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FINTECH13. April 2018

Paypal: Warum der Payment-Anbieter von vielen Banken unterschätzt wird

bigtunaonline / Bigstock

Dass den etablierten Banken nicht mehr nur aus der FinTech-Szene der Wind ins Gesicht weht, sondern dass auch die großen Digitalunternehmen wie Google, Apple und allen voran Amazon Aktivitäten in Richtung Bank- und Kreditdienstleistungen planen, ist bekannt. Doch da ist noch ein anderer Großer aus der Payment-Welt, den die meisten Banken bei Krediten und Bankgeschäften so gar nicht auf dem Schirm haben dürften, obwohl er gerade im Bereich des bargeldlosen Bezahlens schon einer der Marktführer ist.

Wenn man über Paypal spricht, kommt einem zunächst Ebay in den Sinn. Bereits 2001 hatte Ebay das Unternehmen für 1,5 Mrd. US-Dollar übernommen und als absolut passendes Puzzleteil in den Geschäftsbetrieb als Online-Auktionshaus integriert. Als Teil des Ebay-Konzerns war Paypal lange Jahre recht erfolgreich und verdankt einen Teil seines Erfolges sicherlich auch der Tatsache, dass viele Privilegien im Zusammenhang mit den Transaktionen über die E-Commerce-Plattform an die Nutzung des Paypal-Dienstes für die Bezahlung verbunden waren. Inzwischen hat Ebay in mehreren Schritten sein Verhältnis zu Paypal gelockert, Paypal als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht und zuletzt sogar angekündigt, man wolle Paypal nicht mehr als den einen Premium-Zahlungsanbieter verstanden wissen, sondern ab spätestens 2020 den niederländischen Anbieter Adyen an Paypals Stelle treten lassen.

Nach der abgekühlten Beziehung zu Ebay: Paypal unter Zugzwang

Gleichwohl ist Paypal im Schatten von Ebay zu einem der ganz Großen geworden – auch was Bankdienstleistungen und -produkte betrifft. Schon seit längerer Zeit vergibt das Unternehmen insbesondere in den USA Konsumkredite und bietet einige Anlageformen an. Hinzugekommen ist kürzlich eine Debit-Karte, über die Kunden in Zukunft Geld abheben können – wohlgemerkt auch erst einmal nur in den USA. Und neu ist (laut Wallstreet Journal) ebenfalls eine Möglichkeit, mit der Schecks per Foto eingelöst werden können – sicherlich eine Funktion, die hier in Europa produktbedingt keine Berechtigung hätte, die aber durchaus zeigt, wo die Reise für Paypal hingeht.

Dabei verfügt das Unternehmen dort nicht einmal über eine der begehrten und fürs Geschäft wichtigen Bankenlizenzen. Stattdessen setzt man auf die Dienstleistungen anderer Geldinstitute, ist also quasi auf deren White-Label-Lösungen angewiesen. Ein Zustand, der Paypal nicht gefallen dürfte und der in Zukunft auch noch problematischer wird, wenn Paypal nicht mehr so sehr im Fahrwasser von Ebay mitschwimmt.

Gerade in Deutschland stehen Paypal schon Türen offen

Anders in Deutschland: Hier hält Paypal bereits seit 2007 eine Bankenlizenz und hält zudem eine Beteiligung am FinTech-Start-up Raisin, das den meisten Kunden eher unter deren Produkt Weltsparen bekannt sein dürfte. Somit wirkt Paypal an Geschäftsbeziehungen mit rund 40 Banken mit, die über Weltsparen Tages- und Festgelder vergeben. Ein guter Türöffner für ein Unternehmen, das in Zukunft weit mehr in der Finanzdienstleistungsbranche und insbesondere in der Bankenwelt bewegen will.

Unterm Strich wird es also gerade die nicht mehr so enge Bindung Paypals an Ebay sein, die das Unternehmen für die Bankenbranche gefährlich erscheinen lässt. Und wie wir bereits aus den Vergleichen mit Google oder Amazon wissen: Auch wenn diese Unternehmen weder das Vertrauen noch die langjährig gewachsenen Kundenbeziehungen vorzuweisen haben, auf die die Player der Bankenwelt zurückblicken können, so haben sie doch die hocheffizienten IT-Systeme, das Fingerspitzengefühl für die Auswertung großer Datenmengen und Know-how im Bereich der Predictive Analytics: „Kunden, die gestern bei Ihnen dieses Tagesgeldangebot abgeschlossen haben und sich für diese Aktien interessiert haben, könnten morgen an folgendes Produkt interessieren …“tw

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