ANWENDUNG25. Juni 2025

“Schmuddelgeschäfte”: Schwere Vorwürfe gegen Zahlungsdienstleister Payone

Geschäfte mit zweifelhaften Klienten riefen schon 2023 die Finanzaufsicht BaFin auf den Plan – es geht dabei um Vorwürfe gegen den Payment-Service-Provider Payone. Das Unternehmen versichert, aus dem Sachverhalt Konsequenzen gezogen zu haben. Doch Kritik gibt es immer noch.

Wie die Deutsche Presseagentur und der Spiegel melden, sieht sich der Zahlungsdienstleister Payone mit Vorwürfen konfrontiert, die sich um „Schmuddelgeschäfte“ (so die dpa wörtlich) mit Anbietern von Dating- oder Pornoseiten befassen. Über Jahre hinweg soll der Spezialist für digitale Zahlungen systematisch mit zweifelhaften Geschäftspartnern zusammengearbeitet haben. Demnach sollen sie auch gesetzliche Vorgaben zur Geldwäscheprävention missachtet haben. Das berichtet der Spiegel als Teil des internationalen Recherchenetzwerks EIC.

Der Zahlungsdienstleister Payone soll über Jahre hinweg Transaktionen für dubiose Anbieter aus der Porno-, Dating- und Glücksspielbranche abgewickelt haben – und dabei offenbar Sorgfaltspflichten im Bereich der Geldwäschebekämpfung vernachlässigt haben. Im Zentrum der Enthüllungen steht das sogenannte Hochrisikogeschäft, also die Zusammenarbeit mit Händlern aus besonders sensiblen Onlinebereichen. Interne Unterlagen deuten laut Spiegel darauf hin, dass Payone Zahlungen in dreistelliger Millionenhöhe für teils zweifelhafte Anbieter ermöglicht haben könnte – darunter Firmen im Dating- und Pornumfeld, die mit fragwürdigen Abo-Fallen, Phishing-Methoden und überhöhten Gebühren arbeiteten. Laut einem Prüfbericht im Auftrag der Finanzaufsicht Bafin wurden Webseiten im Portfolio teilweise nie aufgerufen, obwohl über sie angeblich Umsätze liefen. In mindestens einem Fall kam es zu mehrfachen Abbuchungen pro Tag mit derselben Kreditkarte – ein Indiz für Missbrauch.

Nähe zur Sparkassengruppe könnte zum Imageproblem werden

Studie zur Veränderung der Betrugslandschaft durch GenAI
KI, DALL-E

Der in Deutschland und Österreich tätige Dienstleister Payone verarbeitet nach eigenen Angaben für 277.000 Kunden und verantwortete zuletzt 5,4 Milliarden Transaktionen pro Jahr. Besondere Brisanz erhält der Fall durch die Nähe zur Sparkassengruppe: Der Deutsche Sparkassenverlag hält 40 Prozent an Payone, was dem Dienstleister in der Vergangenheit den Ruf von Seriosität und Verlässlichkeit verschafft hatte. Die Mehrheitsanteile liegen seit 2021 beim französischen Konzern Worldline. Beide Gesellschafter gerieten nun selbst in den Fokus der Recherche, wie der Spiegel berichtet.

Die Enthüllungen erinnern in ihrer Struktur an den Wirecard-Skandal: Auch dort hatte der inzwischen insolvente Zahlungsabwickler Geschäfte mit dubiosen Kunden betrieben – und einige dieser Kunden scheinen nach dem Wirecard-Zusammenbruch zu Payone gewechselt zu sein. Die Sparkassengruppe will sich auf Anfrage nicht konkret zu den Vorwürfen äußern. Payone selbst betont, dass alle Händler geprüft worden seien, hat sich aber im Zuge der internen Diskussionen 2021 von den betroffenen Hochrisikokunden getrennt. Interne Dokumente deuteten jedoch nach Angaben der Deutschen Presseagentur darauf hin, dass Zahlungen solcher Händler „weiterhin über eine andere Worldline-Tochter abgewickelt werden, also quasi über eine Schwester von Payone“.

