ZAHLUNGSVERKEHR9. November 2023

SEPA Instant Payment: EU schiebt Zusatzgebühren bei Echtzeitüberweisung einen Riegel vor

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Die meisten Banken und Sparkassen haben bisher mit zusätzlichen Gebühren bei der Echtzeitüberweisung abkassiert. Dem will jetzt die Europäische Union den Kampf ansagen – und hat dafür durchaus vernünftige Gründe, die mittelfristig auch die europäischen Banken und Zahlungsdienstleister stärken könnten. Doch noch fehlt die Umsetzung der Vorgabe ins jeweilige Landesrecht. Hier könnten die Euroländer im Vorteil sein. Auch wenn sich die technischen Hürden in Grenzen halten dürften, ist mit der Reform eine weitere Verpflichtung verbunden, die Banken schwerer fallen dürfte.

Für Überweisungen innerhalb Europas in (Fast-)Echtzeit verlangten in der Vergangenheit fast alle Banken zusätzliche Gebühren. Das wird sich nun ändern. In Brüssel haben sich die Mitgliedsländer der EU und das Europäische Parlament vorläufig darauf geeinigt, dass künftig europaweite Überweisungen in Echtzeit ohne Aufschläge erfolgen können – und zwar rund um die Uhr. Das betrifft alle Zahlungsverkehrsdienstleister wie Banken und Sparkassen, die Standardüberweisungen in Euro durchführen. Allerdings sieht die Vereinbarung weiterhin vor, dass Kreditinstitute für einzelne Überweisungen weiterhin eine Gebühr verlangen dürfen – allerdings nicht für die beschleunigte Ausführung mehr als für die reguläre Ausführung einer SEPA-Überweisung via IBAN.

Banken müssen zukünftig IBAN und Empfänger abgleichen

Technisch ist all das ja keine größere Herausforderung, wobei eine weitere Neuerung den Banken und Sparkassen weit mehr Kopfzerbrechen bereiten dürfte. Dies könnte allerdings dazu führen, dass in Zukunft mehr Überweisungen erst einmal abgelehnt werden. In der Einigung heißt es nämlich: „Nach den neuen Vorschriften müssen Anbieter von Sofortüberweisungen überprüfen, ob IBAN und Name des Empfängers übereinstimmen, um den Zahler vor einer Transaktion auf mögliche Fehler oder Betrug hinzuweisen.“

Diese Anforderung soll allerdings auch für reguläre Überweisungen gelten. Es wird in Zukunft also haftungstechnisch schwieriger, wenn Banken sich bei einer Fehlbuchung schadlos gegenüber dem Kunden halten wollen. Allerdings ist bekanntermaßen durch die IBAN-Prüfzahlen die Gefahr für Irrläufer ohnehin bereits gesunken.

Paypal und Co. Paroli bieten

Im Ergebnis wird der Verlust dieser Zusatzerträge zwar den Banken und Sparkassen missfallen, vor allem aber den sonstigen Zahlungsdiensten, insbesondere Paypal, ein wesentliches Konkurrenzargument entziehen. Und genau in diese Richtung zielt auch die Vereinbarung der Europäischen Union. In einer Mitteilung heißt es:

Die neuen Regeln werden die strategische Autonomie des europäischen Wirtschafts- und Finanzsektors verbessern, da sie dazu beitragen werden, eine übermäßige Abhängigkeit von Finanzinstituten und -infrastrukturen aus Drittländern zu verringern.”

Aus einer Mitteilung des Rats der Europäischen Union

Verbesserte Optionen zur Mobilisierung von Finanzströmen werden sowohl Konsumenten als auch Unternehmen Vorteile bringen und innovative Mehrwertdienste ermöglichen. Vor allem für den grenzüberschreitenden Online-Handel könnte sich einiges ändern: Eine zusätzliche Zahlungslösung, die eine schnellere Auftragsabwicklung und Lieferung ermöglicht.

Umsetzung in den EU-Staaten noch offen

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Die Neuregelung wird allerdings nicht ab sofort gelten („vorläufig vereinbart“, wie es offiziell heißt), – sie gilt für die 27 EU-Staaten sowie Norwegen, Island und Liechtenstein, muss aber erst in nationales Recht implementiert werden. Es ist davon auszugehen, dass dies in den Ländern der Eurozone schneller möglich sein wird als in den übrigen Staaten. Zumindest technische Hürden sind aber nicht zu erwarten, da die eigentliche technische Möglichkeit ja bereits existiert und nur eine Preisänderung vorgenommen werden muss.

Auch FinTechs begrüßen den Schritt

Begrüßt wird all das interessanterweise zumindest auch von Zahlungsanbietern wie Wise. Diese betonen, dass hierdurch neben den Banken auch sie Zugang zur Zahlungsinfrastruktur bekommen können. „Zu lange durften Banken für Echtzeitüberweisungen einen Aufschlag verlangen, was die Menschen davon abhielt, sich für diese zu entscheiden. Dies hat nicht nur den Verbrauchern geschadet und Zahlungsvorgänge unnötig in die Länge gezogen, sondern auch Innovationen blockiert. Banken seien nicht länger die Gatekeeper der Zahlungssysteme. Mit dieser Änderung sind Zahlungsinstitute nicht mehr auf Banken angewiesen, um ihre Dienste anzubieten.

Die Einführung der IBAN-Überweisung im Jahr 2014 war ein bedeutender Fortschritt für kostenlose Geldtransfers innerhalb Deutschlands und in andere europäische Länder. Anfangs dauerten diese kostenfreien Überweisungen indes mehrere Tage. In den darauf folgenden Jahren wurde die Echtzeitüberweisung im Rahmen des SEPA-Systems eingeführt, offiziell heißt das Feature SEPA Instant Payment. Seit vier Jahren unterstützen nahezu sämtliche Banken zumindest die grundlegende Möglichkeit, Echtzeitüberweisungen zu empfangen. Allerdings hängt die Geschwindigkeit der Anzeige für den Kunden zumeist von der jeweiligen App oder dem Internetbanking ab – und davon, wie zeitnah der Kontostand in der App aktualisiert wird.

Für die Ausführung von Echtzeitüberweisungen wird bei den meisten Banken immer noch eine zusätzliche Gebühr zwischen wenigen Cent und rund 2 Euro fällig. Dies dürfte wahrscheinlich der Grund dafür sein, dass auch heute nur etwa 11 Prozent der Überweisungen in Echtzeit durchgeführt werden.tw

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