ANWENDUNG16. Dezember 2025

44 Prozent der Finanzdienstleister und Versicherungen setzen KI nur in Teilbereichen ein

ReeveAI

Eine aktuelle Studie des Technologieunternehmens HTEC zeigt, dass der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) in der deutschen Finanzdienstleistungs- und Versicherungsbranche zwar an strategischer Bedeutung gewinnt, die unternehmensweite Umsetzung jedoch weiterhin stockt. Laut dem Bericht „The State of AI in Financial Services & Insurance 2025“ nutzen 44 Prozent der befragten deutschen Institute KI bislang nur in einzelnen Teilbereichen. Eine flächendeckende Integration in zentrale Geschäftsprozesse ist damit weiterhin die Ausnahme.

Die Studie „The State of AI in Financial Services & Insurance 2025” ist der erste Teil einer branchenübergreifenden Untersuchung von HTEC zum Thema KI. Sie basiert auf den Antworten von mehr als 1.500 Führungskräften aus Deutschland, Spanien, dem Vereinigten Königreich, den Vereinigten Staaten sowie aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, darunter 250 Vertretern aus der Finanzdienstleistungsbranche.

Für den deutschen Markt zeichnet die Studie ein ambivalentes Bild. Einerseits hat KI in den Führungsetagen einen hohen Stellenwert erreicht, und ein Großteil der Entscheider erkennt ihr Potenzial für Effizienzsteigerungen, bessere Entscheidungsfindung und neue digitale Services. Andererseits geben nur rund 50 Prozent der Befragten an, dass KI bereits vollständig in operative Abläufe eingebunden ist. Die weiterhin verbreitete Nutzung isolierter Anwendungsfälle deutet darauf hin, dass viele Institute Schwierigkeiten haben, KI-Lösungen in bestehende Kernsysteme und End-to-End-Prozesse zu integrieren.

Als größtes Hemmnis für die Skalierung nennen 54 Prozent der deutschen Führungskräfte die technische Komplexität der Integration, insbesondere im Zusammenspiel mit gewachsenen IT-Landschaften und Altsystemen. Hinzu kommen organisatorische Faktoren: 30 Prozent berichten von einer fehlenden strategischen Abstimmung innerhalb der Führungsebene, was Transformationsprojekte verzögert oder fragmentiert. Auch der Mangel an qualifizierten Fachkräften stellt ein wesentliches Hindernis dar. Besonders ausgeprägt sind laut Studie Lücken in den Bereichen Datenengineering und Datenanalyse, DevOps und Automatisierung, Cybersicherheit und Datenschutz sowie – in geringerem Umfang – spezifischem KI- und Machine-Learning-Know-how. Diese Engpässe führen nach Einschätzung der Befragten zu steigenden Kosten, geringerer Innovationsgeschwindigkeit und einer verlangsamten Markteinführung neuer Lösungen. Entsprechend bewerten nur 36 Prozent der Befragten ihre Führungsteams als hochgradig KI-kompetent.

Betrugserkennung und Risikomanagement als Anwendungsfelder

Gleichzeitig zeigt die Studie, in welchen Anwendungsfeldern KI bereits heute einen spürbaren Mehrwert liefert. Besonders häufig genannt werden Betrugserkennung und Risikomanagement, bei denen Echtzeit-Analysen und Anomalieerkennung eine zentrale Rolle spielen. Auch die Automatisierung des Underwritings, personalisierte Kundeninteraktionen, KI-gestützte Analysen für Beratung und Entscheidungsfindung sowie die Automatisierung der Schadenbearbeitung werden als relevante Einsatzgebiete beschrieben, in denen Effizienzgewinne und qualitative Verbesserungen erzielt werden können.

Beim Reifegrad der KI-Einführung sehen sich allerdings nur 17 Prozent der befragten Unternehmen in der Lage, KI-Lösungen schnell umzusetzen und zu skalieren. Mehr als die Hälfte gibt an, sich noch in einer Lern- oder Experimentierphase zu befinden oder Schwierigkeiten zu haben, mit dem Tempo der technologischen Entwicklung Schritt zu halten. Vor diesem Hintergrund betont die Studie die Bedeutung klarer strategischer Zielbilder, belastbarer technologischer Grundlagen und einer engeren Verzahnung von Fachbereichen und IT.

Jamie Alsop, Managing Partner für Finanzdienstleistungen und Versicherungen bei HTEC und Mitautor der Studie, sieht insbesondere in der Zusammenarbeit einen entscheidenden Erfolgsfaktor. Die schnellsten Fortschritte erzielten demnach Unternehmen, in denen technische und fachliche Führungskräfte gemeinsam an messbaren Zielen arbeiteten, anstatt KI-Projekte primär als experimentelle Vorhaben zu betreiben. Auch Kooperationen mit externen Partnern könnten dazu beitragen, Wertschöpfung schneller zu realisieren und bestehende Kompetenzlücken zu schließen.

Übergangsphase: KI ist noch nicht etabliert

Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass sich die deutsche Finanz- und Versicherungsbranche in einer Übergangsphase befindet: KI ist strategisch angekommen, ihre breite und nachhaltige Verankerung in den Organisationen steht jedoch vielfach noch aus.

„Die schnellsten Unternehmen sind oft diejenigen, in denen technische und fachliche Führungskräfte als ein Team zusammenarbeiten und sich auf messbare Ergebnisse konzentrieren, anstatt nur um des Experimentierens willen zu experimentieren“, erklärt Jamie Alsop, Managing Partner für Finanzdienstleistungen und Versicherungen bei HTEC und Mitautor des Berichts.

Die Zusammenarbeit von verschiedenen Funktionsträgern und mit externen Experten ist unerlässlich, um die Wertschöpfung zu beschleunigen und das volle Potenzial von KI im Finanzdienstleistungsbereich auszuschöpfen.“

Jamie Alsop, Managing Partner Finance bei HTEC  

Die Untersuchung „The State of AI in Financial Services & Insurance 2025” ist zum Download verfügbar.tw

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