Digitale Identität auf EU-Ebene: Das bedeute die Einführung der EUDI-Wallet

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Die EUDI-Wallet ist als einheitliches System für alle EU-Mitgliedsstaaten konzipiert. Sie soll es Privatpersonen ermöglichen, digitale Nachweise wie den Personalausweis, Führerschein oder Bildungszertifikate sicher auf ihrem Mobilgerät zu speichern und bei Bedarf kontrolliert weiterzugeben. Genutzt werden kann sie unter anderem für Online-Behördengänge, Kontoeröffnungen, Vertragsabschlüsse oder Altersverifikationen. Auch für physische Situationen – etwa an Flughäfen oder bei Hotel-Check-ins – ist die Verwendung denkbar.
Die Wallet basiert auf einer sogenannten selbstsouveränen Identitätsarchitektur (SSI), bei der Nutzerinnen und Nutzer selbst entscheiden, welche Daten sie wem in welchem Umfang zur Verfügung stellen. Die technische Infrastruktur soll dabei sowohl nationalen als auch europäischen Datenschutzanforderungen genügen und zugleich eine reibungslose Interoperabilität zwischen den EU-Staaten sicherstellen.
Auswirkungen auf Wirtschaft und Verwaltung
Die Einführung der EUDI-Wallet betrifft nicht nur Privatpersonen, sondern hat weitreichende Implikationen für Unternehmen und Behörden. Insbesondere Unternehmen aus regulierten Branchen – etwa dem Finanz- oder Telekommunikationssektor – sind verpflichtet, die Wallet ab ihrer Verfügbarkeit für digitale Identitätsprüfungen zu akzeptieren. Damit einher geht die Notwendigkeit, geeignete Schnittstellen zu schaffen und die internen Prozesse entsprechend anzupassen.
Das Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung hat angekündigt, dass die Bereitstellung in Deutschland Anfang 2027 erfolgen soll. Bereits jetzt wird empfohlen, sich frühzeitig mit der technischen Umsetzung und den rechtlichen Anforderungen auseinanderzusetzen.
„Die EUDI-Wallet revolutioniert die gesamte digitale Infrastruktur Europas. Unternehmen, die sich frühzeitig mit den Anforderungen und Möglichkeiten auseinandersetzen, sind klar im Vorteil“
Andreas Plies, CEO bei Authada
Die Vorteile für Unternehmen liegen laut Brancheneinschätzungen vor allem in einer effizienteren Kundenidentifikation, der Automatisierung von KYC- und AML-Prozessen sowie langfristig reduzierten Kosten. Für die Verbraucher wiederum bedeutet die Einführung mehr Kontrolle über persönliche Daten sowie eine Vereinfachung vieler digitaler Verwaltungs- und Geschäftsprozesse.
Technische und regulatorische Herausforderungen
Die Umsetzung der EUDI-Wallet wirft für viele Akteure praktische Fragen auf – insbesondere in Bezug auf Datenschutz, Nutzerfreundlichkeit und die Integration in bestehende IT-Systeme. Die Herausforderung liegt unter anderem darin, die Wallet-Lösungen sicher, interoperabel und alltagstauglich zu gestalten. Auch die Interaktion zwischen öffentlicher Infrastruktur, privaten Anbietern und europäischen Standards erfordert enge Abstimmung. Einige Unternehmen beteiligen sich bereits an Pilotprojekten zur Entwicklung entsprechender Lösungen. In Deutschland ist u. a. das Unternehmen Authada Teil eines vom Bundesministerium unterstützten Konsortiums, das an der Entwicklung eines Wallet-Prototyps arbeitet. Das Projekt ist eingebettet in den Innovationswettbewerb der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND).
Vorbereitung entscheidend für Marktteilnehmer

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Aus Sicht der beteiligten Akteure ist der zeitliche Vorlauf zur Einführung der Wallet ein entscheidender Faktor. Unternehmen, die frühzeitig in die Anpassung ihrer Systeme investieren, können sich nicht nur regulatorische Sicherheit verschaffen, sondern auch Wettbewerbsvorteile sichern. Gleichzeitig warnt die Branche davor, die Entwicklungen zu unterschätzen: Wer zu spät reagiere, riskiere nicht nur rechtliche Probleme, sondern auch den Verlust von Marktanteilen und Kundenvertrauen.
Unklar ist bislang, inwieweit sich das System europaweit einheitlich durchsetzen wird und wie Nutzerinnen und Nutzer es in der Praxis annehmen. Die EUDI-Wallet steht damit exemplarisch für den Versuch, digitale Souveränität, Datenschutz und wirtschaftliche Effizienz auf EU-Ebene miteinander zu verbinden.tw
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