2024 offenbarte die Aktiengesellschaft ihren Investoren die finanziellen Folgen der Maßnahmen. Bis zu 130 Millionen Euro Umsatz könnten wegbrechen, davon 40 Millionen Euro in Deutschland. … Payone beendete den Unterlagen zufolge die Zusammenarbeit mit mehreren in der Schweiz ansässigen Firmen, die dubiose Dating- und Seitensprungportale betreiben.”

Aus dem Spiegel-Artikel

Wie viel wusste Payone-Führung – und wann war sie informiert?

Dennoch bleibt die Frage im Raum, wie tief das Management in die Vorgänge involviert war. Laut dem Spiegel sollen Führungspersonen wie der heutige CEO Ottmar Bloching – ein langjähriger Sparkassenmanager – bereits 2022 in seiner damaligen Funktion über die Probleme informiert gewesen sein. Hinweise darauf, dass er sich für eine sofortige Beendigung des Geschäfts ausgesprochen hätte, fehlen allerdings laut dem Nachrichtenmagazin.

Im September 2023 zog die Bafin schließlich Konsequenzen: In einer Mitteilung warf sie Payone „gravierende Defizite“ bei der Umsetzung der Sorgfaltspflichten nach dem Geldwäschegesetz vor. Damit reiht sich das Unternehmen in eine Liste von Zahlungsdienstleistern ein, deren Geschäftsmodelle mit den digitalen Schattenseiten konfrontiert sind – und deren Reputationsrisiken sich nun auch auf ihre prominenten Gesellschafter ausweiten könnten.

Payone: Kritisierte Geschäfte wurden komplett eingestellt

IT-Finanzmagazin hat nun erneut bei Payone nachgefragt. Allgemein wolle man, heißt es in der Antwort, darauf hinweisen, dass man keine Stellung zu einzelnen Kundensituationen nehmen könne. Die Sprecherin erklärt aber, die Payone unterliege als regulierter und lizensierter Zahlungsdienstleister regelmäßig Prüfungen verschiedener Art und Umfangs durch Wirtschaftsprüfer und Aufsichtsbehörden. So habe auch die Finanzaufsichtsbehörde (BaFin) im Jahr 2023 im Zusammenhang mit aufsichtsrechtlichen Prüfungen es Payone untersagt, bestimmte Hochrisiko-Transaktionen im Auftrag bestimmter Online-Händler durchzuführen.

Diese Untersagung war hauptsächlich auf Bedenken beim Onboarding-Verfahren und der laufenden Überwachungsprozesse innerhalb bestimmter Segmente des E-Commerce-Portfolios zurückzuführen. Infolgedessen ergriff Payone umgehend Maßnahmen, um diese Geschäftsbeziehungen sowohl mit Partnern als auch mit Händlern, die in Deutschland tätig sind, zu beenden.”

Eine Sprecherin von Payone auf IT-Finanzmagazin-Anfrage 

Um die aufsichtsrechtlichen Feststellungen angemessen und wirksam umzusetzen, habe man, unterstützt durch einen umfassenden Maßnahmenplan, sofortige Verbesserungen am Risikorahmenwerk, ihrer Governance-Struktur und ihrem Kontrollumfeld vorgenommen. Die Worldline Group sowie die DSV-Gruppe unterstützen die Payone aktiv bei der Umsetzung und Überwachung dieser Maßnahmen – was immer das auch im Endeffekt bedeutet. Die Veränderungen seien, so erklärt das Unternehmen weiter, darauf ausgelegt, zukünftige Transaktionen von Kunden mit ähnlichen Kundenprofilen zu verhindern, die erhöhte Compliance-Risiken darstellen könnten. Die Maßnahmen bilden die zunehmend steigenden regulatorischen Anforderungen ab und erfolgen in Zusammenarbeit mit der Aufsichtsbehörde.

Auch Worldline verweist in einer aktuellen Stellungnahme darauf, dass die Gruppe seit 2023 ihre Vorgaben geschärft habe, „um die vollständige Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften zu gewährleisten“. Geschäftsbeziehungen, die als nicht konform damit erachtet werden, seien beendet worden. Das Unternehmen betonte gegenüber der dpa: „Wenn die Gruppe Hinweise auf Verstöße feststellt, werden umgehend zusätzliche Prüfungen durchgeführt, die möglicherweise zur Beendigung der Kundenbeziehung führen.“ tw

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