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STRATEGIE8. Juli 2016

FinTechs & Banken: Die Zukunft heißt Kooperation – ein Überleben gibt es nur gemeinsam

Marcus Laube, Gründer und CEO von crossinxcrossinx
Marcus Laube, Gründer und CEO von crossinxcrossinx

Bereits heute zeichnet sich der Trend ab, dass Banken eher mit FinTechs kooperieren und diese – auch finanziell – unterstützen, anstatt die Kompetenzen inhouse selbst aufzubauen. Um langfristig ein Überleben von Finanzinstituten und FinTechs zu sichern, müssen Koexistenz und Kooperation des etablierten Finanzsektors mit aufstrebenden FinTechs gefördert werden. Denn Banken und FinTechs können sich auf längere Sicht den Wettbewerb gegeneinander nicht leisten.

von Marcus Laube, Geschäftsführer crossinx

Lernen FinTechs und Banken nicht in einer Symbiose die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle voranzutreiben, wird ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig geschwächt. Gemeinsam können sie aber von den Stärken des jeweils anderen profitieren und eigene Schwächen ausgleichen.

Banken scheitern an Kundendaten und veralteter IT-Infrastruktur

Banken behindern sich aktuell vor allem selbst in der Entwicklung, denn sie schöpfen an vielen Stellen ihr eigentlich vorhandenes Potenzial noch nicht aus. So sitzen sie zum Beispiel auf Bergen von Kundendaten, die sie nur richtig nutzen müssten.

digitalista/bigstock.com
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Zahlungsdaten, Bonität, Kaufverhalten – all das sind Daten, die als Basis für innovative Geschäftsmodelle dienen können.

FinTechs wiederum haben es verstanden, Kundendaten zu nutzen und zu Geld zu machen – völlig legal, in Form von neuen, individualisierten Produkten. Derzeit sind bei Finanzinstituten vor allem Datenschutz, veraltete IT-Infrastrukturen und fehlende Innovationskraft Hinderungsgründe dafür, es den FinTechs gleichzutun und innovative, auf den Kunden zugeschnittene Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.

Die veraltete IT-Infrastruktur kommt bei den meisten Finanzinstituten wie ein Flickenteppich daher: Die einzelnen Systeme und IT-Komponenten haben sich im Laufe der Jahre entwickelt und wurden aneinander gedockt. In keiner Bank gibt es ein IT-System aus einem Guss. Um mit FinTechs in Sachen Infrastruktur Schritt halten zu können, müssen Finanzinstitute eine beträchtliche Summe in eine neue IT-Infrastruktur und die Digitalisierung investieren, und sich so von Grund auf neu aufstellen. Im IT-Bereich sind FinTech-Unternehmen im Vergleich zu Banken wesentlich besser aufgestellt. Zum einen sind die meisten Unternehmen Startups oder zumindest nicht mehr als zehn Jahre alt und haben eine moderne, meist dezentrale und damit agile IT-Infrastruktur, die nicht über die Jahre zusammengestückelt wurde. Zum anderen zählen FinTechs im Gegensatz zu Banken zu den digitalen Natives.

Weniger Vorgaben und eingefahrene Prozesse beflügeln FinTechs

Auch die internen Strukturen in Finanzinstituten sind weit davon entfernt, zeitgemäß zu sein: Die in Banken etablierten Strukturen sind über Jahre gewachsen und ein Eingreifen gestaltet sich daher recht schwierig. Die Umsetzung von Neuerungen ist ein langwieriger Prozess.

FinTech-Unternehmen haben hier einen klaren Vorteil: Sie sind in der Regel noch nicht lange am Markt und dementsprechend anpassungsfähiger und flexibler in ihrer Entwicklung. Ihre Hierarchien sind flach und ihre Prozesse anpassungsfähig. Finanztechnologie-Anbieter können darüber hinaus schneller und effizienter arbeiten als Banken, da sie, zumindest am Anfang, nicht durch eine detaillierte Regulatorik in ihrem Handeln und ihrer Entwicklung eingeschränkt sind. Darüber hinaus fokussieren sie sich in der Regel auf einzelne, spezielle Aspekte im Bereich der Finanzdienstleistungen und optimieren diese. Den Luxus dieser isolierten Betrachtungsweise haben Finanzinstitute nicht, denn sie bieten meist das gesamte Spektrum an Finanzdienstleistungen an.

