ANWENDUNG9. April 2024

KI-Sprachmodell für Versicherer soll Rechnungen automatisch lesen und bezahlen

Faktor Zehn
Faktor Zehn

Wasserschäden sind laut Faktor Zehn die zweithäufigste Schadensart in der Hausratversicherung. Trotzdem seien diese Fälle für Versicherungsunternehmen nicht immer leicht zu bearbeiten. Nach der Schadens-Meldung per App oder automatisch über Smart-Home-Sensoren könnten Versicherer oft auch schon automatisiert prüfen, ob er gedeckt ist. Faktor Zehn will mit seiner Lösung jetzt auch die Rechnungsbearbeitung mit Hilfe von KI automatisieren.

[Ge]rade kleinere Firmen hätten in der Regel keine Schnittstellen, über die sie das Dokument digital und standardisiert übermitteln. Rechnungen würden aus Papier verschickt, gern mit doppeltem Durchschlag und eigener Fachsprache formuliert. Das Schriftstück könne von der Versicherung zwar gescannt und digital gelesen werden, doch dann müssten die Dokumente in vielen Fällen trotzdem noch manuell ausgewertet und interpretiert werden. Genau hier soll spezialisierte KI zum Einsatz kommen.

KI-Modell übersetzt Rechnungen in Versicherungssprache

Angedockt sei die Lösung an Faktor-ICS, das Schadenmodul von Faktor Zehn. Das zugrundeliegende KI-Sprachmodell, entwickelt in Zusammenarbeit mit dem Frauenhofer Institut, sei speziell auf Versicherungsfälle trainiert. Im Fall der Wasserschaden-Rechnung bedeute das, dass Einzelleistungen – wie Schlauchinstallation, Aufstellen und Leeren der Trockner – von der KI strukturiert würden. Sie fasse sie sinnvoll zusammen und übersetze sie in die Sprache der Versicherungen („Trocknungskosten“). Dabei erkenne sie auch Synonyme und Bilder. Anschließend würden die Informationen automatisiert geprüft: Ein Regelwerk prüfe, ob die Leistung erstattungsfähig ist, orientiere sich unter anderem an Preisgrenzen, erkenne, ob die Rechnung kongruent ist und ob es sich um schlüssige Werte handelt.

KI für Versicherungen in den Sparten Hausrat, KFZ, Unfall und vielen mehr

Ist alles in Ordnung, könne Faktor-ICS die Zahlung freigeben, den Kunden eine schriftliche Information schicken, die Abschlussrechnung erstellen und den Schadensfall schließen. Bei Bedarf funktioniere das rund um die Uhr. Menschliche Eingriffe seien nur noch für optionale Stichproben nötig. Das Regelwerk ermögliche es der Versicherung beispielsweise, jeden siebten Fall von Sachbearbeitern prüfen zu lassen oder besonders hohe Summen gesondert unter die Lupe zu nehmen – je nachdem, was festgelegt wird.

Die gleiche Technologie funktioniert laut Faktor Zehn (Website) auch in anderen Sparten wie Unfall oder KFZ. Die sprachmodellbasierte KI helfe überall da, wo es gilt, unstrukturierte Daten zu verarbeiten – ganz gleich, ob das Belege für die Auszahlung von Krankenhaustagegeld oder Gutachten für kaputte Windschutzscheiben sind.

Der Mensch als Trainer und Kontrollinstanz

Entscheidend für den Erfolg von KI in der Versicherungsbranch seien ein verlässlicher Rechtsrahmen und die kontinuierliche Schulung des Sprachmodells. Denn nur wenn menschliche Experten die Ergebnisse validieren, könne sich das Modell gewinnbringend weiterentwickeln und so funktionieren, wie es soll. An dieser Stelle liege auch ein wesentlicher Knackpunkt: Die Qualität der KI-Ergebnisse stehe und falle mit der Güte der Datenbasis.

Was die Regulatorik angeht, gebe es seit dem AI-Act der EU 2023 grünes Licht für den Einsatz von KI bei Versicherungen. Die einzige Ausnahme: Beiträge für Lebens- und Krankenversicherungen dürften nicht von Künstlicher Intelligenz berechnet werden.ft

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