kognitive Herausforderung liegt dagegen beim übergeordneten Management. Nachteilig seien laut BearingPoint die Verzahnung mit Experten und Möglichkeiten der bestehenden Organisation. Hier habe die kontextuelle Ambidextrie zentrale Vorteile.
Schritte zur Ambidextrie
Die Handlungsempfehlungen für Versicherungen umfassen sechs Schritte, die das BearingPoint Ambidextrie Modell (BAM) bilden, anhand eines Schemas Prepare – Process – People. Beidhändigkeit verankern, Strukturen schaffen und Stakeholder konsequent einbinden, seien zentrale Erfolgsfaktoren auf dem Weg zur erfolgreichen beidhändigen Versicherung, so Carsten Erler.
Als Einstieg empfiehlt das Beratungshaus, eine Reifegradermittlung zu explorativen und exploitativen Elementen in der Organisation vorzunehmen und die Potenziale zu ermitteln. Nach einer Bestimmung des Status Quo schaffe erfahrungsgemäß die Identifikation und Umsetzung einer geeigneten Ambidextrieform nachhaltige Mehrwerte. Messbare Ziele können dann überprüft und angepasst, die Ausrichtung auf Kernwerte einem Blick in den Spiegel unterzogen werden. hj
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