Hier liegt jedoch auch die bisher ungenutzte Chance für Banken: Digitalisieren, und zwar Schritt für Schritt. Es muss ja nicht gleich das ganze Geschäftsmodell sein.”

Die Digitalisierung einzelner Bereiche ist bereits ein erster Schritt in die richtige Richtung. Bisher erfolgt die Umstellung bei Banken – wenn sie denn überhaupt stattfindet – noch viel zu zögerlich. Den Geldhäusern fehlt es darüber hinaus oft an einer übergeordneten Strategie zur Digitalisierung ihrer Prozesse und Geschäftsmodelle.

alphaspirit/bigstock.com
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Risk to fail – keine Option für Banken

Banken werden durch ihren Status gebremst: Als etabliertes Unternehmen steht für ein großes Geldinstitut ein Scheitern nicht zur Debatte, während es in der Startup-Szene absolut normal ist, dass einzelne Geschäftsmodelle nicht funktionieren und wieder vom Markt verschwinden. Banken können sich solche Fehltritte kaum leisten, ohne einen Reputationsverlust zu riskieren. Dementsprechend gehen Banken bei Neuentwicklungen weniger oder kaum Risiken ein. Dadurch dauern Entwicklungen deutlich länger und es ist quasi unmöglich, mit dem hohen Tempo im FinTech-Bereich mitzuhalten. Finanzinstitute sollten deshalb nicht nur die „wilde“ Entwicklung der FinTechs beobachten und zugreifen, wenn sich erste Erfolge oder spannende Produkte abzeichnen. Sie sollten sich vielmehr dieses Entwicklungspotenzial direkt ins Haus holen, beispielsweise mit einem Innovation-Lab, und die Marktentwicklung aktiv mitgestalten.

Autor Marcus Laube
Marcus-Laube---Gruender-und-CEO-crossinx-516Marcus Laube ist Gründer und CEO von Crossinx. Das Unternehmen wurde 2007 gegründet und habe mittlerweile über 30.000 angebundene Unternehmen. Laube ist in diversen nationalen und internationalen Verbänden tätig, unter anderem als Gründungsmitglied des Forums elektronische Rechnung (FeRD) und Gründungsmitglied und stellvertretender Vorstand des Verbandes elektronische Rechnung (VeR) sowie Co-Chairman beim europäischen E-Invoicing Verband EESPA.

Die Banklizenz: Die Eintrittskarte für den Markt

Banken haben aber auch einen enormen Vorteil, den FinTechs sich aktuell noch häufig zunutze machen: eine Banklizenz. Nur mit dieser Lizenz ist es in Deutschland möglich, Bankgeschäfte oder bankenähnliche Geschäfte zu betreiben. Um die von der BaFin regulierte Banklizenz zu erhalten, müssen Unternehmen eine große Anzahl an Konditionen erfüllen. Nur die wenigsten FinTechs erfüllen bisher die Voraussetzungen für eine Lizenz. Um ihr Geschäft trotzdem durchführen zu können, müssen sie daher zwangsweise mit etablierten Finanzinstituten kooperieren.

Überleben ist nur in Koexistenz möglich

Bleiben die Banken unter sich, verzichten sie auf wertvollen Input von Außen. Doch ohne Banken wird es wohl auch über kurz oder lang für FinTechs eng. Ein Überleben beider ist also nur in Koexistenz mit dem anderen möglich. Wird die richtige Form der Kooperation gewählt, in der jede Seite seine Stärken einbringen kann, werden beide Seiten auch profitieren … und der Kunde allemal.aj

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