ANWENDUNG28. Juli 2025

Wero erreicht 1 Million Aktivierungen unter den Sparkassen-Kunden

Wero kommt nach Luxemburg
EPI Company

Rund ein Jahr nach dem offiziellen Marktstart des europäischen Mobile-Payment-Verfahrens Wero haben mehr als eine Million Sparkassen-Kundinnen und -Kunden den Dienst aktiviert. Dies teilte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) mit. Die Marke gilt als wichtiger Meilenstein für das neue Verfahren, das von der European Payments Initiative (EPI) getragen wird – einem Zusammenschluss europäischer Banken und Zahlungsdienstleister, der sich zum Ziel gesetzt hat, eine souveräne europäische Alternative zu etablierten US-Zahldiensten wie Paypal, Apple Pay oder Google Pay zu schaffen.

Wero erlaubt das mobile Bezahlen in Echtzeit, ohne dass eine klassische IBAN benötigt wird. Stattdessen reichen Mobilnummer oder E-Mail-Adresse, um Geld zu senden oder zu empfangen – auch grenzüberschreitend, etwa nach Frankreich oder Belgien. Die Funktionalität ist direkt in die App „Sparkasse“ integriert, wird aber zunehmend auch über andere Banken und eine eigenständige Wero-App zugänglich gemacht. Inzwischen sind auch Kunden etwa der Postbank angebunden, weitere Institute sollen im Laufe des Sommers folgen.

Mit dem Erreichen der Millionennutzer-Grenze nimmt die Initiative nun die nächste Ausbaustufe in Angriff: Noch im laufenden Jahr soll Wero in einer Pilotphase für den Einsatz im Online-Handel getestet werden. Ziel ist es, das Verfahren als bequeme Zahlungsoption im E-Commerce zu etablieren – und damit über die bisherigen Peer-to-Peer-Zahlungen hinaus neue Anwendungsfelder zu erschließen.

Dr. Joachim Schmalzl Geschäftsführendes Vorstandsmitglied, Deutscher Sparkassen- und Giroverband e. V.DSGV
DSGV

Wero ist bei vielen Menschen längst im Alltag angekommen. Genau darauf bauen wir jetzt auf: Wer das Verfahren schon kennt und nutzt, kann es künftig auch beim Online-Shopping ganz selbstverständlich einsetzen.“

Joachim Schmalzl, DSGV-Vorstandsmitglied

Die Sparkassen sehen darin einen weiteren Schritt, um Wero dauerhaft als europäische Zahlungsmarke zu etablieren.

EPI und der lange Weg zur europäischen Souveränität im Zahlungsverkehr

Das Verfahren Wero ist das erste sichtbare Produkt der European Payments Initiative, die 2020 von europäischen Banken gegründet wurde. Die EPI hatte sich zunächst ambitionierte Ziele gesetzt – bis hin zur Ablösung von Kartensystemen wie Mastercard und Visa in Europa. Nach einem zwischenzeitlichen Rückzug mehrerer Großbanken wurde die Initiative 2023 in reduzierter Form neu ausgerichtet, unter maßgeblicher Beteiligung der Sparkassen-Finanzgruppe sowie von Volks- und Raiffeisenbanken.

Die Ziele bleiben ambitioniert: Mit Wero will man nicht nur den Vormarsch US-amerikanischer Tech-Player im Zahlungsverkehr bremsen, sondern auch die digitale Souveränität Europas im Finanzwesen stärken. Angesichts der geopolitischen Entwicklungen der vergangenen Jahre – und wachsender Bedenken hinsichtlich der Abhängigkeit von außereuropäischen Dienstleistern – genießt das Projekt auch politisch Aufmerksamkeit.

Allerdings spielt hierbei auch noch ein anderer Faktor eine Rolle: eine Aktivierungsprämie von 5 Euro, die neuen Nutzern direkt nach der Anmeldung per Sparkassen‑App gutgeschrieben wird. Ob Wero im Laufe der Zeit regelmäßiger genutzt wird, bleibt also abzuwarten. Wir erinnern uns: Auch beim inzwischen abgeschalteten Paydirekt gab es großzügiges Begrüßungsgeld für all jene, die mit wenigen Klicks einmalig das System nutzten. Zu Stammkunden wurden indes die wenigsten der Nutzer.

Konkurrenz bleibt übermächtig – Rückblick auf gescheiterte Vorläufer

DSGV/HASPA

Trotz des gelungenen Starts bleibt also auch für Wero der Markt schwierig. In Deutschland dominiert Paypal mit rund 32 Millionen aktiven Konten weiterhin den Online-Zahlungsverkehr. Frühere Versuche deutscher Banken, ein konkurrenzfähiges Zahlungssystem zu etablieren – etwa mit Paydirekt bzw. Giropay – blieben hinter den Erwartungen zurück. Giropay wurde Ende 2024 endgültig eingestellt.

Ob es Wero gelingen kann, sich dauerhaft am Markt zu etablieren, hängt von mehreren Faktoren ab: der Integration bei weiteren Banken, dem Aufbau eines flächendeckenden Akzeptanznetzes im Handel sowie der Kundenbindung im Alltag. Noch handelt es sich bei Wero um ein System im Aufbau. Zwar gibt es nach DSGV-Angaben europaweit inzwischen über 40 Millionen Nutzerzugänge – viele davon aber sind noch inaktiv oder nutzen die Lösung nur in begrenztem Umfang.

Handel, Kasse, E-Commerce – Wero-Konsortium hat noch viel vor

Langfristig soll Wero nicht nur für Peer-to-Peer-Zahlungen und Online-Shopping genutzt werden können. Auch das Bezahlen im stationären Handel – etwa per QR-Code oder NFC an der Kasse – ist geplant. Ziel ist ein umfassendes europäisches Zahlungssystem, das sich über alle Kanäle hinweg einsetzen lässt.

Ob sich dieser Anspruch einlösen lässt, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Für die Institute, die sich in der EPI engagieren, ist Wero derzeit aber vor allem eines: ein neuer Versuch, verlorenes Terrain im Zahlungsverkehr zurückzugewinnen – mit europäischem Fokus und moderner Infrastruktur. Ob das genügt, um gegen die dominanten US-Dienste zu bestehen, bleibt abzuwarten. Der anstehende E-Commerce-Pilot dürfte hier erste belastbare Erkenntnisse liefern. tw

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